Meldungsdatum: 13.06.2025

Wohnraummarkt in Osnabrück: Hohe Nachfrage trifft auf begrenztes Angebot – differenzierte Betrachtung notwendig

Die Stadt Osnabrück nimmt die im Artikel der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom 13. Juni 2025 (gedruckte Ausgabe) thematisierte Entwicklung der Mietpreise ernst, plädiert jedoch für eine differenzierte Betrachtung der Zahlen.

Dass sich das Mietpreisniveau in Osnabrück wie auch anderswo zuletzt dynamisch entwickelt hat, ist unbestritten. Wichtig ist aber, die Aussagekraft der zitierten Zahlen realistisch einzuordnen. Die von der „NOZ“ herangezogenen Angebotsmieten aus Immobilienportalen und Zeitungsanzeigen bilden nämlich lediglich einen kleinen Ausschnitt des Gesamtmarkts ab. In Osnabrück bilden diese Inserate nur maximal rund vier Prozent aller Mietverhältnisse ab.

Zur Erläuterung: In Osnabrück gibt es derzeit 92.403 Wohnungen, 61.572 sind davon Mietwohnungen. Die für Statistik, Stadtforschung und Wahlen zuständigen Mitarbeitenden der Stadt haben für die Erstellung des einfachen Mietspiegels ebenfalls Datensätze bei Immoscout erworben. Für vergangenes Jahr kamen 2.425 Inserate zusammen. Dies entspricht allerdings nicht der Zahl der angebotenen Wohnungen, denn es muss berücksichtigt werden, dass es Objekte gibt, die bis zu ihrer Vermietung doppelt oder sogar mehrfach inseriert werden.

Im Durchschnitt wohnen die Osnabrücker Mieterinnen und Mieter bereits seit 9,7 Jahren in ihrer Wohnung. Der Anteil, der eine Neuvermietung eingeht, ist somit vergleichsweise gering.

Eine Möglichkeit, über die herangezogenen Angebotsmieten hinaus Rückschlüsse auf die tatsächlich gezahlten Nettokaltmieten zu ziehen, ist ein Rückgriff auf die Daten aus dem Zensus 2022. Demnach liegt die durchschnittliche Nettokaltmiete in Osnabrück bei 7,30 Euro pro Quadratmeter. Damit liegt die Stadt auf Platz sechs in Niedersachsen und bewegt sich unter dem Niveau von Oldenburg (7,79 €, Platz 3) und Hannover (7,61 €, Platz 4).

Diese Zahlen zeigen, dass die Realität vieler Mieterinnen und Mieter in Osnabrück nicht mit den Höchstwerten aus Onlineportalen gleichgesetzt werden kann. Denn bei diesen sind hochpreisige Neubauten überrepräsentiert, da gerade Bauträger und Projektentwickler systematisch Onlineportale zur Vermarktung nutzen, während viele andere Wohnungen gar nicht inseriert, sondern durch persönliche Netzwerke, Bekanntschaften oder Aushänge vergeben werden. Zudem handelt es sich bei den online einsehbaren Preisen um Wunschpreise der Vermieter und nicht unbedingt um die bei Vertragsabschluss tatsächlich vereinbarten Mieten.

Richtig ist, dass die Nachfrage nach Wohnraum in der Stadt Osnabrück ungebrochen groß ist. Seit dem Jahr 2009 verzeichnet die Stadt bis auf wenige Ausreißerjahre eine positive Bevölkerungsentwicklung. Im Mai 2025 lebten mehr als 171.000 Menschen mit Hauptwohnsitz in Osnabrück – ein neuer Höchststand. Gründe sind unter anderem die starke Bildungslandschaft, eine leistungsfähige Wirtschaft und die hohe Lebensqualität. Auf die hohe Nachfrage reagieren viele Vermieterinnen und Vermieter mit einer preislichen Anpassung ihres Angebots, was die durchschnittlichen Mietpreise zweifellos ansteigen lässt.

Um die Lage auf dem Wohnungsmarkt künftig noch fundierter beurteilen zu können, wird von den Expertinnen und Experten derzeit ein qualifizierter Mietspiegel vorbereitet. Die Stadt hatte hierzu im vergangenen Herbst gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Mieter- und Vermieterverbänden einen Arbeitskreis gegründet. Die Ausschreibung zur wissenschaftlichen Erstellung ist in diesem Juni erfolgt. Die Veröffentlichung des neuen Mietspiegels ist für Anfang 2027 geplant.