Meldungsdatum: 02.09.2022
Auf der Streuobstwiese wachsen alte Apfelsorten, Eidechsen sonnen sich auf der Steinschüttung und nebenan grasen Rinder neben meterhohen Disteln. Das Gelände „Am Tannenbaum“ in Schwelm erinnert an eine bäuerliche Kulturlandschaft, wie sie vor hunderten von Jahren üblich war. Nun ist die sechs Hektar große Fläche ausgewiesenes Naturschutzgebiet und damit das 31. im Ennepe-Ruhr-Kreis.
So idyllisch wie jetzt sah es südlich des Winterbergs nicht immer aus. „Vor gut 30 Jahren war das Gebiet noch eine brach liegende Ackerfläche. Dass sich in den Obstbäumen, Wiesen und Hecken inzwischen über 250 Tierarten angesiedelt haben, ist das Ergebnis jahrelanger, ehrenamtlicher Naturschutzarbeit“, so Henning Rothstein, Leiter des Bereichs Landschaftsplanung, -entwicklung und -schutz im Schwelmer Kreishaus.
Einer der Ehrenamtlichen ist Peter Stark. Sein Verein, die Schwelmer Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz (AGU), hat die Ackerbrache 1989 für eine Mark von Wilhelm Erfurt überlassen bekommen und in einen Biotopkomplex umgewandelt. Nach und nach haben der damalige AGU-Vorsitzende Michael Treimer und etliche Schulklassen des Schwelmer Gymnasiums sowie der ehemaligen Hauptschule West über eintausend Pflanzen, Hecken, Blühstreifen und Steinriegeln angelegt, wo früher nur braune Fläche war. Angesiedelt haben sich seitdem zahlreiche Insekten, die für das gesamte Ökosystem von großer Bedeutung sind.
Neben Insekten, Vögeln und Reptilien ist am Tannenbaum über die Jahre auch die besonders geschützte Haselmaus heimisch geworden. Insgesamt 34 Rote-Liste-Tierarten dient das neue Naturschutzgebiet als Lebensraum. Damit das so bleibt, gelten für Besucherinnen einige einfache Regeln. „Am wichtigsten ist es, auf den Wegen zu bleiben und Hunde anzuleinen. Fühlen sich Wildtiere oder Vögel bedroht, verlieren sie durch Stress und Flucht Energie oder lassen ihre Jungtiere zurück“, erklärt Rothstein.
Zum Schutz der Pflanzen und Tiere dürfen Erholungssuchende im Naturschutzgebiet zudem weder zelten noch grillen, nichts pflücken, keine Drohnen fliegen lassen und keinen Müll oder Hundekot hinterlassen.
Seit 2019 gehört das Gebiet dem Trägerverein der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Pflege der Pflanzen und die extensive Rinderbeweidung nach Vorgaben des Vertragsnaturschutzes teilt sich die Biologische Station mit der AGU. Finanziell gefördert werden sie dabei über das Kreiskulturlandschaftsprogramm durch die EU, das Land Nordrhein-Westfalen, den Regionalverband Ruhr und den Ennepe-Ruhr-Kreis.
Das Abbild der historischen Kulturlandschaft ist seit dem 27. Dezember 2021 offiziell Naturschutzgebiet. Die dafür notwendige Änderung des Landschaftsplans hatte der Kreistag einstimmig beschlossen.
Stichwort Landschaftsplanung
Die Landschaftsplanung konkretisiert die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege auf mehreren Planungsebenen. In Nordrhein-Westfalen sind dies der Landesentwicklungsplan, die Regionalpläne als Landschaftsrahmenpläne und die Landschaftspläne der Kreise und kreisfreien Städte.
Der Landschaftsplan definiert Ziele für die Entwicklung von Natur und Landschaft, formuliert Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele und sichert besonders geschützte Teile von Natur und Landschaft als Schutzgebiete.
Im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es vier Landschaftspläne für die Räume Witten, Wetter und Herdecke / Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm / Hattingen und Sprockhövel / Breckerfeld. Die Pläne sind im Geodatenportal online einsehbar, geodatenportal.en-kreis.de.
Pressekontakt: Lisa Radtke
Das dreieckige Schild mit Seeadler steht wie in allen Naturschutzgebieten für einige einfache Regeln: Auf Wegen bleiben, nichts pflücken, Tiere nicht stören, Hunde anleinen und Kotbeutel verwenden, nicht zelten oder grillen, keinen Müll hinterlassen und keine Drohnen fliegen lassen.
Peter Stark von der AGU präsentiert ein Insektenhotel. Im Naturschutzgebiet „Am Tannenbaum“ wurden unter anderem 84 Spinnenarten, 55 Vogelarten und 9 Heuschreckenarten gezählt.
Auf der Streuobstwiese wachsen Birnen, Zwetschgen, Mirabellen, Mispeln, Walnüsse, Quitten, Esskastanien und verschiedene Apfelsorten.
Peter Stark (AGU) besucht die Rinder auf ihrer Weide. Die Beweidung ist naturschutzverträglich, nur wenige Tiere grasen hier. Erholungssuchende müssen selbstverständlich vor dem Zaun bleiben.
Ennepe-Ruhr-Kreis
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