Meldungsdatum: 08.04.2025

9. April 1600

Das „Objekt der Woche“ widmet sich dem 9. April 1600. Vor 425 Jahren wurde der Grundstein für die Wallonisch-Niederländische Kirche in der Neustadt gelegt. An der Feier nahmen Gräfin Catharina Belgica, Graf Friedrich von der Pfalz, die Grafen von Isenburg, Solms, Erbach, Nassau, Hohenlohe teil. Es war für die calvinistischen Flüchtlinge, aber auch für Hanau und die Region ein großes gesellschaftliches Ereignis.

Schon im 1. Kapitel der „Capitulation“ von 1597, der Gründungsakte von Neuhanau, wird die „befürderung des algemeinen Kirchenbawes“ erwähnt. Im Januar 1599 riefen die Mitglieder der wallonischen Gemeinde in Frankfurt zu einer Kollekte „pour le bastiment du temple de la nouvelle ville de Hanau“ auf, wobei 352 Gulden eingezahlt und 804 Gulden sechs Schillinge gezeichnet wurden. Im August 1599 verständigten sich die flämische Gemeinde und die wallonische Gemeinde über Beauftragte für den Kirchenbau, „dass das model also gericht werde, op dat bejde spraacken onder een kappe mogen goeffnet weerde“ bzw. „de la bastir conjoinctes des deux langages distinctes d´une bonne muraille, afin que le voix des uns et des alutres ne donnent empeschement.“ Sprich: die Realisierung eines Tempels mit zwei Sprachen und Gemeinden in Gemeinschaft unter einem Dach. Die Namen der Protagonisten der ersten Stunde zeigen die Internationalität der Kommune auf: Paulus Pels, René Mahieu, Peter T´Kindt, Daniel Soreau, Hans Corput, Isaac du Ron, Abraham Hamer (Hammerstraße), Paulus Chombart, Michel de Behaigne, Esaje de Lattre, Pierre Laurens und Isaac Meussenholl.

 

Zu der Zeit gab es erhebliche Finanzierungsschwierigkeiten und Engpässe bei Baumaterialien. Zur Tilgung der Schuldenlast wurde 1610 das sogenannte Kleine Maasgeld erhoben, das noch 1629 in Kirchenrechnungen auftaucht. 1603 war das Mauerwerk errichtet, das 1607 deutlich verstärkt werden musste, um die mächtigen Dachgebälke tragen zu können. Die erste Predigt in der Wallonischen Kirche fand im Beisein der gräflichen Familie am 29. Oktober 1608 statt. Erst zwei Jahre später folgte der Einbau der Kirchenfenster.

 

Leider hat sich der Grundstein aus dem Jahr 1600 nicht erhalten. Im Archiv der Wallonisch-Niederländischen Kirche existiert eine Abbildung des Kollektenkastens, der von 1644 datiert. Der „Hochsicherheitstresor“ hat die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nicht überdauert oder wurde aus dem Trümmerschutt der zerstörten Doppelkirche zu Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 entwendet.

Pressekontakt: Dominik Kuhn, Telefon 06181 / 3000 6069


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Hanau, Kollektenkasten

©  Wallonisch-Niederländische Kirche Hanau
Hanau, Kollektenkasten

Das „Objekt der Woche“ widmet sich dem 9. April 1600. Vor 425 Jahren wurde der Grundstein für die Wallonisch-Niederländische Kirche in der Neustadt gelegt. Das Foto zeigt den Kollektenkasten der Wallonischen Gemeinde Hanau.