Meldungsdatum: 23.04.2025
Zum Gedenken an den Holocaust-Überlebenden und Braunschweiger Ehrenbürger Sally Perel, dessen Geburtstag sich am 21. April zum 100. Male jährte, hat Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum heute an der Gedenktafel für Perel auf dem Gelände des Volkswagen Werks Braunschweig einen Kranz niedergelegt. Er tat dies gemeinsam mit dem Leiter des Braunschweiger Werks der Volkswagen Group Components, Martin Schmuck, und Daniela Nowak, Vorsitzende des Betriebsrates Volkswagen Braunschweig.
„Wir empfinden große Dankbarkeit für das, was Sally Perel für Braunschweig, die ganze Region und für unser Land getan hat“, sagte Dr. Kornblum. „Unzählige Jugendliche haben durch seine Schilderungen ein konkretes Bild von der Zeit des Nationalsozialismus erhalten und dem unsagbaren Menschheitsverbrechen, das sich niemals wiederholen darf. Die Erinnerung daran wachzuhalten, niemals zu vergessen, das war Ziel seines Wirkens bis ins hohe Alter.“
Martin Schmuck: „Wir gedenken Sally Perel, der dieser Tage 100 Jahre alt geworden wäre. Einem Mann, der trotz der Schrecken seiner Jugend als Hitlerjunge und seiner Ausbildung zum Werkzeugmacher hier im Werk Braunschweig nach dem Krieg unermüdlich für Respekt und Toleranz eintrat. Lasst uns nie vergessen, dass wahre Stärke im Mitgefühl liegt und dass Frieden und Achtung die Grundpfeiler eines harmonischen Zusammenlebens sind. Sally Perel hat uns gelehrt, dass selbst in den dunkelsten Zeiten die Menschlichkeit siegen kann. Möge sein Vermächtnis uns weiterhin inspirieren.“
Daniela Nowak, Vorsitzende des Betriebsrates Volkswagen Braunschweig, sagt: „Sally Perel wird uns immer in Erinnerung bleiben als Mahner gegen die Gefahren von Rechtsradikalen und antidemokratischen Denken. Gleichzeitig erinnert er uns daran, wie wichtig Respekt und Toleranz für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben in der Gesellschaft sind.“
Bereits am 21. April legte Noemi Brakin, Nichte von Sally Perel, an seinem Grab gemäß der jüdischen Tradition einen Stein nieder. Er war von zwei Braunschweigern im Auftrag der Stadt nach Israel gebracht worden und trägt die Aufschrift: „Solange wir leben, werden auch sie leben, denn sie sind ein Teil von uns, wenn wir uns an sie erinnern. Wir werden uns immer an Dich erinnern, Sally Salomon Perel, Ehrenbürger der Stadt Braunschweig. 21.04.2025“
Zur Biografie von Sally Perel
Salomon „Sally“ Perel wurde 1925 in Peine als Sohn eines Rabbiners geboren. Um sich der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entziehen, übersiedelte die Familie Mitte der 30er Jahre nach Łódź in Polen. Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde auch Łódź von deutschen Truppen besetzt. Um ihm das Überleben zu ermöglichen, schickten seine Eltern den damals 14-jährigen Sally gemeinsam mit seinem Bruder Isaak nach Osten in den von der Sowjetunion annektierten Teil Polens. 1941 entging er dort der Erschießung durch deutsche Truppen nur, weil er behauptete, sogenannter „Volksdeutscher“ zu sein. In der Folge diente er unter dem Namen Josef „Jupp“ Perjell einige Zeit der Wehrmacht als Dolmetscher. 1943 wurde er als Minderjähriger von der Front abgezogen und kam zur Berufsausbildung nach Braunschweig. Die Ausbildung zum Werkzeugmacher absolvierte er im „Vorwerk“ von Volkswagen. Er lebte während dieser Zeit im Lehrlingswohnheim an der Gifhorner Straße.
Es gelang Sally Perel, der auch Mitglied der Hitlerjugend werden musste, in diesem von der NS-Ideologie durchdrungenen Umfeld auf bewundernswerte Weise seine jüdische Identität zu verbergen und so den Holocaust zu überleben. Zugleich ist seine dramatische Lebensgeschichte auf diese Weise untrennbar mit Braunschweig verbunden.
1948 verließ Sally Perel, dessen Familie zahlreiche Opfer im Holocaust zu beklagen hatte, Deutschland, um in den gerade gegründeten Staat Israel auszuwandern und das Land mit aufzubauen. Erst vierzig Jahre nach Ende der Shoa verarbeitete Sally Perel das Erlebte in einer Autobiografie (Ich war Hitlerjunge Salomon; deutsche Erstausgabe 1992). Zwei Jahre zuvor entstand in Zusammenarbeit der Regisseurin Agnieszka Holland mit Salomon Perel die Verfilmung zu seiner Geschichte. Damit begann sein international beachtetes öffentliches Wirken gegen Antisemitismus und Rassismus, für Respekt und Toleranz. Es war sein Anliegen, die Erfahrungen und Erlebnisse während der Zeit des Nationalsozialismus insbesondere an junge Menschen weiterzugeben und auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die durch das Erstarken völkisch-nationalistischer Kräfte drohen. Dieses Wirken ist zu einem wesentlichen Element der Erinnerungskultur von Stadt und Region Braunschweig geworden.
1999 erhielt Sally Perel das Bundesverdienstkreuz. 2020 wurde er Braunschweiger Ehrenbürger. Seit 2013 verleihen Betriebsrat und Management des Volkswagen Werks Braunschweig den Sally-Perel-Preis und fördern damit Initiativen junger Menschen, die sich für Respekt und Toleranz sowie gegen Rassismus und Gewalt einsetzen. Um das Wirken Perels zu würdigen, benannte die Stadt die Integrierte Gesamtschule Volkmarode zum Schuljahr 2018/2019 in „Sally-Perel-Gesamtschule“ um.
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