Meldungsdatum: 28.05.2025
Es handelte sich nicht um eine künstliche Routine, die sich Jahr für Jahr wiederholte. Für die Gläubigen galt Fronleichnam als ein Tag echter Glaubenstreue, an dem sich Bocholt für wenige Stunden mit einem sakramentalen Umzug in eine Stadt Christi, eine Stadt der Eucharistie verwandelte. Zu keinem anderen Anlass gab es an der Wegstrecke so viele Fahnen und farbige Girlanden wie an Fronleichnam. Vielfach sah man zudem in den Fenstern und Türen der Wohnhäuser kleine Hausaltäre. Tausende erfüllten die Straßen mit Gebet und Lobgesang, gut zwei Stunden lang gab es kaum noch etwas anderes als die Verehrung Christi in Form der konsekrierten, in der Monstranz dargestellten Hostie.
Die Prozession begann um 8 Uhr morgens, wobei sich die verschiedenen Teilnehmergruppen und die Angehörigen der einzelnen kirchlichen Vereine an bestimmten Punkten in der Innenstadt aufreihten. Dann setzte sich der Zug auf seinem Weg durch das Zentrum in Bewegung.
Das Foto zeigt die Gruppe der einheitlich weiß gekleideten Mädchen bei der Fronleichnamsprozession am 4. Juni 1931 in der Osterstraße. Sie ziehen gerade am Textilkaufhaus des jüdischen Kaufmanns S. B. Löwenstein (Inhaber Bertold Löwenstein) vorbei in Richtung Markt. Die sogenannten „Engelchen“ tragen allesamt Haarkränze und sind mit Blumensträußen oder Blumenkörbchen ausgestattet. Die Beteiligung am Festzug war dermaßen groß, dass die meisten Teilnehmer gar nicht wussten, an welcher Stelle die Sakramentgruppe mit der Monstranz gerade angekommen war.
An den vier Altären sanken die Gläubigen beim Segen in die Knie. Während der Prozession läuteten die Glocken der St.-Georg- und Liebfrauenkirche. Sobald das Geläut verstummte, musste jeder dort, wo er sich gerade befand, stehen bleiben. Alle verstanden nun, dass das Heiligtum an einer der vier Stationen angekommen war. Zum eigentlichen Segen schlug die große Liebfrauenglocke dreimal an, und es wurde innerhalb der Prozession geschellt. Sodann erklang das Dauerläuten beider Stadtkirchen erneut, sodass ein jedermann verstand, dass sich der Zug fortsetzte.
Für gewöhnlich wurde der Schlusssegen auf dem Marktplatz erteilt. Sonst schritt die Geistlichkeit in der überfüllten Georgskirche zum fahnenumkränzten Hochaltar, die Orgel brauste auf und die Menge stimmte das feierliche „Tantum Ergo“ an, ehe die Prozession mit dem Abschlusssegen endete.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Nachlass Reichenberg Nr. 2, Text: Wolfgang Tembrink
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