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Meldungsdatum: 16.11.2023

Spuren häuslicher und sexualisierter Gewalt ohne Anzeige sichern lassen / Erfolgreiche Kooperation zwischen dem Runden Tisch – „GewAlternativen“ des Kreises Borken und dem Klinikum Westmünsterland wird fortgesetzt

Gemeinsame Pressemitteilung des St. Agnes-Hospitals Bocholt und des Kreises Borken

Vertreterinnen des Runden Tisches gegen hausliche Gewalt – „GewAlternativen“ trafen sich jetzt im St. Agnes-Hospital in Bocholt zu einem Erfahrungsaustausch mit dem Geschäftsführer und Vorsitzenden der Betriebsleitung des Klinikums, Herbert Mäteling, und der verantwortlichen Oberärztin, Margo te Woerd-van Dooren. Anlass des Treffens ist eine seit dem Jahr 2020 bestehende Kooperation, die es Opfern häuslicher und sexualisierter Gewalt ermöglicht, im St. Agnes-Hospital Spuren anonym sichern zu lassen. Der Ansatz beruht darauf, dass sich Gewaltopfer ohne vorausgehende polizeiliche Strafanzeige an das Krankenhaus wenden können. Dort wird das Opfer dann untersucht, die Verletzungen dokumentiert und die Spuren am Körper gesichert.

Das Angebot basiert auf einer Initative des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Initiative nennt sich iGOBSIS – IntelligentesGewaltOpferBeweisSicherungsInforamationsSystem und ist ein Angebot zur professionellen Unterstützung in der Gewaltopferversorgung. Ziel dabei ist eine flächendeckende, adäquate und gerichtsfeste Versorgung von Gewaltopfern im Bundesland. iGOBSIS ist gleichzeite eine Informationsplattform mit intelligenter Dokumentationsanwendung, die Ärztinnen und Ärzte bei der Versorgung von Gewaltopfern unterstützt, insbesondere dabei, vertrauliche und. anonyme Spuren zu sichern. Schulungen für Ärztinnen und Ärzte sowie Netzwerkpartnerinnen und -partner werden in regelmäßigen Abständen im Rahmen des Projektes iGOBSIS angeboten. Auf der Internetseite unter www.gobsis.de finden sich weitere Informationen zur der Initiative.

Hintergrund der Kooperation: Opfer von Sexualstraftaten und häuslicher Gewalt scheuen oft davor zurück, die Täter, die häufig aus dem näheren familiären Umfeld stammen, sofort anzuzeigen. „Die Frauen stehen nach dem Erlebten unter Schock, empfinden Scham und versuchen, die Tat zu verdrängen“, erklärt Irmgard Paßerschroer, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Borken und Geschäftsführerin des Runden Tisches „GewAlternativen“. Es koste eine enorme Überwindung, über die Tat zu sprechen und zu realisieren, dass sie tatsächlich passiert sei. „Wer nicht sofort danach die Polizei alarmieren oder eine Anzeige erstatten kann, kann zeitnah das St. Agnes-Hospital in Bocholt aufsuchen. Spuren sind wichtige Beweise und sollten professionell gesichert werden“, erläutert Oberärztin Margo te Woerd-van Dooren, die das Projekt von Beginn an begleitet.

Ablauf der Anonymen Spurensicherung:
Betroffene, die eine anoyme Spurensicherung wünschen, sollten sich zeitnah nach der Tat beim Bocholter St. Agnes Hospital unter der Telefonnummer 02871/200 melden. Am Telefon nennen sie dann das Codewort „Anna“ und bitten somit um die Anonyme Spurensicherung. Betroffene erhalten daraufhin zeitnah einen Termin zur Vorstellung und Spurensicherung. Wichtig dabei ist, dass die zur Tatzeit getragenen und ungewaschenen Kleidungsstücke mitgebracht werden und die Betroffenen sich selbst bis zur Untersuchung nicht duschen – auch wenn dies nicht einfach ist. Die gesicherten Spuren werden dann im Rahmen des Projektes bis zu zehn Jahren archiviert. Wenn sich Betroffene zu einem späteren Zeitpunkt für eine Strafanzeige entscheiden, kann die Polizei auf die Spuren im Rahmen der erfolgten anonymen Spurensicherung zurückgreifen.

„Gut ist es, wenn sich Betroffene einer Person anvertrauen, die sie beim Gang zum Krankenhaus begleitet“, empfiehlt Veronika Kampshoff, Sprecherin der Arbeitsgruppe Gesundheit des Runden Tisches „GewAlternativen“. Erscheint ein Opfer jedoch alleine im Krankenhaus, besteht die Möglichkeit, Ehrenamtliche zu kontaktieren, die im Umgang mit Betroffenen geschult worden sind und traumatisierten Personen unterstützen und begleiten. Hilfe gibt es auch bei der Frauenberatungsstelle und Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt in Ahaus (Tel. 02561/3738), dem Frauenhaus in Bocholt (Tel. 02871/40194) und der Frauenschutzwohnung in Gronau (Tel. 02562/817340).

„Wir hoffen, dass sich die Möglichkeit der Anonymen Spurensicherung im Bocholter Krankenhaus im Kreis Borken weiter herumspricht und Opfer dieses Angebot auch nutzen“, sagt Irmgard Paßerschroer. Auf der Internetseite www.gewalternativen.de sind weitere Informationen zur anonymen Spurensicherung in sechs unterschiedlichen Sprachen (arabisch, deutsch, englisch, französisch, persisch, russisch und türkisch) zu finden.

Zum Hintergrund:
Im Kreis Borken existiert der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt – „GewAlternativen“ seit 2001 und vereinigt rund 60 Fachleute in sechs Arbeitsgruppen, die direkt oder indirekt mit dem Thema konfrontiert sind. Dazu gehören Polizei, Justiz, Frauenhaus, Frauenberatung, Gleichstellung, Jugendämter, Medizin, Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder. Gemeinsam setzen sie sich beispielsweise für die Verbesserung der Situation die Gewaltopfer ein und sensibilisieren die Öffentlichkeit für das Thema. Schirmherr des Zusammenschlusses ist Landrat Dr. Kai Zwicker.

Bildzeile:
Sie freuen sich über die Fortsetzung der Kooperation: (1. Reihe v. li.) Irmgard Paßerschroer, Geschäftsführerin des Runden Tisches "GewAlternativen", Margo te Woerd-van Dooren, Oberärztin des Klinikums für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des St. Agnes-Hospitals Bocholt, Veronika Kampshoff, Sprecherin der Arbeitsgruppe Gesundheit des Runden Tisches "GewAlternativen", Thivvya Maharajah-Gugathas, Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle frauen für frauen e.V. Ahaus, (2. Reihe v. li.) Dr. Carsten Böing, Chefarzt des Klinikums für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des St. Agnes-Hospitals Bocholt, Doris Baron, Mitarbeiterin des Kreisgesundheitsamtes Borken und Herbert Mäteling, Geschäftsführer des Klinikums Westmünsterland

Pressekontakt: Leonie Dreier 02861 / 681-2427


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