Meldungsdatum: 24.11.2022

Traditioneller Erntedank-Empfang: Landwirtschaftlicher Kreisverband blickt mit gemischten Gefühlen auf 2023

Austausch über die aktuelle Situation und die Zukunft für Landwirte

Beim gemeinsamen Erntedank-Empfang der Kreisverbandsvorsitzenden Regina Böckenhoff und dem
Landrat Bodo Klimpel schaute der Kreisverband mit gemischten Gefühlen auf 2023
Böckenhoff: „Gesellschaftliche und politische Wünsche nach mehr Tierwohl passen nicht zu dem
aktuellen Einkaufsverhalten vieler Verbraucher.“

Die Stimmung in der Landwirtschaft ist aktuell deutlich schlechter als in den Jahren
zuvor. Zu diesem Fazit kamen Regina Böckenhoff, Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands
Recklinghausen, und Landrat Bodo Klimpel beim gemeinsamen Erntedankempfang auf dem Hof Wember
in Datteln am 23. November 2022. Dennoch produzieren die rund 1000 Landwirtinnen und Landwirte aus
dem Vest Recklinghausen täglich auf ihren Höfen qualitativ hochwertige Lebensmittel, die in
nahegelegenen Verarbeitungsbetrieben weiterverarbeitet oder direkt in den betriebseigenen Hofläden
vermarktet werden.

Kosten, Corona und Schweinepest belasten die Bauern
„Die Qualitäten und Mengen der Ernte 2022 waren trotz der langen Trockenheit – mit Ausnahme von
Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben und den regionalen Unterschieden – erfreulich gut“, erklärt Regina
Böckenhoff. „Die Ackerbauern konnten deutlich höhere Erzeugerpreise erzielen, da der Krieg in der
Ukraine die globalen Preise für Getreide massiv nach oben getrieben hatte. Allerdings belasten die
Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest unverändert die Märkte. Die Kostenexplosion bei
Energie trifft auch die Landwirtschaft. Der geforderte Umbau der Landwirtschaft in Richtung von noch
mehr Tierwohl scheitert nach wie vor daran, dass zentrale Fragen des Bau- und Immissionsschutzrechts
und der Finanzierung nicht geklärt sind. Die Stimmung in der Landwirtschaft ist unverändert geprägt von
tiefer Verunsicherung, der Sorge um die Zukunft der Betriebe und gefühlter Perspektivlosigkeit. Die
Politik muss jetzt Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass dies auch in Zukunft möglich sein wird.
Lippenbekenntnisse reichen dazu nicht mehr aus.“

Betriebsinhaber und Landwirt Stefan Wember machte in seiner Begrüßung deutlich: „Wir Landwirte sind
bereit uns den Wünschen der Verbraucher anzupassen. Allerdings muss die Erfüllung der
gesellschaftlichen und politischen Wünsche nach mehr Tierwohl auch von den Verbrauchern geschultert
werden. Aber angesichts explodierender Kosten für Energie achten sie immer stärker auf den Preis, so
dass das aktuelle Einkaufsverhalten vieler Verbraucher nicht zu den Forderungen passt. Unsere
Produktion vor Ort ist ein Angebot an Gesellschaft, nachhaltig produzierte Lebensmittel zu kaufen.“

Landrat lobt breit gefächertes Angebot der Region
Landrat Bodo Klimpel betont, dass es ihm wichtig ist, nach der erfolgten Ernte traditionell Bilanz zu ziehen
und auf das vergangene Jahr zurückzuschauen, aber auch den Blick in die Zukunft zu wagen. Der
Austausch mit den Landwirtinnen und Landwirten bietet eine gute Gelegenheit Einblicke zu den aktuellen
Herausforderungen auf den Höfen zu erhalten.

„Unser Dank gilt ganz besonders den Landwirten im Vest, die gesunde, regionale Lebensmittel vor Ort
produziert haben,“ erklärt Landrat Bodo Klimpel. „Außerdem setzen sich die Landwirte für die Produktion
nachwachsender Rohstoffe, den Schutz von Klima, Natur und Umwelt sowie den Erhalt der Artenvielfalt
ein. Die Landwirtschaft schafft ebenfalls Arbeitsplätze im Vest, zum Beispiel in den Branchen
Saatguterzeugung, Futtermittelwirtschaft und Agrartechnik oder in der Verarbeitung von Milch, Fleisch
und Getreide. In und um das Vest ist somit ein breit gefächertes Agribusiness angesiedelt.“

„Die Landwirtschaft im Vest Recklinghausen will durch die Versorgung mit Lebensmitteln und Energie
unter gleichzeitiger Förderung der Artenvielfalt eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben
verantwortungsvoll übernehmen,“ betont Regina Böckenhoff. „Die Politik muss jetzt zeigen, dass sie
dieses Angebot einer Produktion aus Übersee vorzieht und dafür einsteht, dass keine weiteren
Abhängigkeiten geschaffen werden.“

Kontakt: Öffentlichkeitsarbeit, Christoph Enders, Telefon: 02361/53-4912, E-Mail: c.enders@kreis-re.de


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Erntedank 2022

©  Kreis Recklinghausen, Christoph Enders
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