Kreis Recklinghausen - Presseservice




[Suche]

[Druckansicht]
Meldung vom 30.11.2018
„Kaum sichtbar, aber doch überall“
Serie: Bildungsgänge der Berufskollegs im Kreis Recklinghausen

Es ist kurz vor acht Uhr morgens. Langsam und noch etwas schläfrig bewegen sich die Schüler durch die langen Flure des Hans-Böckler-Berufskollegs in Marl. Eine von ihnen ist Thea Wange, 27 Jahre alt. Sie macht eine Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin. Bevor Thea Wange die wissenschaftlichen Labore betritt, bindet sie ihre langen blonden Haare zu einem Zopf zusammen und zieht sich einen weißen Kittel an. Eine Schutzbrille und Handschuhe machen die Arbeitskleidung im Labor komplett.

Auf dem Lehrplan steht heute Zellbiologie bei Bildungsgangkoordinatorin Claudia Kierstan. Zu Beginn der Unterrichtsstunde bereiten die Schüler ihren Arbeitsplatz vor, holen Mikroskope, Pipettierhilfen und Zellproben aus den Schränken. In kleinen Gruppen untersuchen sie menschliche Hautkrebszellen und kontrollieren unter Mikroskopen, ob sich die Zellen verändert oder vermehrt haben. Das Erforschen von Krebszellen ist von großem medizinischen und pharmazeutischen Interesse: Getestet wird unter anderem, wie sich unterschiedliche Wirkstoffe auf die Zellkulturen von Krebsarten auswirken. Lehrerin Kierstan läuft zwischen den Schülergruppen hin und her, steht ihnen beratend zur Seite. In der Probe von Thea Wange haben sich bereits kleine Tumor-Zellen gebildet: Sie schwenkt die Kulturflasche und hält sie ins Licht. Die Zellen haben sich deutlich sichtbar am Boden der Flasche festgesetzt.

Die Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin ist nicht Thea Wanges „Plan A“ gewesen: „Nach dem Abitur habe ich erst einmal eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich das nicht bis zur Rente machen möchte.“ In der Schulzeit hatte sie sich schon immer für Naturwissenschaften interessiert und schreibt sich für das Studium „Molekulare Biologie“ an der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen ein. Zu Beginn macht ihr das Studium Spaß, durch den vielen Lernstoff und die Belastung des Nebenjobs kommt sie aber an ihre Grenzen. „Ich konnte einfach nicht mehr weiter machen“, sagt die Schülerin, während sie mit ihrer Probe zur „Clean-Bench“ am anderen Ende des Raumes geht.

Die Werkbank schafft einen sterilen Arbeitsbereich, damit die Forschung nicht durch Bakterien beeinflusst wird. Mit einer Pipettierhilfe nimmt sie die Zellen auf, die sich nicht am Boden der Kulturflasche festgesetzt haben, und gibt sie auf den Objektträger. Vor einem Jahr entschied sich Thea Wange für eine Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin am Hans-Böckler-Berufskolleg. „Mir gefällt die Ausbildung hier gut. Die Lehrer sind sehr nett und man merkt ihre Begeisterung für das Thema. Das motiviert einen dann selbst.“ Im nächsten Untersuchungsschritt sollen die gewachsenen Zellkulturen vom Flaschenboden gelöst werden. Dafür spülen die Schüler die Zellen mit dem Enzym Trypsin, um sie im Anschluss auszählen zu können.

„An der Biochemie fasziniert mich besonders, dass wir mit kleinsten Teilchen arbeiten. Sie sind kaum sichtbar, aber überall. Egal ob es Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze sind“, erzählt Thea Wange. Spannend findet sie auch die vielen Einsatzfelder für die Assistenten: In der Forschung zum Beispiel bei DNA-Analysen von Erbkrankheiten oder im Bereich der Lebensmittelkontrollen. Nach der Ausbildung können die Schüler Arbeitsplätze in den Laboren von Krankenhäusern, Universitäten oder Pharma- und Lebensmittel-Unternehmen finden. Aber auch in der Pathologie oder in der Gewebe-Betrachtung in Kriminalämtern können die Assistenten eingesetzt werden.

Ein Schwerpunkt der Ausbildung ist das eigenständige Arbeiten im Labor, bei dem die Lehrer im Laufe der Zeit nur noch Hilfestellung geben. Biologisch-technische Assistenten sind auf dem Arbeitsmarkt gut gefragt. Im Zuge der Digitalisierung und Globalisierung gewinnen Unterrichtsinhalte wie Bioinformatik und Englisch immer mehr an Bedeutung. „Die Hauptsprache in den Laboren ist mittlerweile Englisch. Man arbeitet mit internationalen Mitarbeitern zusammen und auch die Fachliteratur wird fast nur noch in englischer Sprache publiziert“, sagt die Lehrerin.

Gegen Ende der Unterrichtsstunde sitzen die Schüler wieder an ihren Plätzen und zählen unter den Mikroskopen die Zellen der Proben aus. Gemeinsam bespricht Claudia Kierstan mit der Klasse die Ergebnisse der Zellzahlbestimmungen. Anschließend räumen die Schüler ihren Arbeitsplatz auf: Geräte wie Bechergläser oder Zählkammern werden gereinigt und desinfiziert. Pünktlich um elf Uhr klingelt der Schulgong zum Ende des Unterrichts.

 

Allgemeine Informationen zum Ausbildungsgang

Der Ausbildungsgang zum staatlich geprüften biologisch-technischen Assistenten wird am Hans-Böckler-Berufskolleg für Hochschulzugangsberechtigte mit allgemeiner Hochschulreife oder Fachoberschulreife angeboten und dauert zwei Jahre. Die Ausbildung setzt auf Praxisnähe, die vor allem in den gut ausgestatteten und hoch spezialisierten Laboratorien des Berufskollegs umgesetzt werden kann.

Die Ausbildung zum biologisch-technischen Assistenten in Kombination mit der Allgemeinen Hochschulreife besteht aus einem dreijährigen schulischen Teil und einem dreimonatigen Betriebspraktikum. Voraussetzungen für Interessierte ist ein Abschluss der Sekundarstufe I. Dazu zählt die Fachoberschulreife mit Qualifikationsvermerk zum Besuch einer gymnasialen Oberstufe oder die Versetzung von Klasse 9 in 10 im G8-Gymnasium.

Zugangsvoraussetzungen für den biologisch-technischen Assistenten für Hochschulzugangsberechtigte sind die Fachhochschulreife oder die Allgemeine Hochschulreife („Abitur“). In die Ausbildung mitinbegriffen ist ein achtwöchiges Betriebspraktikum in einem biologischen Fachbetrieb, in Laboratorien oder in staatlichen Einrichtungen.

Weitere Informationen zu den Ausbildungsgängen gibt es unter: www.hbbk.net

 

„Infobox“: Das Hans-Böckler-Berufskolleg - Europaschule des Landes NRW

Das Hans-Böckler-Berufskolleg wurde 1906 in Marl gegründet und besitzt einen zweiten Standort in Haltern am See. Namensgeber ist der deutsche Politiker Hans Böckler, der unter anderem erster Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) war. Insgesamt gehen rund 3100 Schüler auf das Berufskolleg in Marl und Haltern. Das Bildungsangebot ist gegliedert in teil- und vollzeitschulische Bildungsgänge in den Berufsbereichen: Biologie, Biotechnik, Chemie, Chemietechnik, Elektrotechnik, Automatisierungstechnik, Sozial- und Gesundheitswesen, Ernährung und Versorgung, Wirtschaft und Verwaltung, Medien, Medientechnik sowie Zahn- und Bädertechnik.

 



Pressekontakt: Öffentlichkeitsarbeit, Anna Lea Kopatschek, Telefon: 02361/534612, E-Mail: a.kopatschek@kreis-re.de

Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

„Kaum sichtbar, aber doch überall“
Im Unterricht untersucht Thea Wange menschliche Hautkrebszellen. Am Hans-Böckler-Berufskollegs in Marl macht sie eine Ausbildung zur biologisch-technischen Assistentin.
„Kaum sichtbar, aber doch überall“
Lehrerin Claudia Kierstan gibt Hilfestellung bei der Zellzahlbestimmung.

[Zurück]


Die Kreisverwaltung Recklinghausen im Überblick

Der Kreis Recklinghausen ist mit über 630.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Kreis Deutschlands. Besonders auffällig ist in diesem Kreis die Vielfalt: Von der Industriezone des Ruhrgebiets zu den ländlichen Strukturen des Münsterlandes gibt es im Kreis Recklinghausen alle Facetten zu sehen und zu erleben.
In der Region finden Einwohner und Besucher einen bunten Mix an kulturellen Angeboten – angeführt von den Ruhrfestspielen und dem Grimme Preis über Kleinkunst und Kabarett bis zu Konzerten aller Art. Der „Vestische Kreis", wie er auch genannt wird, überrascht mit viel Grün und Wasser. Die Haard und die Hohe Mark laden zu kleineren und größeren Wanderungen, Ausritten und Radtouren ein, von den Bergehalden des Reviers hat man eine beeindruckende Aussicht über das mittlere Ruhrgebiet bis hin zum Münsterland.
Zum Kreis Recklinghausen gehören zehn Städte: Castrop-Rauxel, Datteln, Dorsten, Gladbeck, Haltern am See, Herten, Marl, Recklinghausen, Oer-Erkenschwick und Waltrop. Die Kreisverwaltung Recklinghausen ist unter anderem zuständig für das Straßenverkehrsamt, das Gesundheitswesen, Veterinäramt, Katastrophen-, Zivil- und Feuerschutz, Geodaten, Erziehungsberatung, sie ist Umwelt- und Wasserbehörde und vieles mehr.

Alle Dienstleistungen der Kreisverwaltung gibt es im Internet: www.kreis-re.de.


Herausgeber:
Kreis Recklinghausen
Öffentlichkeitsarbeit
45655 Recklinghausen
Telefon: 0 23 61 / 53 45 12
Web: http://www.kreis-re.de
E-Mail: svenja.kuechmeister@kreis-re.de

Die Pressemitteilungen der Pressestelle Kreis Recklinghausen können Sie per RSS-Feed oder als E-Mail-Abo auf https://www.presse-service.de/ beziehen. Dort können Sie auch Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und per E-Mail abonnieren.