Meldungsdatum: 02.07.2025
Eine Neubesetzung ist dabei gleichzeitig ein Wiedersehen mit einem Gast des Ensembles 2024: Nils Thalmann, im vergangenen Jahr der „Romeo“ in dem bekannten Shakespeare-Drama, spielt nun die Rolle des „Maik“. Das Publikum feierte ihn und das restliche Team am Freitagabend zur Wiederaufnahme-Premiere mit begeistertem Applaus und stehenden Ovationen.
Der Roman von Wolfgang Herrndorf, der der Roadstory „Tschick“ (Autor: Robert Koall) zugrunde liegt, zeigt zwei vollkommen unterschiedliche 14-Jährige, die einen Sommer voller verrückter Dinge und Begegnungen erleben und dabei immer am Rand der Illegalität entlang schrammen. Klar, in diesem Alter in einem geklauten Auto unterwegs zu sein und selbst am Steuer zu sitzen, gehört nun mal in die Kategorie „besonders verboten“. Doch auf dem wilden Ritt in Richtung „Walachei“, das Land, aus dem Tschicks Familie stammt, entsteht eine besondere Freundschaft zwischen den beiden.
Die in Hanau aufgewachsene Regisseurin Leonie Rebentisch zeichnet in ihrer Inszenierung das Bild zweier Jugendlicher, die zwar aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen stammen, aber beide sozial isoliert sind. Was zunächst eine Zweckgemeinschaft der Sonderlinge zu sein scheint, wird ein enges Band des Vertrauens, der geteilten Sehnsüchte und Geheimnisse. Das Publikum erlebt einen Abend mit temporeichen Szenen und stillen Momenten im stetigen Wechsel, das Ganze gelegentlich effektvoll unterlegt mit Live-Musik und Geräuscheffekten vom E-Bass.
Doch zu den Akteuren: Da ist zum einen Maik (Nils Thalmann), der Junge aus wohlhabendem Elternhaus. Seine Klasse nennt ihn „Psycho“, nachdem er in einem Aufsatz mit dem irreführenden Titel „Mutter auf der Beautyfarm“ ausführlich über deren Alkoholsucht geschrieben hat. Tschick (Valentin Mirow) ist das genaue Gegenteil des schüchternen, unbeholfenen Maik: Ein vermeintlich cooler Typ mit schrägen Klamotten, Supermarkttüte und Zauberwürfel, der sich um nichts und niemanden schert. Zunächst können die zwei nichts miteinander anfangen, doch das ändert sich mit dem Beginn der Sommerferien: Als Maik überraschend von beiden Eltern bis auf weiteres allein gelassen wird und Tschick in einem geklauten Lada vorfährt, beginnt für beide ein Abenteuer, das sie zusammenschweißt und sie Freiheit „schmecken“ lässt.
Wie aber stellt man mit drei Darstellern eine komplette Reise dar, verschiedene Orte, zahlreiche Charaktere? Die drei jungen Schauspieler sind nicht nur in ihren Hauptrollen Maik, Tschick und Isa (das Mädchen, das die Jungs auf ihrer Fahrt treffen, dargestellt von Leonie Krieg) präsent, sondern mimen im Verlauf des Stückes zahlreiche Charaktere – alles minimalistisch gelöst. Leonie Rebentisch arbeitet zudem mit Requisiten, die auch schon mal in einem Gespräch zu dritt hin- und hergereicht werden. In einer Szene ist dies ein Hut, der eine Frau symbolisiert, die die Jungs zum Mittagessen („Risi Pisi – Reis mit Pampe“) einlädt.
Autoreifen nehmen eine zentrale Rolle ein: Sie sind Stuhl, Auto, Fahrrad und vieles mehr. Fahren die Jugendlichen zum Beispiel in ihrem Lada, hopsen sie synchron auf zwei Reifen, gehen synchron in die Kurven, bremsen synchron. Für das Bühnenbild zeichnet Dennis Krauß verantwortlich – er wurde erst kürzlich für seine Regie der Oper „Sleepless“ für den renommierten Theaterpreis „Der Faust“ nominiert. Sein Bühnenkonzept in der Wallonischen Ruine, bestehend aus schrägen Holzelementen und an den Seiten begrenzt durch Holzlatten, gibt den drei Schauspielern die Möglichkeit, „abzutauchen“ und an anderer Stelle wieder zu erscheinen.
Apropos „erscheinen“: Wo und wann kommt eigentlich Isa ins Spiel? Maik und Tschick treffen sie auf der Suche nach einem Stück Zubehör für ihr Auto auf einer Müllhalde. Dort lebt das pfiffige Mädchen offensichtlich allein, hat einen festen Plan für ihr Leben, aber keine Familie um sich herum – im Grunde also auch eine arme Haut. In der Fahrgemeinschaft entsteht eine Art Freundschaft zwischen den dreien, gleichzeitig knistert es auch zwischen Isa und Maik, das noch fragile Beziehungsgeflecht zwischen den Jungs scheint kurz in Gefahr. Doch dann steigt Isa aus und die „Männertour“ nimmt buchstäblich wieder an Fahrt auf. Welche haarsträubenden Abenteuer Tschick und Maik noch zusammen erleben, sei hier nicht verraten – nur so viel: Der Roadtrip endet mit einem schweren Autounfall, einem Gerichtsverfahren und der Erkenntnis, dass Maik zwar im Gegensatz zu Tschick aus einem „stinkreichen“ Elternhaus stammt, ihm das aber zwischenmenschlich auch nichts genutzt hat. Der Schluss gehört seinem Resümee der Reise: „99 Prozent der Welt ist schlecht, aber das wahnsinnige war, dass Tschick, Isa und ich auf unserer Reise dem einen Prozent begegnet sind.“
Ein Satz zur Neubesetzung des Maik: Nils Thalmann gibt der Rolle und damit auch dem ganzen Stück eine eigene Note. War Maik im vergangenen Jahr eher der Typ „Nerd“, so ist er jetzt ein schüchterner, unbeholfener Junge, den man in den Arm nehmen möchte. Intendant Frank-Lorenz Engel und Regisseurin Leonie Rebentisch waren sich schnell einig, dass Thalmann die richtige Wahl für die Wiederaufnahme sei – und das Publikum am Premierenabend zeigte deutlich seine Zustimmung dazu.
Pressekontakt: Prof. Dr. Jeroen Coppens, Brüder-Grimm-Festspiele, Telefon 06181/2950-6721
Abenteuer und Freundschaft: Tschick, Maik und Isa erleben einen ganz besonderen Sommer
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