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Münster, 20.03.2019

Obdachlosenunterkunft ist Geschichte
Letzte Bewohner der Großanlage an Trauttmansdorffstraße sind ausgezogen / Neues Konzept zur Betreuung von wohnungslosen Familien zeigt erste Erfolge

Münster (SMS) Anfang der Siebzigerjahre waren die insgesamt 36 "Schlichtwohnungen" in den sechs Häusern Trauttmansdorffstraße 77-87 ein Fortschritt für wohnungslose Familien. Sie konnten endlich die Baracken für bedürftige, obdachlose Menschen im damaligen Wohngebiet Toppheide verlassen, wo sie auf engstem Raum ohne Küche, Bad und Heizung lebten. Jetzt ist die Einrichtung an der Trauttmansdorffstraße selbst Geschichte. Am 28. Februar hat der letzte Haushalt von zuletzt 50 Familien die mittlerweile maroden Häuser verlassen. Sie werden abgerissen und machen einer gewerblichen Nutzung Platz.

"Mit der Einrichtung Trauttmansdorffstraße endet ein Kapitel Wohnungslosenhilfe. Statt auf Großanlagen setzt die Stadt heute auf kleine, dezentrale Einrichtungen. In diesen werden die Menschen intensiv sozial begleitet, damit sie möglichst bald in regulären Wohnraum vermittelt werden können", sagte Stadträtin Cornelia Wilkens.

Früher existierten in Münster zwei große Anlagen für wohnungslose  Familien: Drei Gebäude mit insgesamt etwa 100 Plätzen am Schwarzen Kamp und die sechs Häuser mit rund 200 Plätzen an der Trauttmansdorffstraße. Die Gebäude am Schwarzen Kamp existieren nicht mehr, stattdessen steht dort seit drei Jahren ein Neubau für bis zu 50 Menschen. Hinzu kommen über die Stadt verteilt inzwischen vier weitere kleine Einrichtungen mit insgesamt 180 Plätzen. "Wenn nun noch die geplante Unterkunft für bis zu 30 Personen an der Johanniterstraße öffnet, verfügt Münster über 260 Plätze in sechs Einrichtungen für wohnungslose Familien", so die Sozialdezernentin.

Das neue Konzept zur Betreuung der Menschen in kleineren Einrichtungen und zur Schließung des Standorts Trauttmansdorffstraße hat der Rat im Frühjahr 2018 beschlossen. Danach erhalten die Menschen nicht allein ein Dach über dem Kopf. Denn die Erfahrung zeigt, dass viele den Weg zurück auf den Wohnungsmarkt aus eigener Kraft nicht schaffen. Für sie kann eine Obdachloseneinrichtung zur Sackgasse werden. Und je mehr Familien ohne wirkliche Perspektive in einer Einrichtung leben, umso schwieriger wird es für sie alle und letztlich auch für die Nachbarschaft.

Deshalb hat das Sozialamt eine enge soziale Betreuung und ambulante Familienbegleitung aufgebaut, um wohnungslose Familien für den regulären Wohnungsmarkt fit zu machen. Ziel: "Nach einem Jahr sollen die Familien eine eigene Wohnung bezogen haben", sagte Sozialamtsleiterin Dagmar Arnkens-Homann. Das ist trotz der Wohnungsknappheit realistisch. Die durchschnittliche Verweildauer im Neubau am Schwarzen Kamp beträgt nach Angaben der Sozialamtsleiterin sieben bis acht Monate, während es in den alten Gebäuden fast keine Fluktuation gab. "Und von den zuletzt 207 Personen in der Einrichtung Trauttmansdorffstraße ging es für neun Familien mit zusammen 36 Personen nicht weiter in die nächste Obdachlosenunterkunft, sondern direkt in reguläre Wohnungen", sagte Dagmar Arnkens-Homann.

Eigentümerin der 1972/73 errichteten Anlage an der Trauttmansdorffstraße ist die Wohn- und Stadtbau GmbH. Sie hatte die Häuser langfristig an die Stadt vermietet. Das Sozialamt hat sie zunächst ausschließlich für wohnungslose Familien genutzt. Als Anfang der Neunzigerjahre kurzfristig viele Aus- und Übersiedler und in Folge des Balkankriegs auch Flüchtlinge untergebracht werden mussten, nutzte die Stadt Teile der Wohnanlage auch für diese Gruppen.

In den kommenden Tagen gibt sie die Häuser an die Wohn- und Stadtbau zurück. Nach Angaben von deren Geschäftsführer Dr. Christian Jaeger hat die städtische Gesellschaft das 5440 qm große Grundstück bereits an einen Einzelhändler verkauft. Der wird die Häuser abreißen und die Fläche für den Betrieb eines Lagers und einer Werkstadt nutzen. "Die Wohnanlage war ein Fremdkörper im Gewerbegebiet und hat die Bewohner unnötig isoliert", meint Christian Jaeger. Und weiter: "Auf die Wohnbebauung folgt zukünftig nichtstörendes Gewerbe."

Nicht betroffen ist davon die Kita Trauttmansdorffstraße, die sich ebenfalls auf dem Gelände befindet. Bei der Kita handelt es sich um das Sozialpädagogische Zentrum der Arbeiterwohlfahrt Münsterland-Recklinghausen. Sie hat insgesamt 30 Plätze in zwei Gruppen für Kinder von vier Monaten bis sechs Jahren. Um den Rechtsanspruch auf Betreuungsplätze im Stadtteil Berg Fidel zu sichern, bleibt die Kita am Standort bestehen.



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