Meldungsdatum: 31.07.2025
Vor 377 Jahren fand in Osnabrück ein Meilenstein in der Geschichte statt: Am 6. August 1648 einigten sich die hochrangigen Gesandten im prunkvollen Quartier des schwedischen Hauptgesandten Johan Axelsson Oxenstierna darauf, dass nichts mehr am Friedensvertrag geändert werden sollte – mit einem Handschlag. Es war der entscheidende Tag im Friedensprozess. Zum dritten Mal wird dieser Tag mit einem umfassenden Programm gefeiert: Am Sonntag, 10. August, hält unter anderem die Schauspielerin Natalia Wörner eine Lesung, mit Texten, die genau auf diesen Tag abgestimmt sind.
Dieses Jahr findet das Programm unter dem Motto „Frieden. Miteinander leben“ statt. Die Veranstaltung ist ein gemeinsames Projekt der Stadt Osnabrück, des Bistums Osnabrück, der Marienkirche, der Universität Osnabrück, des Forschungszentrum IKFN und des Literaturbüros Westniedersachsen, unterstützt durch den Osnabrücker Club. Die Lesung in der Marienkirche ist um 16.30 Uhr. Wie in den vergangenen Jahren wird auch wieder der Bischofsgarten extra geöffnet. In der Erinnerung daran, wo der „Handschlag“ stattgefunden hat.
Nach fünf Jahren zäher Verhandlungen haben sich die Gesandten 1648 so vertraut, dass ihnen ein Handschlag genügte, um darauf zu bauen, dass der Vertrag so bleibt wie er ist und nicht wieder aus Eigeninteressen verändert wird. „Ein Wunder, wenn man bedenkt, dass die einzelnen Parteien anfangs nicht einmal in einer Stadt sein wollten“, sagt Erster Stadtrat und Kulturvorstand Wolfgang Beckermann. „Gerade in diesen Zeiten tut es gut, daran zu erinnern, was damals möglich war. In der Lesung mit Natalia Wörner wird die Geschichte wieder lebendig.“
Vom Osnabrücker Handschlag zur immerwährenden Koexistenz
Vor genau 377 Jahren markierte der sogenannte Osnabrücker Handschlag einen Meilenstein in der europäischen Geschichte. Nach über drei Jahrzehnten Krieg gelang am 6. August 1648 in Osnabrück der Durchbruch des lang ersehnten Westfälischen Friedens zwischen dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und dem Königreich Schweden. Das prunkvolle Quartier des schwedischen Hauptgesandten Johan Axelsson Oxenstierna an der Großen Domsfreiheit war Schauplatz dieses historischen Ereignisses. Der symbolische Handschlag zwischen den hochrangigen Gesandten aus Kaiserreich, Schweden, Brandenburg, Bayern und Mainz rettete den Friedensschluss vor dem Scheitern und wurde von Zeitgenossen als rechtsverbindlich anerkannt.
Kurz darauf wurden auch die Verhandlungen zwischen dem Kaiser und Frankreich in Osnabrück geführt. Beide Verträge wurden schließlich am 24. Oktober 1648 im Münsteraner Rathaus unterzeichnet, und der endgültige Friedensschluss wurde am 25. Oktober feierlich auf der Treppe des Osnabrücker Rathauses verkündet.
DIE HOFFNUNG ALARMIEREN
Öffentliche Lesung mit Natalia Wörner
Schauspielerin Natalia Wörner nimmt das Publikum mit auf eine literarische Reise vom Dreißigjährigen Krieg bis in die Gegenwart. In ihren Texten wird sie den Fragen nachspüren, die auch das Motto des diesjährigen Osnabrücker Handschlags bestimmt hat: Wie kann es den Menschen gelingen, in Frieden miteinander zu leben?
Die öffentliche Lesung ist ein einmaliges Ereignis: Natalia Wörner hat sie gemeinsam mit Dr. Jens Peters vom Literaturbüro Westniedersachsen aus Texten rund um die Themen Krieg und Frieden von 17. Jahrhundert bis heute zusammengestellt. Sie passt genau in die Marienkirche und ist eigens für das Programm rund um den „Handschlag“ entwickelt worden.
Unter der Leitung von Violoncellist Jörg Ulrich Krah gehen Flötistin und Kontrabassistin Martina Binnig und Gerhard Stengert an Percussion und Schlagzeug mit den Texten in den musikalischen Dialog.
Infos zum Bischofsgarten
Das heutige Bischofshaus markiert jenen Ort, an dem der schwedische Gesandte Johan Axelsson Oxenstierna während der Westfälischen Friedensverhandlungen residierte. Als einer der ranghöchsten Diplomaten in Osnabrück empfing er andere Gesandte in seinem prunkvoll ausgestatteten Anwesen und besprach sich mit ihnen bisweilen auch in seinem Garten.
Im heutigen Bischofsgarten wird an das Ehepaar Oxenstierna und seine Zeitgenossen erinnert. Dieser ist nur am 10. August für Besucher frei zugänglich und wird zudem durch Führungen erschlossen.
Infos zum Escape-Room
Das Forschungszentrum IKFN legt auch dieses Jahr wieder den Outdoor Escape-Room „Wettlauf um den Frieden?“ auf. Es ist 1648, nach 30 Jahren Krieg und langen Verhandlungen. Der Westfälische Friedenskongress droht zu scheitern. Eine kleine Gruppe Fürsten plant ein geheimes Treffen hinter verschlossenen Türen, um den Kaiser zu einem Kompromiss zu zwingen.
Doch der Ort des Treffens ist verloren gegangen. Die Teilnehmenden schlüpfen in die Rolle von Jakob Lampadius, Gesandter Braunschweig-Lüneburgs, und müssen den geheimen Ort finden, bevor Gegner wie Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg den Frieden sabotieren. Das kostenlose Suchspiel kann alleine oder in Gruppen gespielt werden, mit Smartphone und Flyer erhältlich im Rathaus, in der Marienkirche und im Forum am Dom.
Die Koordination der Veranstaltung liegt beim Projektbüro im Fachbereich Kultur der Stadt Osnabrück. Weitere Informationen gibt es auf der Seite www.kultur-os.de.
Die Teilnahme an allen Programmpunkten ist kostenlos.
Programmübersicht
St. Marien
12 bis 13 Uhr: Wandelgottesdienst mit Domkapitular Thilo Wilhelm und Pastor Matthias Bochow, begleitet vom Posaunenchor St. Marien unter der Leitung von Michiko Sugizaki, Begrüßung durch Bürgermeisterin Birgit Strangmann
13.15 und 14.15 Uhr: Führung am historischen Stadtmodell mit Dr. Susanne Tauss und Samuel Arends
Ab 14 Uhr: Kirchencafé in der Marienkirche
Ab 16 Uhr: Einlass zur Lesung
16.30 bis 18.15 Uhr: Lesung mit Natalia Wörner; musikalische Begleitung mit Jörg Ulrich Krah, Martina Binnig, Gerhard Stengert
Die Ausstellung „Miteinander leben“ ist bis zum 31. August zu sehen.
Rund um Dom, Marienkirche und Rathaus
13 bis 16 Uhr: Outdoor-Escape-Room „Wettlauf um den Frieden“
Rathaus / Friedenssaal
13.15 Uhr, 14.15 Uhr und 15.15 Uhr: Szenisches Schauspiel der Stadtspieler
Bischofsgarten
13.15 Uhr und 15.15 Uhr: Historische Führung durch den Bischofsgarten; Treffpunkt: vor dem Bischofshaus, Große Domsfreiheit, mit Dr. Caroline Bäßler und Dr. Hermann Queckenstedt
Diözesanmuseum
Kostenloser Eintritt während des gesamten Tages
13.15 Uhr und 15:15 Uhr: Führung mit Friederike-Andrea Dorner zum Westfälischen Frieden durch die Dauerausstellung, Präsentation der Capitulatio Perpetua im Galerieraum. Treffpunkt: Museumseingang, Domhof 12
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Der Westfälische Frieden in Kürze
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Zeitleiste: Weg zum Frieden
Jahr |
Ereignis |
1618 |
Beginn des Dreißigjährigen Krieges |
1643 |
Friedensverhandlungen beginnen in Münster & Osnabrück |
6. Aug 1648 |
Osnabrücker Handschlag – Durchbruch im Teilfrieden |
Okt 1648 |
Verträge zwischen Kaiser, Schweden & Frankreich |
24. Okt 1648 |
Unterzeichnung in Münster |
25. Okt 1648 |
Öffentliche Verkündung in Osnabrück |
Pressekontakt: Silke Brickwedde | Telefonnummer 0541/ 323-2328 | E-Mail brickwedde@osnabrueck.de
Hilde Ehrenbrink von den Stadtspielern (links), Anke Bramlage (Leitung Projektbüro Kultur), Patricia Mersinger (Leitung Fachbereich Kultur), Dr. Jens Peters (Literaturbüro Westniedersachsen), Dr. Hermann Queckenstedt, (Direktor des Diözesanmuseums Osnabrück), Dr. Susanne Tauss (Geschäftsführerin Landschaftsverband Osnabrücker Land), Friederike Dauer Vorsitzende des Kirchenvorstands von St. Marien) und Stadtspieler Jürgen Wojcik.
Sämtliche Texte und Fotos können unter Angabe der Quelle frei veröffentlicht werden, Belegexemplare sind willkommen.
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