Stadt Kassel Logo Internet


Vier Ehrengräber auf dem Hauptfriedhof saniert

29. Juli 2014.

Eine Möglichkeit, sich der Geschichte einer Stadt oder eines Landes zu nähern, bietet der Gang über einen Friedhof. In Kassel gilt dies in außergewöhnlicher Weise gerade auch wegen der sogenannten Ehrengräber für besondere Persönlichkeiten. Jetzt sind wieder vier davon auf dem Hauptfriedhof einer Sanierung unterzogen worden. Es handelt sich dabei um die Ruhestätten des Malers Heinrich Faust, der Schuldirektorin Elisabeth Knipping sowie die Oberbürgermeister Heinrich Hartwig und Friedrich Nebelthau.

Die Tradition der Ehrengräber ist in Kassel rund 100 Jahre alt: Insgesamt 63 Frauen und Männern ist damit ein persönliches Denkmal gesetzt worden. Auf diese Weise hat die Stadt bemerkenswerte Lebensleistungen gewürdigt. Auf dem Hauptfriedhof befindet sich mit 38 Ehrengräbern das Gros davon.

Zu den sanierten Ehrengräbern hier die betreffenden Kurzbiografien respektive die Art der vorgenommenen Maßnahmen:

Heinrich Faust (1843 – 1891) war ein Kasseler Maler und Vertreter eines „alle Sinne ansprechenden Ästhetizismus“ Er war in seiner Kindheit nach Kassel gekommen, wo er an der Akademie studierte. Nach Auslandsaufenthalten lebte er ab 1870 als freier Künstler in Kassel. Seine künstlerischen Vorbilder waren der österreichische „Malerfürst“ Hans Makart und der Schweizer Künstler des Symbolismus, Arnold Böcklin. In der Neuen Galerie sind 20 Bilder, unter anderem ein Selbstbildnis und mehrere Porträts, von Heinrich Faust zu finden.

Beim Grab von Heinrich Faust handelt es sich um eine stark verwitterte liegende Sandsteinplatte mit Reliefstrukturen. Von Relief und erhabener Schrift lassen sich nur noch Fragmente erahnen, was eine Restaurierung der Grabplatte unmöglich machte. Auch Quellen über die Entstehung der Platte ließen sich nicht finden. Um sie dennoch in einem ehrengrabwürdigen Zustand zu erhalten, wurde die Platte gereinigt und neu verlegt. Eine Glasplatte mit einer Kopie eines seiner Werke „Der Frühling, Studie, 1887“ und seinen Lebensdaten wurden mit Zustimmung der Museumslandschaft Hessen Kassel auf die Grabplatte aufgebracht. Dies soll dem Besucher künftig einen Einblick in die Person und Werke Fausts geben.

Elisabeth Knipping (1869 – 1951) war Kasseler Schulleiterin und gab wichtige Impulse für die Bildung von Frauen. Ab 1900 zunächst als Schulsekretärin an den vom Casseler Frauenbildungsverein (Vorsitzende: Auguste Förster) geleiteten Schulanstalten (bestehend aus Hauswirtschafts- und Handelsschule mit angeschlossener Lehrerinnenbildungsanstalt) tätig, bildete sie sich zur Gewerbelehrerin weiter und leitete ab 1904 zunächst die Handelsschule sowie später die weiteren Bildungsinstitute. Die heute nach ihr benannte Elisabeth-Knipping-Schule wurde in ihrer Zeit weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. „Tausende von jungen Menschen haben in dieser Schule ihre Ausbildung für einen technischen, hauswirtschaftlichen oder den Lehrerinnenberuf erhalten. So wirkte sie mit reichem Segen tief in das öffentliche Leben hinein. Sie wird in der Geschichte der Mädchenbildung der Stadt Kassel unvergessen bleiben“,  hieß es 1951 im Nachruf der Stadt.

Das Grab von Elisabeth Knipping ist eine Familiengrabstätte. Das Umwelt- und Gartenamt hat jetzt die Sandsteineinfassungen aus rotem Wesersandstein erneuern, die Grabsteine reinigen und ausmalen sowie eine neue Bepflanzung aus Stauden, u.a. mit Heuchera, Tiarella und Vinca sowie Gräsern und Farnen, und frühjahrsblühenden Blumenzwiebeln herstellen lassen.

Heinrich Wilhelm Hartwig (1792 – 1863) war von 1848 bis 1863 Kasseler Oberbürgermeister. Er wurde in Hofgeismar geboren, 1816 Anwalt in Bad Karlshafen und später Obergerichtsanwalt in Kassel. 1836 wurde Heinrich Wilhelm Hartwig Vertreter Kassels im hessischen Landesparlament und 1848 als Verfechter der bürgerlichen Revolution auf 30 Jahre zum Oberbürgermeister gewählt. Als politischer Gegner von Kurfürst Friedrich Wilhelm und dessen Chefministers Ludwig Hassenpflug geriet er mit dem Wiedererstarken der alten Ordnung unter Druck. Als Kassel mit Hilfe von im Auftrag des deutschen Bundes eingesetzten bayerischen Truppen besetzt wurde, bezogen nicht nur 28 Soldaten in Hartwigs Dienstwohnung im Rathaus Quartier, sondern Hartwig zu drei Monaten Festungshaft verurteilt, die er als amtierender Oberbürgermeister 1851 in der festung Spangenberg verbüßte. Dennoch blieb er bis zu seinem Tod 1863 im Amt.

Friedrich Nebelthau (1806 – 1875) war von 1864 bis 1875 Oberbürgermeister von Kassel. Er wurde in Kassel geboren, machte Abitur am Friedrichsgymnasium, studierte Rechtswissenschaften und wurde 1828 Obergerichtsanwalt in Kassel, 1845 Beigeordneter und 1848 Vizebürgermeister der Stadt Kassel. Als Hessen-Kassel 1866 von Preußen annektiert wurde, reiste Nebelthau mit einer Kasseler Delegation zum preußischen König und späteren Kaiser Wilhelm I., um bei ihm für die Rechte Kassels einzutreten - offenbar mit Erfolg. Kassel wurde Hauptstadt der Provinz Hessen-Nassau, zu der auch die Städte Wiesbaden und vor allem Frankfurt gehörten. Nebelthau gehörte auch den Abgeordnetenhäusern von Preußen, des Norddeutschen Bundes und später dem Reichstag an. Nach ihm wurde eine Straße im Vorderen Westen benannt.

Beide Grabstätten verfügen weder über einen Grabstein, noch ein höhenbildendes Element, so dass sie nur schwer als Ehrengrab erkennbar waren. Beide erhielten mit der Neugestaltung ein bzw. Drei Solitärpflanzen, um – anstelle des Grabsteines – ein gestaltendes Element auf dem Grab zu erhalten. Das Grab von Heinrich Wilhelm Hartwig wurde darüber hinaus mit einer Einfassung aus Buchsbaum aufgewertet.

Als offizielles Projekt zum Stadtjubiläum Kassel 1100 hat das Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur Ende 2013 eine Publikation über die Ehrengräber mit dem Titel „Stadtgeschichte in Lebensgeschichten – Die Ehrengräber der Stadt Kassel. “ realisiert. Weitere Informationen stehen im Internet auch unter www.friedhofsverwaltung-kassel.de/graeber_ehrengraeber.htm

 

Pressekontakt: documenta-Stadt Kassel, Stephan Kaiser



Stadt Kassel
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Rathaus / Obere Königsstraße 8
34112 Kassel

Telefon: 0561 / 787-1231 oder 0561 / 787-1232
Telefax: 0561 / 787-87
E-Mail: presse@kassel.de

Pressesprecher Ingo Happel-Emrich
Pressesprecherin Petra Bohnenkamp

Kassel und die Region im Internet: www.kassel.de
Die Stadtverwaltung im Internet: www.stadt-kassel.de

presse-service.de Die Pressestelle der documenta-Stadt Kassel ist Mitglied bei www.presse-service.de. Dort können Sie auch Mitteilungen weiterer Pressestellen abonnieren, Ihr Interessenprofil verwalten oder sich ganz aus dem Verteiler löschen.


Seite schließen