Meldungsdatum: 20.12.2019

„Die kleinsten Schönheiten des Meeres in 3D“

Ausstellung im Museum am Schölerberg

Für das menschliche Auge unsichtbare Einzeller beherbergen die größte Artenvielfalt auf unserer Erde. Im Mikroskop kann man ihre Formenvielfalt erahnen. Allerdings haben viele Einzeller einen komplizierten Zellaufbau, der nur bei räumlicher Darstellung verständlich wird. Im Museum am Schölerberg wird am Donnerstag, 16. Januar, um 19.30 Uhr eine Fotoausstellung eröffnet, die die Formenvielfalt, aber auch die überraschende Schönheit von Einzellern aus dem Meer in dreidimensionalen Bildern zeigt. Der Eintritt zur Eröffnung ist frei. Zu sehen ist die Schau bis zum 29. März.

Entstanden ist die Ausstellung dank der leidenschaftlichen Arbeit des Mikrobiologen Prof. Dr. Heribert Cypionka und des Diplom-Ingenieurs Eberhard Raap. Sie stellen in der Ausstellung drei Gruppen von einzelligen Meeresbewohnern vor: Kieselalgen, Strahlentierchen und Kammerlinge – ausgelesen aus Wasser-, Strand- und Sedimentproben aus aller Welt, einige davon viele Millionen Jahre alt. Das Besondere: Man sieht die Winzlinge aufgrund einer speziellen Darstellungsmethode (Anaglyphentechnik) durch spezielle Brillen räumlich.

Die meisten Objekte der Ausstellung sind gerade einmal 0,05 Millimeter oder 50 Mikrometer groß, etwa so groß wie der Durchmesser eines menschlichen Haars und viel kleiner als ein Stecknadelkopf.

Eberhard Raap hat viele der Einzeller ‒ oft mit Hilfe eines einzelnen Haars ‒ zu kunstvollen mikroskopischen Kreispräparaten zusammenlegt und fixiert, manche davon mit mehr als 140 Objekten auf einem Durchmesser von weniger als 1,5 Millimetern.

Stark vergrößernde Mikroskop-Objektive haben eine sehr geringe Schärfentiefe. Man benötigt deshalb eine Bilderserie mit zunehmendem Fokus, um Objekte mit räumlicher Ausdehnung vollständig scharf abzubilden. Heribert Cypionka hat das kostenlos verfügbare Bildbearbeitungsprogramm PICOLAY entwickelt, das aus Schichtbildserien 3D-Bilder erstellt. Die Bilder der Ausstellung beruhen auf Bilderstapeln mit je 30 bis 100 Bildern, aufgenommen im Abstand von wenigen Mikrometern. Die Software errechnet dann ein einziges scharfes Bild und die räumliche Struktur der Objekte, die schließlich dreidimensional dargestellt werden kann. Die Bilder eröffnen den Betrachtenden eine Welt voller filigraner und bizarrer Organismen.

Den Ausstellungsmachern geht es weniger um taxonomische Genauigkeit und systematische Vollständigkeit. Vielmehr möchten sie zeigen, wie schön und vielfältig die Formen der Mikroorganismen und ihrer fossilen Reste sind. „Wir kämpfen gegen das Bild des primitiven Einzellers“, erklärt Heribert Cypionka. „Wir wollen die Augen öffnen für ihre Fähigkeit, in einer komplexen Umwelt zu überleben und sich zu vermehren.“

Die meisten Menschen denken bei Meeresbewohnern an Fische, Wale, Seehunde, Krabben, Muscheln – vielleicht noch an Korallen oder Algen. „Wer weiß schon, dass wenn er sich auf Mallorca am Strand sonnt, größtenteils auf Fossilien von Einzellern sitzt?“, fragt Cypionka.

Die Ausstellung wird eröffnet am Donnerstag, 16. Januar, um 19.30 Uhr mit einer Einführung von Prof. Dr. Heribert Cypionka, der die Methode der 3D-Darstellung und die Gruppen der dargestellten Einzeller vorstellen wird.

Weitere Informationen unter www.picolay.de und www.microbial-world.com.


An die Redaktionen:
Sie sind herzlich zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag, 16. Januar, eingeladen. Prof. Dr. Heribert Cypionka steht Ihnen ab 18 Uhr für Interviews und Fotos zur Verfügung.

Eintritt:
Der Eintritt ist im Ticket für das Museum am Schölerberg enthalten.

Ausstellungsort:
Museum am Schölerberg, Klaus-Strick-Weg 10, 49082 Osnabrück

Öffnungszeiten:
Montag: geschlossen
Dienstag: 9 bis 20 Uhr
Mittwoch bis Freitag: 9 bis 18 Uhr
Samstag: 14 bis 18 Uhr
Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Pressekontakt: Lisa Heyn | Museum am Schölerberg | Telefon 0541 323-7034 | E-Mail: heyn@osnabrueck.de


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Strahlentierchen_Anthocyrtis grossularia (c) Heribert Cypionka.jpg

©  Eberhard Raap
Strahlentierchen_Anthocyrtis grossularia (c) Heribert Cypionka.jpg

Ein 40 Millionen Jahre altes fossiles Strahlentierchen (Anthocyrtis grossularia) von der Insel Barbados. Strahlentierchen sind einzellige Lebewesen mit einem Endoskelett aus Silikat, ähnlich wie Glas. Sie sind circa 50 Mikrometer groß und schützen sich gegen Fressfeinde mit ihrer stacheligen und spitzen Struktur.


Mundoeffnung einer Rotaliidea (c) Heribert Cypionka.jpg

©  Eberhard Raap
Mundoeffnung einer Rotaliidea (c) Heribert Cypionka.jpg

Globigerina sp.- die häufigste planktische Foraminifere (Kammerling) im Ozean. Mittels der 3D-Brillen lässt sich in der Ausstellung plastisch in die Mundöffnung hineinschauen.


Foraminifere aus Dangast (c) Heribert Cypionka.jpg

©  Heribert Cypionka
Foraminifere aus Dangast (c) Heribert Cypionka.jpg

Lebende Foraminifere (Kammerlinge) aus Dangast, Nordsee (Dunkelfeld). Foraminife-ren machen keine Photosynthese. Diese hat aber offenbar Algen als Symbionten auf-genommen.


Kreis_Diatomeen (c) Heribert Cypionka.jpg

©  Heribert Cypionka
Kreis_Diatomeen (c) Heribert Cypionka.jpg

Diatomeen oder Kieselalgen sind eine artenreiche Gruppe einzelliger Algen mit einem Gehäuse aus glasartigem Silikat. Präparat: Eberhard Raap