Meldungsdatum: 01.06.2023

Erinnerung an den 50. Todestag von Walter Dexel

- Städtisches Museum beherbergt Form- und Gemäldesammlung des Malers und Gestalters

Der bekannte Maler, Gestalter, Kunsthistoriker und Museumsfachmann Walter Dexel verstarb am 8. Juni 1973 in Braunschweig, wo er seit den 1940er Jahren gelebt hatte.

 

Die mehrere Tausend Objekte umfassende Formsammlung Dexels des Städtischen Museums Brauschweig, die in Teilen im Haus am Löwenwall ausgestellt ist, gewährt einen Überblick über die Entwicklung des Hausgeräts von der Antike bis zur Gegenwart. Der Schwerpunkt liegt auf Objekten, die in Europa gefertigt wurden, doch sind auch der arabische Raum und Ostasien (China, Japan) mit umfangreichen Objektgruppen vertreten. Handwerklich gefertigte Objekte stehen neben Industrieprodukten und belegen so die Tradition der Formen. Neben der Formsammlung präsentiert das Städtische Museum Braunschweig auch die größte Sammlung von Gemälden Walter Dexels.

 

Dexel wurde am 7. Januar 1890 in München geboren, 1910 begann er dort das Studium der Kunstgeschichte. Er unternahm Studienreisen nach Italien und Frankreich, wo er nicht nur die kunstgeschichtlichen Meisterwerke studierte, sondern auch erste eigene Zeichnungen anfertigte. Besonders die zeitgenössische Avantgarde in Paris – von Paul Cézanne bis zu den Kubisten und Futuristen – sollte ihn prägen. 1914 schuf er seine ersten Gemälde im kubistisch-impressionistischen Stil Cézannes.

 

Bis 1928 war Dexel als Ausstellungsleiter des Kunstvereins Jena tätig, den er zu einem Zentrum der Vermittlung moderner Kunst in Deutschland entwickelte. Auch als Künstler verschrieb er sich ab 1921 konsequent der Moderne und schuf seitdem ausschließlich flächig arrangierte konstruktivistische Werke, die er in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland, Frankreich, in der Schweiz und in der Sowjetunion präsentierte. Zudem trat er als Kunstkritiker hervor.

 

Ab Mitte der 1920er Jahre wirkte Walter Dexel zunehmend als Typograph und entwarf Drucksachen für den Kunstverein Jena, entwickelte u.a. beleuchtete Reklameflächen für die Gaswerke Jena sowie die deutschlandweit ersten beleuchteten Straßenrichtungsweiser, was ihn in kürzester Zeit zu einem gefragten Entwerfer machte. Ab 1926 beteiligte er sich am Reformprojekt neues frankfurt, schuf u.a. das bis heute bekannte Haltestellen-„H“.

 

Ab 1928 wirkte Dexel als Lehrer für Gebrauchsgraphik an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. In der Hoffnung, die Autonomie der progressiven Magdeburger Schule wahren zu können, trat Dexel gemeinsam mit vielen seiner Kollegen 1933 in die NSDAP ein, doch wurde er 1935 als „unzuverlässiger Nationalsozialist“ entlassen, nachdem er gegen die Demission des Direktors Wilhelm Deffke protestiert hatte. Dennoch konnte Dexel von 1936 bis 1942 als Professor für Theoretischen Kunst- und Formunterricht an der Staatlichen Hochschule für Kunsterziehung in Berlin-Schöneberg tätig sein und war auch als Gestalter tätig, u.a. für die Vereinigten Lausitzer Glaswerke in Weißwasser und die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF).

 

Seit den 1930er Jahren beschäftigte sich Walter Dexel intensiv mit der Frage, welche ästhetischen Kriterien Alltagsgegenstände wie Kannen, Töpfe, Teller, Vasen, Bestecke erfüllen sollten. Das in den Jahren 1942 bis 1945 von Dexel geführte Institut für handwerkliche und industrielle Formgebung war der Braunschweiger Meisterschule des Deutschen Handwerks angeschlossen. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit konnte Dexel mit erheblicher finanzieller Unterstützung durch die Kommune die Formsammlung der Stadt Braunschweig aufbauen, die als Lehr- und Schausammlung fungierte. Er leitete die Sammlung bis zu seiner Pensionierung 1955.

 

Erst 1963 nahm Walter Dexel nahm seine künstlerische Tätigkeit wieder auf. Er knüpfte an den Konstruktivismus der 1920er und frühen 1930er Jahre an und entwickelte seine Formensprache weiter. Bis zu seinem Tod am 8. Juni 1973 in Braunschweig entstand ein Spätwerk beeindruckender Qualität und Vielfalt.

 

Infos:

Öffnungszeiten: Di – So 11 – 17 Uhr

Städtisches Museum Braunschweig

Haus am Löwenwall

Steintorwall 14

38100 Braunschweig

Telefon (0531) 470 4521

E-Mail: staedtisches.museum@braunschweig.de                                                 

www.braunschweig.de/museum

Eintritt: Erwachsene 5 Euro; Ermäßigung (für Schüler, Studierende, Auszubildende, Menschen mit Behinderung, Rentnerinnen und Rentner sowie Inhaberinnen und Inhaber des „Braunschweig Passes“) 2,50 Euro; Kinder von 6 bis 16 Jahre 2 Euro; Schulklassen und Kinder bis sechs Jahre freier Eintritt. Mitglieder der Freunde des Städtischen Museums Braunschweig e.V. sowie Ehrenamtliche des Städtischen Museums Braunschweig haben freien Eintritt. Das Städtische Museum ist uneingeschränkt barrierefrei.


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Einblick in die Ausstellung der Formsammlung im Haus am Löwenwall, Städtisches Museum Braunschweig

©  Dirk Scherer / Städtisches Museum Braunschweig
Einblick in die Ausstellung der Formsammlung im Haus am Löwenwall, Städtisches Museum Braunschweig


Figuration Z, Walter Dexel, 1964, Öl auf Leinwand, Städtisches Museum Braunschweig

©  Dirk Scherer / Städtisches Museum Braunschweig
Figuration Z, Walter Dexel, 1964, Öl auf Leinwand, Städtisches Museum Braunschweig


Vase (Dexel-Ei), Walter Dexel, Entwurf, Württembergische Metallwaren Fabrik, Ausführung, um 1937, Städtisches Museum Braunschweig

©  Dirk Scherer / Städtisches Museum Braunschweig
Vase (Dexel-Ei), Walter Dexel, Entwurf, Württembergische Metallwaren Fabrik, Ausführung, um 1937, Städtisches Museum Braunschweig