Meldungsdatum: 20.10.2023
Das Linnenbrinksfeld ist vor allem aufgrund seiner Nähe zu großen Industrieanlagen historisch geprägt. So befand sich östlich des Lanferbaches, einem Nebenlauf der Emscher, zur Zeit des Nationalsozialismus ein Werk der Gelsenberg Benzin AG. Dort waren während des Zweiten Weltkrieges auch 2.000 jüdische Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Diese waren eigens aus dem Konzentrationslager Auschwitz nach Gelsenkirchen gebracht worden, um beim Wiederaufbau des nach einem ersten britischen Luftangriff im Juni 1944 beschädigten Werkes zu helfen. Bei einem erneuten alliierten Luftangriff am 11. September 1944 kamen schließlich mindestens 138 Zwangsarbeiterinnen ums Leben.
Anhand der verfügbaren Quellen – Erinnerungen von Überlebenden des Angriffs, Unterlagen des Friedhofamtes Gelsenkirchen sowie Zeitzeugengespräche – ist davon auszugehen, dass die Opfer unmittelbar nach den tödlichen Luftangriffen in bis zu drei Massengräbern (vermutlich Bombentrichter) in der Nähe des Linnenbrinksfeld verscharrt wurden. Der genaue Ort ist heute nicht mehr zweifelsfrei zu rekonstruieren. Glaubhafte Zeitzeugenaussagen unter anderem des an der Aktion beteiligten damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Kurt Neuwald (dessen Ehefrau Cornelia eine der Zwangsarbeiterinnen und damit direkte Augenzeugin von all dem Schrecklichen war) legen nahe, dass später eine Umbettung der getöteten Zwangsarbeiterinnen stattgefunden hat. Gleichwohl kann nach der gutachterlichen Einschätzung des Historikers Christopher Kirchberg nicht ausgeschlossen werden, dass sich immer noch sterbliche Überreste der Jüdinnen dort befinden. „Uns ist es wichtig, diese sensible Thema in enger und guter Abstimmung mit der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, der Stadt Gelsenkirchen sowie dem Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen anzugehen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Über mögliche weitere Entwicklungen wird die Emschergenossenschaft berichten.
Die Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz. www.eglv.de
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