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Meldungsdatum: 22.05.2025

Behind Beauty / Neue Ausstellung im LWL-Museum Textilwerk blickt hinter die Kulissen der Schönheitsindustrie

Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)

Die Frage nach dem Aussehen scheint heute wichtiger denn je. Immer neue Produkte und Methoden versprechen ein strahlendes Aussehen und einen attraktiven Körper. Doch wer bestimmt eigentlich, was „Schönheit“ ist und wie Mann und Frau sie erreichen können? In der neuen Ausstellung „Behind Beauty“ wirft das Textilwerk in Bocholt (Kreis Borken) ab Freitag (23.5.) einen kritischen Blick hinter die Kulissen der Schönheitsindustrie. Die interaktive Schau im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) nimmt dabei Mode und Accessoires, Kosmetik und Düfte, Chirurgie, Sport und Ernährung in den Fokus.

Das Spektrum der rund 800 Exponate reicht von Kleidern und formender Wäsche über Lockenwickler, Rasierer, Lippenstifte und Utensilien aus dem Fitnessstudio bis hin zu denen der Schönheitschirurgie wie Spritzen und Brustimplantate. Höhepunkte sind unter anderem Kleid und Krone der ersten und einzigen deutschen Miss Universe Marlene Schmidt (1961) sowie ein Yves Saint Laurent-Kostüm von Marlene Dietrich aus den 1970er Jahren. Videointerviews mit Protagonisten der Branche, darunter ein Schönheitschirurg, die Chefin einer Kosmetikfirma, die Betreiberin einer Modelagentur und ein Curve-Model, geben Einblicke in verschiedene Geschäftsfelder. Viele Mitmachstationen, Spiegel, ein Laufsteg und eine Selfie-Station laden dazu ein, sich mit der eigenen Einstellung zum Thema Schönheit zu beschäftigen.

„Die Schönheitsindustrie gehört mit einem Umsatz von 500 Milliarden US-Dollar heute weltweit zu einem der größten Wirtschaftszweige. Aber die Mechanismen und Strategien, die hinter dieser boomenden Branche stecken, sind bisher wenig beachtet. Genau darauf lenkt unsere neue Ausstellung ‚Behind Beauty‘ den Blick“, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger am Donnerstag (22.5.) in Bocholt. „Sie zeigt am Beispiel von Produkten, Personen und einzelnen Unternehmen, welchen Beitrag Industrie und Medien zur Verbreitung von Schönheitsidealen leisten und wie sich diese verändern. Seit einigen Jahren werden Ideale und passende Mittel, sie zu erreichen, vor allem über Plattformen wie Instagram oder TikTok vermittelt. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene sind hier einem enormen Druck ausgesetzt. Die Ausstellung will deshalb auch aufklären und helfen, Kompetenzen im Umgang mit dem Thema Schönheit zu erwerben.“

Die Ausstellung schlägt einen Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart. „Seit Mitte des 19. Jahrhunderts differenziert sich die Branche aus und wird für die breite Masse interessant. Produkte, die bis dahin weitgehend für eine Elite mit genügend Zeit und Einkommen zugänglich waren, konnten in größeren Mengen und preiswerter hergestellt werden. Verbesserungen im Transportwesen ermöglichten es, Märkte jenseits des eigenen Standorts zu erschließen, während das steigende Einkommen unter anderem in Schönheitsprodukte, investiert wurde“, erläutert Martin Schmidt, kommissarischer Leiter des Textilwerks und Kurator der Ausstellung. Heute gilt: Wandel bringt Markt und Umsatz. Daher müssen immer neue Variationen eines Ideals gefunden werden, um wieder neue Produkte vermarkten zu können.

Die Ausstellung
Auf rund 660 Quadratmetern Fläche in der historischen Spinnerei nähert sich das LWL-Museum dem Thema aus drei verschiedenen Perspektiven: Ideal und Wandel, Mittel und Möglichkeiten sowie Angebot und Nachfrage. In Szene gesetzt werden diese Themen rund um einen 15 Meter langen Laufsteg - Betreten ausdrücklich erwünscht.

Vier Persönlichkeiten dienen als Ausgangspunkt für die Darstellung von Ideal und Wandel: Marlene Schmidt, in Breslau geboren und zeitweise in Hattingen zu Hause, erfuhr 1961 nach der Krönung zur Miss Germany und anschließend zur Miss Universe eine mediale Aufmerksamkeit, die ihr Aussehen in den Mittelpunkt stellte. Als Model erfährt auch Claudia Schiffer seit den 1990er Jahren für ihr Äußeres Zuspruch und agiert als Vermittlerin von Mode und Beauty. Arnold Schwarzenegger startete in den 1970er Jahren mit Bodybuilding, das den Grundstein für seine spätere Filmkarriere legte. Schließlich geht es um den Reality-TV-Star Kylie Jenner, deren Verwandlung die breite Öffentlichkeit im Fernsehen verfolgen konnte. „In der Vorstellung der vier Personen kommen nicht nur sich wandelnde Schönheitsideale zum Ausdruck, sondern auch eine sich ändernde Medienlandschaft“, erläutert Schmidt.

Spätestens seit dem 20. Jahrhundert wird der Massenmarkt von Produkten durchdrungen, die für die Optimierung des Körpers angepriesen werden - eine zwiespältige Entwicklung. Martin Schmidt: „Die zunehmende Verfügbarkeit von Mitteln und Möglichkeiten kann einerseits ermächtigend und lebensverlängernd wirken, gleichzeitig können sich Nutzerinnen und Nutzer unter Druck gesetzt fühlen, einem medial vermittelten Ideal zu entsprechen, das mehrheitlich einer weißen Normschönheit entspricht.“ So verrät eine aktuelle Befragung, dass für 58 Prozent die „Zufriedenheit mit meinem Körper“ an oberster Stelle steht bei der Frage, was selbstsicher macht.

Rote Lippen gelten seit jeher als Ausdruck idealer Schönheit. 100 Lippenstifte aus verschiedenen Zeiten haben die Ausstellungsmacherinnen und –macher deshalb für die Bocholter Präsentation zusammengetragen. Dazu gibt es Fakten wie diesen: Im Jahr 2024 verwendeten 16,5 Millionen Frauen in Deutschland Lippenstift, das entspricht 38 Prozent der weiblichen Bevölkerung.

Im Bereich Angebot und Nachfrage richtet die Ausstellung den Blick auf Akteurinnen, die als Ein-Personen-Betrieb gestartet und zu global agierenden Wirtschaftsunternehmen gewachsen sind: der Kosmetikkonzern von Estée Lauder, das Unternehmen „Weight Watchers“, das Pariser Modehaus von Yves Saint Laurent und das Label „Ulla Popken“, Anbieter von Bekleidung in Plus Size. Martin Schmidt: "Diese Auswahl zeigt die Bandbreite an Angeboten und Zielgruppen und die Pluralität an Stilen und parallel existierenden Schönheitsidealen."

Katalog
Behind Beauty. Hinter den Kulissen der Schönheitsindustrie. Hg. LWL-Museen für Industriekultur, Marie Helbing, Klartext Verlag Essen, 2025, ISBN 9783837527346, Preis: 14,45 Euro

Eröffnung
Bei der Eröffnung am Freitag (23.5.) um 17.30 Uhr begrüßt Gertrud Welper, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, die Gäste. In der anschließenden Talkrunde sprechen LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Dr. Enno Barlag, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie, und Melanie Hauptmanns, Expertin für Körpervielfalt, über Schönheit und die Hintergründe der Ausstellung.


Behind Beauty. Hinter den Kulissen der Schönheitsindustrie
23.5.2025 - 1.11.2026
LWL-Museum Textilwerk | Spinnerei in Bocholt
Geöffnet Di - So 10 - 18 Uhr
textilwerk.lwl.org

Pressekontakt:
Christiane Spänhoff, LWL-Museen für Industriekultur, Tel. 0231 6961-127 und Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Tel. 0251 591-235
presse@lwl.org

 

Pressekontakt: Fabienne Toholt (Volontärin) 02861 / 681-2428


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Martin Schmidt, Kommissarischer Museumsleiter, Sophie Hoelge und Jennifer Seeger, Kuratorinnen vom Textilwerk, sowie LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (v. li.) auf dem Laufsteg. Auf dem Bildschirm im Hintergrund laufen zeitversetzt um einige Sekunden Videoaufnahmen der Besucherinnen und Besucher von ihrem Gang über den "Catwalk".

©  LWL/Julia Gehrmann
Martin Schmidt, Kommissarischer Museumsleiter, Sophie Hoelge und Jennifer Seeger, Kuratorinnen vom Textilwerk, sowie LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (v. li.) auf dem Laufsteg. Auf dem Bildschirm im Hintergrund laufen zeitversetzt um einige Sekunden Videoaufnahmen der Besucherinnen und Besucher von ihrem Gang über den


Das pinkfarbene Kleid der ersten und einzigen deutschen Miss Universe Marlene Schmidt (1961) gehört zu den Highlights der Ausstellung.

©  LWL/Julia Gehrmann
Das pinkfarbene Kleid der ersten und einzigen deutschen Miss Universe Marlene Schmidt (1961) gehört zu den Highlights der Ausstellung.


Auch formende Unterwäsche aus verschiedenen Zeiten setzt die Ausstellung in Szene.

©  LWL/Julia Gehrmann
Auch formende Unterwäsche aus verschiedenen Zeiten setzt die Ausstellung in Szene.


An Bildschirmen wie hier im Bereich "Lippenstifte" können Gäste zum Beispiel durch Zeitschriften blättern.

©  LWL/Julia Gehrmann
An Bildschirmen wie hier im Bereich


Im Bereich Schönheitschirurgie sind unter anderen OP-Instrumente ausgestellt.

©  LWL/Julia Gehrmann
Im Bereich Schönheitschirurgie sind unter anderen OP-Instrumente ausgestellt.


Der gestählte Körper von Arnold Schwarzenegger galt viele Jahre als Verkörperung eines männlichen Schönheitsideals.

©  LWL/Julia Gehrmann
Der gestählte Körper von Arnold Schwarzenegger galt viele Jahre als Verkörperung eines männlichen Schönheitsideals.


Videointerviews mit Protagonisten und Protagonistinnen der Schönheitsindustrie - im Bild Dr. Enno Barlag, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, geben Einblicke in verschiedene Felder der "Schönheitsindustrie".

©   LWL/Julia Gehrmann
Videointerviews mit Protagonisten und Protagonistinnen der Schönheitsindustrie - im Bild Dr. Enno Barlag, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, geben Einblicke in verschiedene Felder der


Mit Fotografien aus dem Nachlass von Angelica Blechschmidt, ehemalige Chefredakteurin der deutschen "Vogue", hat das Textilwerk den Backstage-Bereich einer Modenschau inszeniert.

©  LWL/Julia Gehrmann
Mit Fotografien aus dem Nachlass von Angelica Blechschmidt, ehemalige Chefredakteurin der deutschen


Welches Gesicht ist schön? Mit Schablonen können Ausstellungsbesucherinnen und Besucher das eigene Gesicht in einem Spiegel oder ausgewählte Porträts auf vermeintlich "richtigen" Proportionen prüfen.

©   LWL/Julia Gehrmann
Welches Gesicht ist schön? Mit Schablonen können Ausstellungsbesucherinnen und Besucher das eigene Gesicht in einem Spiegel oder ausgewählte Porträts auf vermeintlich