Meldungsdatum: 17.01.2022

Stadtarchiv erwirbt unbekannten Umgebungsplan von Magdeburg aus dem 18. Jahrhundert

Zugang für die Kartensammlung

Das neue Jahr 2022 beginnt für das Magdeburger Stadtarchiv mit einem Neuzugang. Mit Unterstützung des Kulturhistorischen Museums konnte das Archiv ein einzigartiges Zeitdokument für seine Kartensammlung erwerben. Es handelt sich um eine kolorierte Federzeichnung der Gewässerlandschaft und des Wegenetzes in der Umgebung von Magdeburg aus der Zeit um 1770.

 

Der Plan umfasst in etwa das heutige Stadtgebiet Magdeburgs, u. a. mit den damals noch selbständigen Orten Groß- und Kleinottersleben, Westerhüsen, Salbke, Fermersleben und Buckau. Aufgenommen wurden Flurnamen wie Kroatenberg, Silberberg und Vogelgesang, die man heut noch kennt, aber auch Feldmarken, die glücklicherweise in Vergessenheit gerieten, wie z. B. der Olvenstedter Galgen oder der Galgen in der Nähe der Neustadt. Die Orte, ebenso wie Teile der Magdeburger Festungsanlagen, sind schematisch abgebildet. Besonders detailreich ist dagegen das Gewässer- und Wegenetz dargestellt. In einem Beitext wird erläutert, dass die Querung von Flüssen und Bächen durch unterschiedliche Farben charakterisiert sind. Wörtlich ist zu lesen: „roth gezeignete Brücken sind von Stein gewoelbt und die Schwartz marquirten höltzerne Brücken, wo aber von beiden Arten nichts marquiret ist, solches sind Fohrten, wo man durchreiten aber nicht gehen kann“. Ausführlich wird auch auf die Situation am Bächlein „Dürre Schrote“ eingegangen, das heute unter dem Namen Faule Renne bekannt ist.

 

Solcherart Karten sind Unikate, die für einen bestimmten Zweck angefertigt wurden, der zurzeit allerdings noch rätselhaft ist. Es ist zu vermuten, dass der Plan für militärische Zwecke erarbeitet wurde. Möglich ist aber auch, dass Hochwasserschutz der Grund für die Aufnahme dieser Karte war.

 

Eine Signatur in der rechten unteren Ecke des Plans lässt vermuten, dass Johann Friedrich Goldbeck (1748-1812) die Karte entworfen hat. Goldbeck war ein Theologe und Topograph aus Ostpreußen, der 1771 einen preußischen Adligen nach Magdeburg begleitete. Im folgenden Jahr arbeitete er für kurze Zeit als Lehrer an der Schule des Klosters Berge, bevor er ein Jahr später Feldprediger beim Infanterieregiment in Graudenz (Westpreußen) wurde.

 

Nachdem bereits 2015 mit Unterstützung des Fördervereins „Freunde des Stadtarchivs“ zwei wichtige und interessante Pläne zum Elbverlauf bei Magdeburg aus der Zeit um 1700 erworben werden konnten, wird nun die Kartensammlung mit einem weiteren historischen Plan bereichert. PD Dr. Christoph Volkmar, Leiter des Stadtarchivs, stellt erfreut fest: „Es ist doch eine außerordentlich glückliche Fügung, dass uns diese wertvolle Ergänzung unserer Sammlung in dem Moment gelingt, in dem wir intensiv an dem Projekt ‚Historischer Städteatlas Magdeburgs‘ arbeiten.“ Der Atlas umfasst historische Stadtpläne, Umlandkarten, Stadtansichten, Themen- und Entwicklungskarten sowie ein Textheft.

 

Zum Projektende 2023 sollen die Forschungsergebnisse für alle Magdeburger*innen im Buchhandel und im Internet verfügbar sein – eine Einladung, die verborgenen Seiten der Elbestadt neu zu entdecken.

 

Der jetzt erworbene Plan wird in den kommenden Tagen zunächst von den Mitarbeitenden des Archivs erschlossen, konservatorisch behandelt, verpackt und dann der Öffentlichkeit zur Nutzung bereitgestellt.

 


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Umgebungsplan aus dem 18. Jahrhundert

©  Stadtarchiv Magdeburg
Umgebungsplan aus dem 18. Jahrhundert