Standort: Lubowitz. Aus der kniehohen Wiese ragen rotbraune Backsteinmauern. Es sind die Ruinen des Schlosses Lubowitz. Im Schloss hat der deutsche Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff gelebt. An einer Mauer hängt ein Banner, auf dem steht: „Denkst du des Schlosses noch auf stiller Höh?“ Ein Zitat von Eichendorff. Zum lebendigen Erinnern an den Dichter gibt es nebenan ein Gedenk- und Begegnungszentrum. In den Vitrinen liegt zum Beispiel seine Lyrik. „Mehr als 600 Gedichte hat Eichendorff zu Lebzeiten geschrieben. Seine Werke wurden weltweit übersetzt“, erzählt Pawel Ryborz, Leiter des Eichendorff-Zentrums. Besonderheit: Nachfahren von Eichendorff leben heute in Hemer. Eine Figur, die den Märkischen Kreis und Ratibor verbindet.
Nach dem weiteren Kultureinblick an den Ruinen des Palastes in Tworków heißt es: Willkommen am Hochwasserschutzreservoir „Raciborz Dolny“. Bei der Anfahrt sind schon die aus der flachen Landschaft ragenden, 22 Kilometer langen Dämme erkennbar. Der Fluss Oder trennt sie an einer Stelle. Hier steht eine Schleuse. Es ist das größte, hydrotechnische Bauwerk in Polen. 185 Millionen Kubikmeter Wasser können gefasst werden. „Dadurch können mehr als zwei Millionen Menschen im Odertal ruhig schlafen“, betont ein Mitarbeiter des Hochwasserschutzreservoirs. Für die Landkreise Ratibor und Wodzislawski ein bedeutender Beitrag gegen Hochwasser.
Die Stille am Hochwasserschutzreservoir wird am Abend abgelöst von Instrumentalmusik. Ein Quartett des Märkischen Jugendsinfonieorchesters spielt bei der Jubiläumsgala: Thomas Grote (Cello), Sofie und Julia Waimann sowie Johanna Risse (alle Violinen). Grote: „Der europäische Gedanke ist auch in der Musik verankert. Das zeigt sich an unserer Auswahl der Komponisten.“ Musikwerke an diesem Abend: ein Stück aus einem Divertimento von Mozart, von Beethoven: ein Satz aus dem Streichquartett Opus 18 Nr. 2 sowie der erste Satz aus dem Streichquartett Nr. 2 in F Dur von Stanislaw Moniuszko. Grote: „Diese Musiker haben den europäischen Gedanken bereits früh durch Reisen oder das Spielen von Stücken anderer Komponisten gelebt.“
Auch eine pfeifende Eisenbahn in Rudy untermalt die Reise. Es riecht nach Öl. Die Räder klappern laut über die Gleise. Auffallend sind die eng zusammenliegenden Schienen. Auf ihnen rollt eine Schmalspurbahn ein. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts und führte 51 Kilometer von Gilwice nach Ratibor. Auf den alten, abgenutzten Holzbänken nehmen heute nur noch Touristen Platz. Eine eindrucksvolle Zeitreise auf Schienen.
Weiter zurück in der Geschichte geht es am Kloster vom Zisterzienser-Orden. Baujahr: 1252. Bei einem Blick aus der getönten Busscheibe ist schon das zartgelbe Klostergebäude zu sehen. Wo früher Mönche Zuhause waren, kommen heute Gläubige zusammen. Sie pilgern nach Rudy, um ihren Glauben zu leben. Ein wichtiger Ort: die Basilika. Beim Eintritt in das dämmrige Kirchenschiff leuchten die Gemälde an den bunten Fenstern. Goldene Figuren stehen im Altarraum. Es riecht leicht nach Weihrauch. Um das Klostergebäude liegt ein weitläufiger Garten. Beim Spaziergang durch den Park führt der Weg an einer 500 Jahre alten Stieleiche vorbei. Die Höhe des Baumes von etwa 26 Metern ist nur schwer vorstellbar. Er wirkt wie verzaubert.
Ein Gefühl von Magie liegt auch im „Verzauberten Garten“ in Obora. Mehrere Hecken sind zu einem Labyrinth angepflanzt. Von unten sind die Wege kaum ersichtlich. Mit Blick von der Aussichtsplattform ist der Zauber des Gartens erkennbar: er formt eine Blume. Der weitere Weg durch das Naturschutzgebiet ist von mehr als 200 Jahre alten Bäumen gerahmt. Auch ein kleinerer Tierpark mit Ziegen, Fasanen und Pfauen liegt hier.
Am Wegesende steht ein hölzerner Turm. Im Torbogen strahlt eine silberglänzende Ritterrüstung. Es riecht nach Feuer. Leise ist ein Schwertkampf zu hören. Mit jedem Näherkommen ist das Gefühl einer Zeitreise da: Willkommen im Mittelalter bei Ivar und seinen Freunden. Bogenschützen, Musiker mit Flöte und Violine oder Ritter lassen vergangene Zeiten aufleben. Fackeln und Feuer leuchten noch warm-rötlich, während der Himmel dunkel und sternenklar wird. Die Zeitreise ist vorbei. Auch die Reise durch den Partnerkreis Ratibor endet.
Weitere Informationen und Grußworte zum Partnerschaftsjubiläum sowie zur 20-jährigen Geschichte der Freundschaft sind auf der Homepage des Märkischen Kreises unter dem Stichwort Partnerschaften (https://t1p.de/iulw) zu finden.
Pressekontakt: Märkischer Kreis,Hannah Heyn 02351 966 6149