Meldungsdatum: 17.04.2023

Mehr Wertschätzung für regionale Lebensmittel

Münsterland-Siegel und Bündnis 90/Die Grünen im Dialog

Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Lebensmittelwirtschaft in Deutschland wird deutlich unterschätzt – zu diesem Fazit kam eine Diskussionsveranstaltung, zu der das Netzwerk Münsterland Qualität e.V. als Verband der münsterländischen Lebensmittelwirtschaft Bundes- und Landtags-Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen aus dem Münsterland eingeladen hatte. Als Sprecherin ihrer Fraktion für den ländlichen Raum war MdB Dr. Anne Monika Spallek zu Gast auf dem Hof Grothues-Potthoff in Senden.

In Deutschland gilt vor allem der Maschinenbau als die Vorzeige- und Leitbranche der Wirtschaft und genießt hohes Ansehen in Politik und Gesellschaft. „Allerdings arbeiten mit knapp drei Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland genauso viele Menschen in der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Die volkswirtschaftliche Bedeutung ist somit vergleichbar. Dennoch genießt die Lebensmittelbranche bei weitem nicht die gleiche Aufmerksamkeit und das gleiche Ansehen wie der Maschinenbau“, brachte es Rüdiger Sasse, geschäftsführender Gesellschafter der Feinbrennerei Sasse aus Schöppingen, auf den Punkt.

Regional ist die Bedeutung der Lebensmittelwirtschaft sogar noch viel größer. Im Münsterland etwa arbeiten im Durchschnitt rund 6 Prozent der Beschäftigten in der Lebensmittelbranche, mit großen Unterschieden in der Region. Spitzenreiter ist hier der Kreis Coesfeld. Dort ist fast jeder zehnte Arbeitsplatz mit der Herstellung oder Verarbeitung von Lebensmitteln verbunden.

Erschreckende Tendenz bei heimischem Obst

„Eine wesentliche Rolle für die mangelnde Wertschätzung heimischer Lebensmittel spielen die klassischen Vertriebswege über das Oligopol im Lebensmitteleinzelhandel“, erklärte Elmar Grothues vom Hof Grothues-Potthoff in Senden und Produzent von Äpfeln und Beerenobst. Über ein Jahr hat er die Sonderangebotsaktionen der großen Handelsketten der Region beobachtet. „Das Ergebnis ist erschreckend: Bei Himbeeren und Heidelbeeren gab es im vergangenen Jahr nicht eine Aktion mit heimischem Obst. Bei Erdbeeren, Johannisbeeren und Spargel war es nicht viel besser. Angeboten wird ausländische Ware zu Verkaufspreisen, zu denen wir mit deutschen Umwelt- und Sozialstandards gar nicht mehr produzieren können.“

Die Folge: Die Anbaumenge an heimischen Obst sei in den vergangenen Jahren massiv gesunken und sinke stetig weiter. „Es ist schon seltsam: Seit der Corona-Pandemie haben wir in Deutschland gemerkt, wie gefährlich es ist, uns vom Ausland abhängig zu machen. Und trotzdem machen wir bei Lebensmitteln, vor allem bei Obst und Gemüse, den gleichen Fehler schon wieder“, so Grothues weiter.

Die Abhängigkeit von den traditionellen Vertriebswegen zu brechen und mehr Wertschätzung für gute, heimische Lebensmittel zu bekommen – das war auch die Motivation für den Biohof Fockenbrock aus Telgte, die Milch in der eigenen Hofmolkerei zu verarbeiten und direkt zu vertreiben. „In 2011 haben wir den Schritt gewagt und unsere eigene Molkerei aufgebaut. Die Milch vertreiben wir seitdem direkt in der Region. 2019 haben wir dann auf Bio-Produktion umgestellt und sind Bioland-zertifiziert. Ein Schritt, der sicherlich mutig war, den wir aber rückblickend nie bereut haben“, sagte Inhaberin Uschi Fockenbrock stolz.

Impulse für Berlin

„In der Ernährungs- und der Landwirtschaftspolitik ist die Bedeutung regional erzeugter und verarbeiteter Lebensmittel unstrittig. Dass die deutsche Lebensmittelbranche aber auch eine wesentliche Säule unserer gesamten Volkswirtschaft bildet und vielen Menschen Arbeit bietet, ist in der Wirtschaftspolitik noch nicht ausreichend angekommen. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten“, zog Dr. Anne Monika Spallek ihr Fazit aus dem gut zweistündigen Austausch. Sie nehme deshalb zahlreiche Impulse aus dem Gespräch mit nach Berlin. Beide Seiten vereinbarten zudem eine Fortführung des Dialogs.

Das Netzwerk Münsterland Qualität mit Sitz in Dülmen ist ein Verbund von Unternehmen der Lebensmittelbranche im Münsterland und zugleich Träger des Münsterland-Siegel. Mit dem Münsterland-Siegel werden Lebensmittel gekennzeichnet, die nachweislich im Münsterland geerntet, produziert oder entscheidend veredelt wurden. Im Netzwerk arbeiten aktuell 105 Partner zusammen, darunter 64 Produzenten, 20 Gastronomen und 21 Fördermitglieder. Ziel ist es, das Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher für regionale Lebensmittel aus dem Münsterland zu stärken und die Kaufentscheidung durch die Kennzeichnung mit dem Münsterland-Siegel zu erleichtern.
Weitere Informationen unter muensterland-qualitaet.de und paulapumpernickel.com.


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Münsterland-Siegel_Grüne_Austausch

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Regionale Lebensmittel wieder stärker in den Fokus von Politik, Handel sowie Verbraucherinnen und Verbraucher zu rücken, war Kernthema beim ersten Austausch zwischen Münsterland-Siegel und Bündnis 90/Die Grünen. Es nahmen teil (v.l.): Elmar Grothues, Uschi Fockenbrock, Dr. Anne Monika Spallek, Dr. Jürgen Grüner und Rüdiger Sasse. Foto: Münsterland-Siegel


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Erdbeeren aus dem Münsterland: Regionale Lebensmittel wieder stärker in den Fokus von Politik, Handel sowie Verbraucherinnen und Verbraucher zu rücken, war Kernthema beim ersten Austausch zwischen Münsterland-Siegel und Bündnis 90/Die Grünen. Foto: Münsterland e.V./Romana Dombrowsi


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Klares Votum für heimischen Spargel: Regionale Lebensmittel wieder stärker in den Fokus von Politik, Handel sowie Verbraucherinnen und Verbraucher zu rücken, war Kernthema beim ersten Austausch zwischen Münsterland-Siegel und Bündnis 90/Die Grünen. Foto: Münsterland-Siegel