Meldungsdatum: 24.06.2025

Historische Fotografien von Tsingtau

Ausstellung „Nach China? Das Fotoalbum des Hugo von Königslöw“ bis 24. August in der Städtischen Galerie Iserlohn

In der Städtischen Galerie Iserlohn, Theodor-Heuss-Ring 24, wird am Freitag, 27. Juni, die Ausstellung „Nach China? Das Fotoalbum des Hugo von Königslöw“ eröffnet. Die Ausstellung ist bis zum 24. August zu sehen und vereint historische Fotografien eines preußischen Beamten aus der Kolonialzeit mit heutigen Aufnahmen aus der Millionenmetropole Qingdao, in der viele der kolonialen Gebäude des ehemaligen Tsingtau auch heute noch erhalten sind.

Hugo von Königslöw gehörte 1898 zu den ersten Kolonialisten, die es nach Tsingtau zog. Im Auftrag der Schantung-Bergbau-Gesellschaft sollte er die dortigen Steinkohlenvorkommen untersuchen, die unter deutscher Leitung ausgebeutet und über den Hafen des Fischerdorfs verschifft werden sollten. Nur wenige Monate zuvor hatten deutsche Truppen die Bucht von Kiautschou im Osten Chinas besetzt und die chinesische Regierung zu einem Pachtvertrag gezwungen. Tsingtau wurde nach deutschem Vorbild zum Marinestützpunkt und Verwaltungssitz ausgebaut.

Das China-Album
Von seiner Reise brachte von Königslöw ein Album mit, das in der Familie von Generation zu Generation weitergereicht wurde. Durch glückliche Umstände blieb es erhalten und konnte vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum gesichert werden. Für die Ausstellung wurden die Motive aufwändig reproduziert und digital restauriert und in diesem Projekt, über einhundert Jahre nach ihrer Erstellung, nun erstmals öffentlich präsentiert.

„Die Fotografien vermitteln nicht nur ein spannungsreiches Bild der aufstrebenden Kolonie, sie sind gleichzeitig auch ein wichtiges Dokument der Fotografie-Geschichte und spiegeln den Weg der Fotografie zum Massenmedium wider“, erklärt Stephan Sagurna, Bildwissenschaftler und Kurator der Ausstellung. Mit Einführung der industriell hergestellten Trockenplatte wurde die Fotografie in den 1880er Jahren auch für Amateure beherrschbar, auch wenn das Fotografieren zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch das Hantieren mit hölzernen Plattenkameras, die Arbeit mit Stativ und schwarzem Einstelltuch sowie eine aufwändige Laborverarbeitung der einzelnen Glasplatten-Negative bedeutete.

Nachdem Hugo von Königslöw in Tsingtau eine Fotoausrüstung gekauft hatte, galt sein fotografisches Interesse Landschaften, Leuten und besonderen geologischen Formationen.

Seinen Fotografien sind als die „Handschrift“ eines Amateurs anzusehen – immer wieder schreiben sich Fehler, die sich während der Aufnahme und der folgenden Laborverarbeitung ereigneten, in seine Bilder ein. Ergänzt wurden seine Bilder von zugekauften Stadtansichten aus Tsingtau, die sich in ihrer fototechnischen Qualität deutlich unterscheiden. Aus den USA fanden ausschließlich zugekaufte Fotografien den Weg in das Reise-Album.

Amerika
Auf seiner Rückreise durch die USA ergänzte Hugo von Königslöw sein Reisealbum mit zu gekauften Fotografien professioneller nordamerikanischer Fotografen. Neben touristischen Motiven, die entlang der Eisenbahntrassen als Souvenirs verkauft wurden, finden sich Motive von spektakulären Felsformationen und auch Bergbaulandschaften des Gold Belt, dem Goldgräber Gürtel, in Colorado. Ihre Auswahl spiegelt das Interesse des Bergbaufachmanns wider.

Von besonderer fotohistorischer Bedeutung sind die Fotografien des US-amerikanischen Landschaftsfotografen George Fiske (1835 – 1918) mit Motiven aus dem Yosemite-Nationalpark in Kalifornien. Durch zwei verheerende Brände ist das Fotoarchiv des bedeutenden Fotografen fast vollständig vernichtet worden. Die Fotografien des Albums zählen daher zu den wenigen weltweit heute noch erhaltenen Originalen.

Qingdao heute
2023 ging die in Berlin lebende Journalistin Charlotte Ming in ihrer Heimatstadt Qingdao auf eine fotografische Spurensuche. In der Millionenmetropole sind heute noch viele der kolonialen Gebäude des ehemaligen Tsingtau aus der Zeit um 1900 erhalten. Mit ihrer Kamera suchte Charlotte Ming Schauplätze des historischen Fotoalbums auf und fotografierte das moderne Qingdao in Farbe und mit einem feinen Gespür für die Bildwelten Hugo von Königslöws.

„Für Iserlohn schließt sich mit der postkolonialen Sicht auf das China-Album des Hugo von Königslöw ein Kreis. So nahm etwa der aus Iserlohn stammende Paul Schlieper (1864 – 1950), seines Zeichens Kapitän und Konteradmiral zur See, auf dem großen Panzerdeckkreuzer Hansa der Kaiserlichen Marine aktiv am kolonialen kriegerischen China-Einsatz teil. Seine national-patriotischen Memoiren erwiesen sich zur Zeit ihrer Veröffentlichung als Bestseller, heute sind sie Zeitdokumente die nach einer gemeinsamen kritischen Aufarbeitung und postkolonialer Stadtgeschichtsschreibung verlangen“, erklärt Rainer Danne, Leiter der Städtischen Galerie Iserlohn.

Ein ausstellungsbegleitender Katalog ist zum Preis von 22 Euro im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich.

Ausstellungseröffnung
Bei der Ausstellungseröffnung am Freitag, 27. Juni, um 19.30 Uhr begrüßt der Leiter der Städtischen Galerie, Rainer Danne, die Gäste. Eine Einführung in die Bildwelten Hugo von Königslöw gibt Stephan Sagurna, Bildwissenschaftler und Kurator der Ausstellung. Als Ehrengast wird der Enkel des Protagonisten des China-Albums, der heute 86-jährige Dr. Joachim von Königslöw, anwesend sein. Der Eintritt zur Eröffnung ist frei. 


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Ausstellung „Nach China? Das Fotoalbum des Hugo von Königslöw“

©  Foto: Hugo von Königslöw
Ausstellung „Nach China? Das Fotoalbum des Hugo von Königslöw“

Wohlhabende Bauern, Provinz Schantung