Meldungsdatum: 02.07.2025
Jahrzehntelang führten der Grotenbach und der Kirchhörder Bach ein Dasein als „Köttelbecke“ – Abwässer aus der Industrie und Privathaushalten wurden in die Gewässer eingeleitet. Im Zuge des Generationenprojektes Emscher-Umbau (1992-2021) wurde das Abwasser mittlerweile in unterirdische Kanäle verbannt. In den Bächen fließt nur noch sauberes Wasser – allerdings sind sie immer noch technisch überformt und in einem engen, schnurgeraden Betonkorsett „gefangen“. Im Rahmen der Renaturierung werden diese Betonsohlschalen entfernt und die Gewässer naturnah umgestaltet. Am Grotenbach sowie am Kirchhörder Bach stehen außerdem ausreichend Flächen zur Verfügung, um den Gewässern die Möglichkeit zu geben, sich auszubreiten.
Der Grotenbach wird von der Fredi-Ostermann-Straße in Witten bis zum Bahndurchlass südlich der Grotenbachstraße in Dortmund (zirka 4,6 Kilometer) naturnah umgestaltet. Den Kirchhörder Bach revitalisiert die Emschergenossenschaft von der Lütgenholthauser Straße bis zur Mündung in den Grotenbach (zirka 1,6 Kilometer), der ab dieser Stelle im weiteren Flussverlauf den Namen Rüpingsbach trägt. Der Rüpingsbach ist bereits vollständig renaturiert und mündet in Dortmund-Barop in die Emscher.
Zur Verfügung stehende Flächen ermöglichen Umverlegung der Bachtrassen
Die für den Umbau des Grotenbachs zur Verfügung stehenden Flächen in Witten-Rüdinghausen und Dortmund-Persebeck bieten reichlich Potenzial für einen blaugrünen Wandel an der früheren „Köttelbecke“. So kann die Emschergenossenschaft die Bachtrasse im Bereich der Brauckstraße nach Norden verlegen und auf einer Länge von zirka 1,1 Kilometern komplett neu modellieren. Die alte Gewässertrasse bleibt künftig dennoch bestehen und dient als Auslauf für eine Regenwasserbehandlungsanlage. „Eine wasserwirtschaftliche Besonderheit ergibt sich ebenfalls im Bereich der Brauckstraße – auf Höhe der Siemensstraße – in Witten, denn auch der städtisch unterhaltene Rüdinghauser Bach wird künftig an den Grotenbach angebunden und in Abschnitten renaturiert“, sagt Stefan Rommelfanger, Stadtbaurat der Stadt Witten. „Auch die Stadt Witten und und ihr Entwässerungsbetrieb investieren stark in den Gewässerausbau und die -renaturierung um die biologische Vielfalt zu fördern und den Starkregen- und Hochwasserschutz zu verbessern.“
Die Umbauten am Grotenbach nutzt die Emschergenossenschaft zudem, um den Witten-Annen-Kanal zu sanieren. Dieser Maßnahmenteil findet sowohl in offener als auch geschlossener Bauweise statt. Im Witten-Annen-Kanal werden die Werksabwässer von Evonik parallel zu den Abwassersammlern der Emschergenossenschaft abgeleitet. Die Emschergenossenschaft betreibt diesen Kanal im Sonderinteresse der Evonik.
Auch der Kirchhörder Bach erhält im Zuge seiner naturnahen Umgestaltung ein neues Bachbett unterhalb der Löttringhauser Straße auf einer Strecke von zirka 700 Metern. „Die alte Trasse des Kirchhörder Bachs dagegen bleibt erhalten und nimmt behandeltes Grubenwasser aus der ehemaligen Zeche Gottessegen auf. Das Wasser, das Eisenoxid enthält, wird durch spezielle Pflanzen behandelt, bevor es parallel zum neuen Kirchhörder Bach zum Grotenbach weitergeleitet wird “, sagt Arnulf Rybicki, Stadtrat der Stadt Dortmund.
Mehrwerteffekte für Menschen und Natur
„Im Rahmen des Emscher-Umbaus konnte bereits die Abwasserfreiheit im Grotenbach und im Kirchhörder Bach erreicht werden. Der Pflicht folgt nun die Kür – mit der Renaturierung beider Gewässer geben wir Flora und Fauna die Möglichkeit, wieder in und an die Bäche zurückzukehren. Wie groß der durch den blaugrünen Wandel erzielte Effekt sein kann, sieht man einige Kilometer flussabwärts am Ufer des bereits renaturierten Rüpingsbachs, wo wir seit 2018 sogar Rotwein anbauen – ein symbolträchtiges Beispiel für die Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität entlang des früheren Schmutzwasserlaufes“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft, betont den Vorteil der Renaturierungsmaßnahmen für die Hochwassersicherheit im Extremwetterfall: „Die Flächenverfügbarkeit hat uns hier nicht nur die Möglichkeit gegeben, die Gewässertrassen des Grotenbachs und des Kirchhörder Bachs zu verlegen und naturnah zu modellieren – darüber hinaus haben wir bei diesen Maßnahmen auch die Chance, sogenannte Retentionsräume für die Gewässer zu schaffen. Das bedeutet konkret: Bei einem Starkregen können die Bäche gezielt in diesen Bereichen ausufern, so dass Überflutungen und Schäden in den naheliegenden Wohngebieten stark vermindert werden.“
Die Emschergenossenschaft
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de
Gemeinsam gaben (v.r.) Dr. Frank Obenaus (Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft), Arnulf Rybicki (Stadtrat der Stadt Dortmund), Ines Budach (Projektleiterin der Emschergenossenschaft), Stefan Rommelfanger (Stadtbaurat der Stadt Witten) und Andreas Koschate (Entwässerung Stadt Witten) den Startschuss für die ökologische Verbesserung des Grotenbachs und des Kirchhörder Bachs. Die Bachtrasse des Grotenbachs wird hier im Bereich der Brauckstraße in einer großen Schleifen nach Norden verlegt und auf einer Länge von zirka 1,1 Kilometer neu modelliert.
Der Grotenbach an der Fredi-Ostermann-Straße in Witten. Ab hier wird der Bach auf einer Länge von 4,6 Kilometern bis zum Bahndurchlass südlich der Grotenbachstraße naturnah umgestaltet.
Der Grotenbach 1954. Damals führte er noch Abwasser, war technisch überformt und in einem engen, schurgeraden Betonkorsett gefangen. Heute ist der Bach Abwasserfrei und wird nun renaturiert.
Auch der Kirchhörder Bach wird auf einer Länge von 1,6 Kilometern naturnah umgestaltet. Unterhalb der Löttringhauser Straße bekommt er auf einer Länge von zirka 700 Metern sogar ein neues Bachbett.
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