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Meldungsdatum: 12.09.2019

Von steinernen Zeugen und Westfalen-Verstehern

Auftaktveranstaltung der Reihe „Geschichte ist mehr“ am 18. September – Neue Vorträge zur Stadt- und Regionalgeschichte

„Auf Ewigkeit angelegt. Das Grab für alle Zeiten Eigentum des Toten“ – so hat die Schriftstellerin Barbara Bronnen ein Grundprinzip jüdischer Begräbniskultur beschrieben. Das gilt auch für die beiden Friedhöfe, die die jüdischen Gemeinden Borken und Gemen bis zu ihrer Zerstörung während der Herrschaft der Nationalsozialisten besessen, genutzt und gepflegt haben. Am kommenden Mittwoch, den 18. September, bilden sie den thematischen Auftakt in der Reihe „Geschichte ist mehr“ die vom Stadtarchiv Borken koordiniert und von der Volkshochschule, dem Forum Altes Rathaus (FARB) und dem Heimatverein Borken mitgetragen wird.

Mechtild Schöneberg, Gründungsmitglied des Arbeitskreises jüdische Geschichte in Borken und Gemen, stellt an dem Abend einige ausgewählte Lebensgeschichten ausführlich vor und stützt sich dabei vorrangig auf „papierene“ Quellen. Der Vortrag findet um 19.30 Uhr im VHS-Forum an der Heidener Straße statt. Der Eintritt beträgt sechs Euro. Schülerinnen und Schüler haben freien Eintritt.

Das älteste erhaltene Grab ist in Borken rund 125 Jahre alt und zählt zu den Grabstätten einer Generation, die bereits das 19. Jahrhundert weitgehend durchlebt hat. So wurde Salomon Windmüller 1816 geboren, Esther Hirsch und Philippine Braunstein kamen 1819 zur Welt. Zu den meisten der rund 90 Borkener und Gemener Grabsteinen könnten Lebensgeschichten erzählt werden, die auch die fortschreitende Integration der jüdischen Gemeinden in das kommunale Leben greifbar machen.

Der Theologe und Pädagoge Walter Schiffer aus Borken hat die erhalten gebliebenen hebräischen Inschriften mittlerweile sorgfältig dokumentiert und ins Deutsche übersetzt. „Das Andenken zu verlängern“ ist als Leitgedanke nicht nur ideell, sondern auch sehr physisch gemeint, denn an den Grabsteinen nagt der Zahn der Zeit. Ausgehend von den Besonderheiten der jüdischen Tradition, in der ein Friedhof als „guter Ort“ gilt, weiß Walter Schiffer die formelhafte Sprache der Grabsteine zu interpretieren und interessante Aufschlüsse über die Persönlichkeit der Verstorbenen zu vermitteln.

Weitere Herbsttermine in der Reihe „Geschichte ist mehr“:

- Mittwoch, 9. Oktober 2019: Rudolf Koormann (Heimatverein Borken) – Von West nach Ost: Die Brinkstraße, Wilbecke und Remigiusstraße in alten Bildern
- Mittwoch, 30. Oktober 2019: Dr. Dirk Ziesing (Bochum) – „Mit Gott für König und Vaterland“: Borken und die Schlacht bei Waterloo 1815
- Mittwoch, 27. November 2019: Peter Wittkampf (Telgte) – So also ist der Westfale: Westfalen-Versteher von 1474 bis heute

Ansprechpartner ist Dr. Norbert Fasse vom Stadtarchiv Borken unter Tel. 02861/939-217 und per E-Mail an norbert.fasse@borken.de.


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Grabsteine auf dem Jüdischen Friedhof „Am Replingsfunder“. Foto: Hartmut Bringmann


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