Meldungsdatum: 28.11.2023

Kreis ordnet Tempo 30 auf Kölner Straße in Kierspe an

Entscheidung auf Grundlage der geltenden Straßenverkehrsordnung

Der Märkische Kreis hat in Kierspe an der Kölner Straße Tempo 30 angeordnet. Eine Lärmberechnung von Straßen.NRW für den Bereich Friedrich-Ebert-Straße steht noch aus. Sie ist Grundlage einer Entscheidung.

Seit der Sperrung der Bedarfsumleitung für den überregionalen Lkw-Verkehr im Juni dieses Jahres hat sich das Verkehrsaufkommen in Lüdenscheid reduziert, allen voran im Bereich der Lennestraße. Fuhren im März noch täglich etwa 6.200 Lastkraftwagen ab 3,5 Tonnen durch Lüdenscheid, waren es im August 3.400 Lkw weniger (insgesamt circa 2.800). Mögliche Verlagerungseffekte in das Volmetal konnten durch die Sperrung der Ortsdurchfahrt Brügge für den Lkw-Durchgangsverkehr gemindert werden. Die Bundesstraße 54 scheidet so als Bypass von Hagen bis Meinerzhagen aus.

Der Märkische Kreis hatte gemeinsam mit den Kommunen vereinbart, zwei Monate nach Anordnung des Durchfahrtsverbots Messungen im Volmetal durchzuführen. Unter anderem wurden dadurch Sondereffekte aufgrund der Sommerferien vermieden. Nach Abschluss der Messungen ist das gesamte, bislang gesammelte Datenmaterial gesichtet, ausgewertet und auf Plausibilität überprüft worden. Auch ein gemeinsamer Termin mit den Fachleuten aller beteiligten Kommunen und Behörden fand im November statt. Ein Weg, der so auch einvernehmlich mit der Stadt Kierspe vereinbart worden war. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für weitere Schritte. Wichtig: Dabei gilt es, nicht nur punktuell einzelne Messstellen zu betrachten, sondern ein Gesamtbild etwaiger Änderungen der Verkehrsströme zu ermitteln. Mit Blick auf Kierspe stellt eine durch Straßen.NRW erstellte Lärmberechnung die Grundlage für die Entscheidung dar.

Mehr Lkw in Kierspe

Die Auswertungen zeigen: In Kierspe hat der Lkw-Verkehr zugenommen (Messungen der Stadt Kierspe und des Märkischen Kreises). Die Messungen belegen einen Anstieg des Lkw-Verkehrs in der Kölner Straße (B 237) von etwa 1.700 auf circa 2.300 Lkw pro Tag, also rund 600 Lkw mehr im Vergleich zum März 2023. Das bedeutet in der Gesamtbetrachtung: Nur knapp zehn Prozent des bisher in Lüdenscheid angetroffenen Lkw-Verkehrs (ca. 6.200) sucht sich nun seinen Weg durch Kierspe. Die Befürchtung, dass die Reduzierung des Lkw-Verkehrs in Lüdenscheid überwiegend zu Lasten des Volmetals geht, ist nicht eingetreten. Nur etwa 18 Prozent der in Lüdenscheid erreichten Reduzierung erfolgt nun zu Lasten von Kierspe. Eine zentrale Erkenntnis der Messungen ist auch: Das Lkw-Aufkommen auf der Kölner Straße (2.300 Lkw) bleibt damit immer noch geringer als nach der Sperrung der Bedarfsumleitung für den Lkw-Durchgangsverkehr in Lüdenscheid (ca. 2.800 Lkw).

Wichtig in diesem Zusammenhang: Ob und inwieweit ein Handlungsbedarf besteht, ist nicht allein eine Frage der zahlenmäßigen Veränderungen und auch keine politische Entscheidung. Der Handlungsrahmen wird durch die gesetzlichen Regelungen der Straßenverkehrsordnung (StVO) bestimmt. Die StVO fordert in Bezug auf etwaige Anordnungen von Durchfahrtsverboten eine besondere Gefahrenlage (Paragraf 45, Abs. 9 StVO). Etwaige Maßnahmen müssen daher zur Gefahrenabwehr geeignet, erforderlich, angemessen und auch rechtssicher sein. Eine Zunahme der Verkehrsmenge allein rechtfertigt dagegen noch keine verkehrsrechtlichen Anordnungen.

Weil der Lkw-Verkehr in Kierspe zugenommen hat, wurde bei Straßen.NRW ein Gutachten in Auftrag gegeben. Ergebnis: Der Lärm im Bereich der Kölner Straße ermöglicht im Sinne der Straßenverkehrsordnung Maßnahmen zur Gefahrenbeseitigung. Dabei ist das mildeste Mittel zu wählen, das zur Gefahrenbeseitigung erforderlich ist. Mit einer Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 km/h kann das Lärmniveau auf ein zulässiges Maß begrenzt werden.

Der Märkische Kreis begrenzt deshalb die zulässige Geschwindigkeit über weite Teile der Kölner Straße auf 30 Stundenkilometer – befristet, bis der Neubau der Brücke steht. Die Anordnung für die Temporeduzierung ist erfolgt. Anschließend wird der Landesbetrieb Straßen.NRW die Beschilderung vornehmen.

Im Bereich der Friedrich-Ebert-Straße in Kierspe sind die ersten Verkehrszählungen des Kreises und der Stadt ebenso abgeschlossen. Eine Lärmberechnung steht dagegen noch aus. Sie ist Grundlage für die Entscheidung, ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen nach StVO angeordnet werden können.

Die Kreisverwaltung trifft diese Entscheidungen auf der Grundlage der geltenden Straßenverkehrsordnung und im Rahmen des gesetzlichen Handlungsrahmens. Vor dem Hintergrund haben sich Kierspes Bürgermeister Olaf Stelse und Landrat Marco Voge im September mit einem Appell an Verkehrsminister Volker Wissing gewandt, um der besonderen Situation in der Region mit mehr Maßnahmen, beispielsweise technischen Lösungen an den Autobahnen, begegnen zu können. Eine Antwort aus dem Bundesverkehrsministerium ist nicht erfolgt.

Weitere Messungen in Meinerzhagen

Die Zunahme des Lkw-Verkehrs fällt in Halver deutlich geringer aus. In Schalksmühle an der B54 wurde eine tägliche Zunahme um ca. 150 Lkw ab 3,5 t gemessen, wohingegen im Bereich Heedfeld etwa 570 Lkw weniger pro Tag unterwegs sind.

In Meinerzhagen hat der Lkw-Verkehr ebenfalls zugenommen. Gemessen wurden hier Lkw ab 7,5 Tonnen. Dort ergab sich eine Zunahme von ca. 950 auf 1.180 (+ 280 Lkw) pro Tag. Die Stadt Meinerzhagen führt aktuell noch weitere Messungen durch.

Gemeinsam mit den Städten und Gemeinden steht der Märkische Kreis weiterhin in einem engen Kontakt und wird den Verkehrsfluss im Volmetal genau beobachten. Weitere Messungen sind geplant. Auf etwaige Veränderungen kann dann situationsbezogen reagiert werden.

Pressekontakt: Alexander Bange / 02351 966 6150


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Der Märkische Kreis hat in Kierspe über Bereiche der Kölner Straße Tempo 30 angeordnet. Symbol-Foto: Guido Raith / Märkischer Kreis

©  
Der Märkische Kreis hat in Kierspe über Bereiche der Kölner Straße Tempo 30 angeordnet. Symbol-Foto: Guido Raith / Märkischer Kreis