Meldungsdatum: 02.07.2025

10 Jahre Syrer in Bocholt: Ein Fest der Gemeinschaft, Kultur und Hoffnung

Brücke zwischen den Kulturen // Motto: Mut haben - Chancen nutzen

Am 28. Juni 2025 feierte die syrische Gemeinschaft in Bocholt ihr zehnjähriges Bestehen – ein bedeutender Meilenstein, der die erfolgreiche Integration, den kulturellen Austausch und die enge Verbundenheit zwischen den Menschen in der Stadt würdigt.

Die Veranstaltung wurde von Muaiad Abd Alrahman, dem Vorsitzenden des Deutsch-Syrischen Vereins eröffnet, der die Gäste herzlich begrüßte und betonte, dass es ihm nicht nur um die Präsentation der syrischen Kultur gehe, sondern auch um das Zeigen von Dankbarkeit. Er dankte den Mitgliedern seines Vereins für ihren ehrenamtlichen Einsatz und äußerte die Hoffnung, dass das Fest ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Freude werde.

Bürgermeister Thomas Kerkhoff würdigte die syrische Community ausdrücklich: „Sie bereichern Bocholt mit ihrer Kultur. Das Zusammenleben der syrischen Menschen, die flüchten mussten, ist für unsere Stadt von großer Bedeutung", so Kerkhoff. Es sei wichtig, "eine neue Heimat zu finden, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen", betonte Kerkhoff. Diese Gemeinschaften und Kulturvereine seien ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft.

Gewinn für die Stadtgesellschaft

Martin Wolters vom Fachbereich Öffentliche Ordnung der Stadt Bocholt erinnerte an die Anfänge im Jahr 2015, als der erste syrische Flüchtlingsbus nach Bocholt kam. Er berichtete von den Herausforderungen in den Anfangsjahren, wie Unterbringung, Sprachbarrieren und Integration. Waren es 2014 75 Syrer, die in Bocholt lebten, seien es heute 971, „drei mehr als aus der Ukraine und 90 mehr als aus den Niederlanden“, so Wolters.

Besonders erfreulich sei, dass 88 % der Bocholterinnen und Bocholter mit syrischen Wurzeln unter 45 Jahre alt seien. „Sie kompensieren demographische Lücken und sind ein Gewinn für die Stadtgesellschaft“.

Brücke zwischen den Kulturen

Ataf Chaudhry, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrates Bocholt, würdigte in seiner Ansprache die engagierte Arbeit der syrischen Gemeinschaft in Bocholt seit 2015, die sich durch schnellen Einsatz, Sprachförderung, Arbeit und kulturelle Aktivitäten auszeichnet. Er betonte, wie der Verein „Syrer in Bocholt“ als Brücke zwischen den Kulturen fungiere, die Integration fördere und die Stadtgesellschaft bereichere, unter anderem durch Veranstaltungen, Hilfsaktionen und den politischen Dialog.

Chaudhry lobte die vielfältigen Initiativen des Vereins, wie den Ramadan-Bazar, das Zuckerfest und die Unterstützung bei der Integration neu Angekommener, die Bocholt noch lebendiger machen. Abschließend ermutigte er die Gemeinschaft, weiterhin aktiv zu bleiben, und wünschte Muaiad Abd Alrahman und seinem Verein weiterhin viel Erfolg bei ihrer wichtigen Arbeit.

Zudem appellierte er an die Bedeutung der Wahlfreiheit und Demokratie: „Unsere Geschichte wird am 14. September geschrieben. Viele Syrer dürfen in Bocholt wählen, was in ihrer Heimat nicht möglich war. Nutzen wir unsere Stimmen, um eine harmonische Gesellschaft und Demokratie zu fördern und Rassismus zu bekämpfen.“

Der Abend wurde durch einen eindrucksvollen und bewegenden Dokumentarfilm, den Film Director Mohammad Shekha zusammengestellt hat, ergänzt, der die Geschichte der syrischen Revolution, der Flucht, des großen Schmerzes in prägnanten Bildern dokumentierte, aber auch der Hoffnung und Neubeginn in Bocholt aufzeigte, in dem angekommene syrisch stämmige Bocholterinnen und Bocholter zu Wort kamen.

Die ganz jungen Mitglieder der syrischen Community, zumeist in Bocholt geboren, zeigten mit einer Tanzeinlage ihre Hoffnungen für die Zukunft und die feste Verwurzelung der Gemeinschaft in der Stadt.

Persönliche (Erfolgs-)Geschichten prägten den Abend: Esraa Abdalhalem, 17-jährige Schülerin, berichtete von den schweren Anfängen und der frühen Selbständigkeit, weil Kinder und Eltern gleichzeitig lernen mussten. Mit Unterstützung der Lehrer und ihrer Eltern habe es geklappt. Auch die Teilnahme an der AG „Schule ohne Rassismus“ habe ihr geholfen, mit Diskriminierung umgehen zu können.  

Mut, Höflichkeit und Respekt

Ahmad Akkam, der 2015 nach Bocholt kam, sprach von den Herausforderungen im Asylverfahren, den Bildungschancen, die Bocholt bietet und seinem erfolgreichen Einstieg in die Arbeitswelt bei Flender. Unterstützung habe es nicht nur durch die syrische Community gegeben, sondern auch von der VHS, der Akademie Klausenhof und durch die geknüpften Freundschaften gegeben.

„Danke, dass ihr einen erfolgreichen Menschen aus mir gemacht hat", sagte Akkam und appellierte gleichzeitig: „Habt Mut, seid beharrlich und integriert Euch, nutzt jede Chance, glaubt an Euch selbst, dann schafft ihr es, mit Höflichkeit und Respekt.“

William Al Akrad, der in Bocholt studierte, betonte, wie wichtig die Sprachkenntnisse für die Integration seien, und ermutigte alle, die Chancen in Deutschland zu nutzen. „Ich möchte mich bei Deutschland und Bocholt für die Möglichkeiten bedanken, die uns Flüchtlingen geboten werden.“ 

Mohamad Jarad, Geschäftsführer des Unternehmens M. Kaiser Dienstleistungen schilderte seine Flucht und den Weg vom Flüchtling zum erfolgreichen Unternehmer. Sein in Syrien erfolgreich abgelegte Abitur sei hier in Deutschland nicht anerkannt worden, „da habe ich einfach noch einmal Abi gemacht“, sagte Mohamad Jarad. Anschließend habe er sich für den Weg der Arbeit entschlossen: „Ich kann nicht acht Stunden am Schreibtisch sitzen, ich muss körperlich arbeiten“, so Jarad. Sein Name heiße übersetzt „Heuschrecke“, den konnte er, als die Unternehmensgründung anstand, nicht nutzen.

„Da bin ich, gemeinsam mit meinem Berater auf einen Begriff gekommen, der im deutschen, englischen und arabischen relativ gleich klingt, Kaiser,“ berichtet Jarad weiter. Da es den Namen als Gewerbeeintrag schon gab, habe er kurzerhand „M. Kaiser“ genommen. „Es gab viel Konkurrenz, ich habe mich aber mit Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und guter Arbeit durchgesetzt und das Vertrauen meiner Kunden gewonnen.“ Aktuell sei sein Unternehmen das am besten bewertete Entrümpelungsunternehmen in Deutschland.

Kulinarische Spezialitäten

In der Pause präsentierte der Verein seinen Gästen syrische Spezialitäten, die allesamt von Frau Hnadi Hallak vorbereitet worden waren. „Es war ein Genuss“, sagte auch Bruno Wansing, Integrationsbeauftragter der Stadt Bocholt, der die Veranstaltung den Tag über betreute.

Muaiad Abd Alrahman fasste zusammen: „Bocholt ist unsere zweite Heimat. Wir leben hier in einer sauberen, lebenswerten Stadt mit tollen Menschen. Hier finden wir eine Gemeinschaft, die uns aufnimmt und unterstützt.“

Pressekontakt: Integrationsbüro, Integrationsbeauftragter Bruno Wansing, Telefon: +49 2871 953-2264, E-Mail: bruno.wansing@bocholt.de


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10 Jahre Syrer in Bocholt

Bürgermeister Thomas Kerkhoff (6.v.l.), Ataf Chaudhry, stv. Vorsitzender des Integrationsrates (4.v.r.), und Martin Wolters, Leiter des Fachbereichs Öffentliche Ordnung der Stadt Bocholt (5.v.l.), waren Ehrengäste bei der Veranstaltung "10 Jahre Syrer in Bocholt" - Foto: Bruno Wansing, Stadt Bocholt