Meldungsdatum: 13.06.2025

Arbeiten zur Neugestaltung des Hagenmarkts beginnen

Archäologische Untersuchungen abgeschlossen

Die Arbeiten zur Neugestaltung des Hagenmarktes starten Ende Juli. Nach einer erforderlich gewordenen zweiten Ausschreibungsrunde hat der zuständige Ausschuss Ende Mai der Auftragsvergabe zugestimmt.

 

Das Projekt Hagenmarkt umfasst die Neugestaltung des südwestlichen Platzraumes im Umfeld des Heinrichsbrunnens, basierend auf einem Entwurf der Berliner Landschaftsplaner capattistaubach. Beabsichtigt ist eine der aktuellen Klimadiskussion angepasste Gestaltung mit einer umfangreichen Entsiegelung der Flächen, der Neupflanzung von insgesamt über rund 80 Bäumen und Gehölzen unterschiedlicher Größenordnung in vier Pflanzbeeten und einem Regenwassermanagement, das darauf abzielt, möglichst viel Niederschlagswasser aufzufangen, zu speichern und zur Bewässerung zu nutzen.

 

Entstehen wird ein zeitgemäßer, grün geprägter Stadtplatz mit vielen Sträuchern und Bäumen, der zugleich das Prinzip Schwammstadt verkörpert. Seine Klimawirkung wird ganz wesentlich über die des ehemaligen Bestands der Rasenfläche hinausgehen. Verwendet werden klimawandelresistente Gehölze diverser Baumarten, die auch Schatten und Kühlung an heißen Sommertagen versprechen.

 

Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer: „Braunschweig erhält einen weiteren lebhaften Stadtplatz. Auf dem Hagenmarkt sollen sich die Bürgerinnen und Bürger gern aufhalten, und der Platz wird zugleich einen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas leisten.“

 

In dem begrünten Saum sieht die Planung Ruhezonen für Erholungssuchende und Spielgeräte für Kinder vor. Die durchgehend gepflasterte Fläche läuft bis an die Gebäude heran. Rund um den historischen Brunnen bietet sie Platz für kleinere lokale Veranstaltungen.

 

Straßenraum und Kreuzung werden parallel umgebaut mit Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr. Dabei werden auch umfangreich Ver- und Entsorgungsleitungen durch die jeweiligen Unternehmen erneuert. Die Bauzeit wird auf etwa 13 Monate veranschlagt. Eine zeitweise Sperrung des Bohlwegs zwischen dem Brunnenumfeld und der Katharinenkirche ist nicht zu vermeiden. In der Vorweihnachtszeit wird diese Sperrung aufgehoben, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu beeinträchtigen. Die Verbindung von der Fallersleber Straße zur Küchenstraße und umgekehrt wird mit einer Fahrspur pro Richtung zur Verfügung stehen. Der Stadtbahnverkehr ist nicht betroffen. Die Stadtverwaltung wird kurz vor dem geplanten Termin noch genauer informieren.

 

Die Stadt hat einen Auftrag erteilt in Höhe von 5,1 Millionen Euro für Arbeiten an den Verkehrsanlagen und im Platzbereich. Die Neugestaltung der Platzfläche wird gefördert im Rahmen des Förderprogramms „Resiliente Innenstädte“. Bisher stehen Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von 1,12 Millionen Euro zur Verfügung. Eine Erhöhung der Fördermittel wurde gerade beantragt, weil sich die Kosten erhöht haben.

 

Unterdessen hat die Fachfirma Arcontor Mitte Mai die bauvorbereitenden archäologischen Untersuchungen abgeschlossen. Sie waren notwendig, weil die geplante Neugestaltung des Platzes vier größere Pflanzbereiche vorsieht, die einen Bodenaustausch bis in eine Tiefe von 2,50 Metern erfordern. Die Funde werden noch gründlich wissenschaftlich ausgewertet. Aber schon jetzt können von den begleitenden Denkmalpflegern der Stadt und des Landes erste interessante Zwischenergebnisse benannt werden, die Einblicke in die Baugeschichte des Hagenmarkts liefern.

 

Wie erwartet wurden in der ausgehobenen südlichen Pflanzgrube Fundamente des 1864 abgerissenen alten Opernhauses am Hagenmarkt freigelegt.  Um sie vor der erforderlichen teilweisen Entfernung umfassend zu dokumentieren, wurde eine moderne, dreidimensional  arbeitende Technik gewählt, welche weitere Forschungen zur Baugeschichte möglich macht.

 

Ein Laubengang prägte die Südfassade des Opernhauses im westlichen Bereich. Die barocke Gründungstechnik war hier gut erkennbar. Die Baumeister jener Zeit reagierten mit Entlastungsbögen auf den schwierigen Baugrund in der Okeraue. Ein Wechsel der Gründungstechnik mit mächtigen, in das Auensediment gerammten Eichenpfählen zeigte im östlichen Abschnitt, dass der östliche Teil des Opernhauses auf deutlich älteren Grundmauern ruhte. Dies belegten sogenannte Dendro-Proben von Holzfunden, deren Fällung auf die Jahreswende 1359/60 datiert werden konnte und die damit eine weit in das Mittelalter zurückreichende, bisher noch weitgehend unbekannte Bauphase am Hagenmarkt belegen.

 

Ein bemerkenswerter Fund sind auch die in den barocken Fundamenten verbauten Spolien – große Werksteine, die mit einiger Sicherheit der einst aufwändig gestalteten Fassade des mittelalterlichen Hagenrathauses zuzuordnen sind. Stellenweise fanden sich hier auch Reste einer roten Farbfassung, die erste Hinweise auf die gotische Ausgestaltung des verschwundenen Gebäudes gibt.

 

In den westlichen und nördlichen Pflanzgruben wurden keine wesentlichen Grundmauerreste entdeckt. Stattdessen fanden die Archäologen Hinweise auf die mittelalterliche Marktfläche, darunter Siedlungsabfälle und das Fragment einer historischen Klappwaage, die weitere Hinweise zu Nutzung und Datierung liefern können.

 

Auch die historische Infrastruktur wurde stückweise aufgenommen. So wurde neben einer sehr gut erhaltenen historischen Trinkwasserleitung im Bereich der ehemaligen Theaterbühne ein komplexes System aus hölzernen Kanälen und Speichervorrichtungen entdeckt. Nicht auszuschließen ist hier ein Zusammenhang mit der barocken Bühnentechnik.

 

Förderprogramm „Resiliente Innenstädte“

 

Mit dem Programm fördert das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung die Stärkung der Innenstädte. Für die EU-Förderperiode 2021-2027 stellt das Ministerium insgesamt 61,5 Millionen Euro zur Verfügung. Davon können bis zu 4,2 Millionen Euro zusätzlich zu den Mitteln aus dem Programm „Perspektive Innenstadt!“ in Maßnahmen zur Stärkung der Braunschweiger Innenstadt fließen. Braunschweig wird als eine von 15 Städten im Rahmen von „Resiliente Innenstädte“ gefördert.

 

 

 


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Mysteriöse Holzbefunde. Im Bereich der ehemaligen Theaterbühne wurde ein komplexes System aus hölzernen Kanälen und Speichervorrichtungen entdeckt. Nicht auszuschließen ist ein Zusammenhang mit der barocken Bühnentechnik, der noch weiter erforscht werden muss.


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Fragment einer Klappwaage. Unter zahlreichen Siedlungsabfällen wurde es in den Pflanzgruben im Westen und Norden des Hagenmarkts gefunden. Hier konnten keine Gebäude nachgewiesen werden, aber der Platzaufbau bis in die Gründungszeit mit seiner Untergrundbefestigung aus Holzknüppeln.


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In den barocken Fundamenten verbauten Spolien. Vermutlich waren sie Teil der aufwändig gestalteten Fassade des mittelalterlichen Hagenrathauses. Ihre rote Farbfassung gibt erste Hinweise auf die gotische Ausgestaltung des verschwundenen Gebäudes.


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Historische Gründung des Opernhauses im östlichen Abschnitt an der Ecke zum Bohlweg. Der östliche Teil des Opernhauses ruht auf deutlich älteren Grundmauern. Mehrere Aus- und Umbauphasen ließen sich nachvollziehen.