Meldungsdatum: 01.02.2022
Fassungslos und bedrückt klingt Tom Kliewe, als er am Telefon von der Situation vor Ort in Walporzheim erzählt. In dem Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler ist auch ein halbes Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe keine Normalität in Sicht.
„Hier fährt gerade ein Tankwagen vorbei an mir, durch den Matsch, in dem ich stehe. Der bringt Wasser“, sagt Tom Kliewe.
Am Montagmorgen hatte sich der Beckumer Gastronom gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Maurizio Casu auf den Weg ins Ahrtal gemacht. Drei Tage möchten die zwei für die Menschen vor Ort frische Mahlzeiten zubereiten. Im Baustoffzelt Kaiser, dem großen Materiallager des Ortes für Unversicherte, und im Versorgungszelt mit Essensausgabe, greifen Kliewe und Casu den Helfern vor Ort unter die Arme. „Wir haben Freunde, die hier leben. Zwar haben wir schon einiges an Geld gespendet, aber selber vor Ort zu helfen, ist nochmal was ganz anderes.“
Im strömenden Regen erreichten Kliewe und Casu das Baustoffzelt Kaiser, den Wagen gefüllt mit frischem Gemüse sowie Lebensmittelspenden einer münsterschen Metzgerei und Bier- und Wasserspenden zweier lokaler Brauereien. Wolfgang Tolle, ehrenamtlicher Helfer und Leiter des Versorgungszeltes, zeigte ihnen die umliegende Gegend und das „Hotel Mama“. Dort dürfen auswärtige Helfer kostenfrei übernachten, obwohl die Inhaber selbst von der Flut betroffen sind.
Wildschweinbraten für die Helfer
Im Ahrtal wird mit viel Engagement weiter angepackt: Die Arbeiter siedeln nun das Materialspendenzelt Kaiser um. Am 6. Februar wird es im benachbarten, höher gelegenen Ort Grafschaft Ringen wiedereröffnet.
Für all die fleißigen Helfer, die seit Monaten freiwillig tätig sind und nun den Umzug des Materialzeltes stemmen, bereitete Kliewe den ganzen Montag über einen Festschmaus zu: Wildschweinbraten mit frischem Rotkohl und Klößen.
Man müsse sich mal vorstellen, sagt der passionierte Koch, dass die meisten Menschen immer noch kein fließendes Wasser hätten, von Kochmöglichkeiten ganz zu schweigen.
„Wenn man die zerstörten Häuser sieht, von denen nur noch rohe Balken über sind, und wenn man mit Menschen spricht, die mit dem Leben davon gekommen sind, ist das natürlich sehr, sehr bedrückend. Umso schöner, wenn wir ein kleines bisschen helfen können“, sagt Kliewe, während er beobachtet, wie sich gegen 18 Uhr das Versorgungszelt mit Menschen füllt, die zum Abendessen kommen.
Munter bleiben trotz Kurzarbeit
Coronabedingt läuft sein eigener Betrieb Westfälischer Hof in Beckum dieser Tage auf Sparflamme. Es herrscht weiter Kurzarbeit. Kliewe, der stets versucht, sein Credo „munter bleiben“ zu beherzigen, gewinnt dem etwas Gutes ab: So habe er ein paar Tage Zeit, leckere Münsterländer Küche für die hiesigen Helfer zuzubereiten.
„Wir hatten in den letzten beiden Jahren selber so viel Zuspruch und so viel Unterstützung von unseren Gästen. Da möchte man einfach etwas zurückgeben.“ Vor allem wolle er mit seiner Aktion dazu beitragen, dass die prekäre Lage der Flutopfer nicht vergessen werde.
Gastronom Tom Kliewe (l.) und sein Mitarbeiter Maurizio Casu sind seit Montag in Walporzheim, um den Flutopfern zu helfen. Foto: privat
Verpflegung für 100 Helfer zubereitet: Maurizio Casu (3.v.l.) und Tom Kliewe (4.v.l.) mit dem Küchenteam vom Versorgungszelt in Walporzheim. Foto: privat
Auch ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe sieht es im Ahrtal oft noch verheerend aus. Foto: privat/Kliewe
Auch Ruinen werden genutzt: Die Menschen im Walporzheim packen an - die Beckumer Tom Kliewe und Maurizio Casu unterstützen sie derzeit dabei. Foto: privat/Kliewe
Made in Münsterland: Dafür bürgt das Münsterland-Siegel auf den Lebensmitteln und in den Speisekarten seiner Mitgliedsbetriebe und -unternehmen. Es kennzeichnet für die Verbraucher die Produkte, die nachweislich im Münsterland gewachsen und geerntet, erzeugt oder veredelt worden sind, ebenso wie Gerichte in Restaurants, deren Hauptbestandteile zu 80 Prozent aus dem Münsterland stammen. Über 70 Lebensmittelhersteller und Gastronomiebetriebe gehören dazu. Das Angebot reicht von Obst und Gemüse über Eier, Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sowie Getränken bis zu regionalen Speisen in den Restaurants.
Im Blog „Paula Pumpernickel" stellt das Münsterland-Siegel die Menschen, die diese Produkte herstellen, vor und blickt hinter die Kulissen der Unternehmen.
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