Meldungsdatum: 23.05.2023
Zum alljährlichen Fachforum trafen sich jetzt Mitglieder des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt – „GewAlternativen“ im Rheder Rathaus. Im Mittelpunkt der Zusammenkunft stand die Arbeit des Frauenhauses in Bocholt. Silke Hempen als Leiterin der Einrichtung gab einen Überblick über die Situation in der Einrichtung und wies dabei insbesondere auf aktuelle Probleme hin, die die Arbeit im Frauenhaus erschwerten.
So könnten ohne Kostenzusage der Herkunftskommune keine Frauen aufgenommen werden, die eine Aufenthaltsgestattung hätten, geduldet seien oder sich in einem laufenden Asylverfahren befinden würden, sagte sie. Auch Frauen mit zu hohem Einkommen beziehungsweise zu hoher Rente, die keinen Anspruch auf Sozialleistungen hätten, könnten nicht aufgenommen werden. „Daher ist es dringend erforderlich, die Gesetze dahingehend zu verändern, dass jede Frau, die häusliche Gewalt erfährt, ein Anrecht auf einen Frauenhaus-Platz hat, unabhängig von ihrer finanziellen Situation oder ihrem ausländerrechtlichen Status“, betonte die Leiterin. Außerdem fehle es an bezahlbarem Wohnraum für die Zeit nach dem Frauenhaus-Aufenthalt. Dieser sei dringend erforderlich, damit sich Frauen von den gewalttätigen Partnern lösen und eigenständig Fuß fassen könnten. „Deshalb ist es in politischer Hinsicht sehr wichtig, den sozialen Wohnungsbau schnell voranzutreiben und die Kita- und OGS-Plätze auszubauen.“ Oft mangele es auch an zeitnahen Deutschkursen für die Frauen mit Migrationshintergrund, Kinderbetreuung und an der Möglichkeit der Aufstockung des Personals, zum Beispiel für diese Kinderbetreuung und Angebote im Bereich der Gewaltprävention. Nach dem Vortrag waren sich die Teilnehmerinnen des Fachforums einig, dass die anspruchsvolle und engagierte Arbeit der Frauenhaus-Mitarbeiterinnen nicht hoch genug zu bewerten ist und sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür einsetzen, dass die Frauenhäuser aus dem „Projektstatus“ in eine unbefristete, langfristige Förderung überführt werden sollen.
Des Weiteren betonte die Kreisgleichstellungsbeauftragte und Geschäftsführerin des Runden Tisches, Irmgard Paßerschroer, wie wichtig diese jährliche Zusammenkunft für die Arbeit des Runden Tisches sei. „Gerade in dem sensiblen Bereich der häuslichen und sexualisierten Gewalt ist der direkte und persönliche Austausch nicht durch Online-Formate zu ersetzen“, sagte sie. Die Gleichstellungsbeauftragte gab einen Überblick über die Aktivitäten des vergangenen Jahres. Dazu gehörten beispielsweise verschiedene Fortbildungen und Schulungen zum Umgang mit traumatisierten Menschen, ein Fachtag zum Thema „Gewalt an Frauen und Mädchen mit Behinderungen“, eine Ausstellung im kult Westmünsterland in Vreden sowie die zentrale Fachtagung im Herbst zu „Traumafolgestörungen im Kontext von Krieg, Flucht und Gewalt“. Die Veranstaltungen wurden gut angenommen und stießen auf positive Resonanz. „Der stetige Anstieg der Zahlen im Bereich der häuslichen Gewalt verdeutlicht, wie wichtig das gemeinsame Bemühen ist, der häuslichen Gewalt im Kreis Borken mit vereinten Kräften entgegenzuwirken.“ Auch das seit vielen Jahren etablierte Beratungsangebot für Täter ist ein wichtiger Baustein für einen wirksamen Opferschutz. Anschließend berichteten Sprecherinnen und Sprecher der verschiedenen Arbeitsgemeinschaften über die durchgeführten und geplanten Aktivitäten.
Zum Hintergrund:
Im Kreis Borken existiert der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt – „GewAlternativen“ seit 2001. Geschäftsführerin ist Irmgard Paßerschroer als Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Borken. Der Zusammenschluss vereinigt rund 60 Fachleute in sechs Arbeitsgruppen, die direkt oder indirekt mit dem Thema konfrontiert sind. Dazu gehören Polizei, Justiz, Frauenhaus, Frauenberatung, Gleichstellung, Jugendämter, Medizin, Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder. Gemeinsam setzen sie sich beispielsweise für die Verbesserung der Situation von Gewaltopfern ein und sensibilisieren die Öffentlichkeit für das Thema. Weitere Informationen zum Runden Tisch sowie Kontaktadressen der Beratungsstellen für Opfer häuslicher Gewalt im Kreis Borken gibt es unter www.kreis-borken.de/gewalternativen.
Pressekontakt: Leonie Dreier 02861 / 681-2427
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