Meldungsdatum: 02.09.2025
„Das Handwerk ist ein zentraler Pfeiler unserer Gesellschaft. Die Zukunftsfähigkeit unseres Landes hängt auch davon ab, wie wir das Handwerk politisch fördern und gesellschaftlich wertschätzen“, so der Appell von Bürgermeister Michael Joithe am Donnerstag, 28. August, im Austausch mit Uta Neumeister, die bei der Handwerkskammer (HwK) Südwestfalen für Standortpolitik verantwortlich ist. „Das Handwerk ist ein Teil der dualen Ausbildung, die Deutschland groß und stark gemacht hat. Macht euch groß – ihr seid das Beste, was wir haben.“
Sieben zentrale Forderungen der Handwerkskammer Südwestfalen im Kontext der Kommunalwahl 2025 am 14. September waren Kern der Diskussion. „Ob Versorgung, Innovation oder gesellschaftliches Engagement – das Handwerk übernimmt vor Ort Verantwortung, schafft Arbeitsplätze und gestaltet Zukunft. Es ist ein unverzichtbarer Motor, der nicht zu sehr ins Stottern geraten darf. Es braucht verlässliche politische Rahmenbedingungen, damit er weiter kraftvoll läuft. Wir sehen – nicht nur in Südwestfalen – große Probleme mit Nachfolgern und Nachwuchs. Manche Betriebe schließen einfach. Das ist so schade“, beschreibt Neumeister. „Frauen im Handwerk haben das Können, die Erfahrung und die Perspektive – auch sie sollen sich die Nachfolge zutrauen und die Chancen ergreifen, Verantwortung zu übernehmen. Dieses Potenzial müssen wir sichtbar machen und gezielt stärken.“ Sorgen bestehen beispielsweise im Friseurhandwerk, wo die Zahl der Auszubildenden drastisch zurückgeht. „Wir müssen davon ausgehen, dass es die Vielzahl an Betrieben so nicht mehr geben wird – und dieses Problem beginnt in der Ausbildung.“
Ausbildungssystem stärken
„Duale Ausbildung, ob kaufmännisch oder handwerklich, gehört immer noch weltweit zu den besten Ausbildungen. Der Trend zum Gymnasium ist weiter ungebrochen, doch auch Haupt- und Realschulen leisten hervorragende Arbeit! Lange galt aber die Arbeit mit den Händen als minderwertig; stattdessen wurde die Arbeit mit dem Kopf angestrebt. Diese Akademisierung hat uns als Gesellschaft geschadet“, konstatiert Joithe.
Hier setzen auch die zentralen Forderungen der Handwerkskammer an: Es gilt, Wege zu schaffen, um das Handwerk vor allem für junge Menschen wieder attraktiver zu gestalten. „Wir wollen deshalb die berufliche Orientierung schon in den allgemeinbildenden Schulen fördern – zum Beispiel durch Kooperationen mit lokalen Handwerksbetrieben, mit den sogenannten Ausbildungsbotschaftern, die in Schulen gehen – und ein Netzwerk zwischen Schulen, Unternehmen und Handwerkskammer aufbauen.“ Daneben soll unter anderem die Digitalisierung der Berufsschulen gefördert und ergänzend Online-Unterricht ermöglicht werden. „Es geht darum, dass Fachkräfte nicht nur eine Arbeit, sondern ein Zuhause finden. Ein Zuhause in Arbeitsnähe“, so Neumeister. Hierzu gehört auch, den Nahverkehr bedarfsgerecht auszubauen, besser zu vernetzen und ein bezahlbares attraktives Umfeld zu bieten.
Iserlohn als Vorreiter
Eine Möglichkeit der Zusammenarbeit sieht Bürgermeister Michael Joithe darüber hinaus in der jährlich stattfindenden Ausbildungsmesse der Stadt Iserlohn. „Die Qualität der Gespräche und Kandidaten ist sehr hoch, weil der Besuch unserer Messe freiwillig ist. Hier zeigen wir, wie breit unsere Stadt aufgestellt ist – auch im Handwerk. Wir bilden Straßenwärterinnen und -wärter sowie Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner im Bereich Garten- und Landschaftsbau aus.“ Dabei sieht Joithe vor allem das duale Ausbildungssystem als Wirtschaftsmotor.
Bei den Forderungen „Raum für Entwicklung“ und „Effiziente öffentliche Auftragsvergabe in der Verwaltung fördern“ stellt Bürgermeister Michael Joithe fest: „Die Gewerbeanmeldung läuft bei uns bereits komplett digital – jedoch haben wir ein Problem mit Gewerbeflächen: Wir haben praktisch keine nennenswerten Reserven mehr.“ Deshalb sei es wichtig, rechtskräftig Planungen zu entwickeln, um neue Flächen auszuweisen. „Drei Ansiedlungen von Unternehmen in Bestandsimmobilien durfte ich in Iserlohn begleiten: Über 300 Arbeitsplätze und nicht unerhebliche Gewerbesteuereinnahmen stärken unsere Waldstadt.“ Und so ist es Joithe vor allem wichtig, als Vermittler aufzutreten: „um ‚Unternehmersprache‘ in Verwaltungsdeutsch zu übersetzen – und umgekehrt. Als ehemaliger Unternehmer habe ich großes Interesse daran, eine genauso unternehmens- und wirtschaftsfreundliche, wie bürgerfreundliche Verwaltung zu gestalten. Meine Tür steht deshalb immer offen: Unternehmen können sich direkt an mich oder die Wirtschaftsförderung wenden.“
Finanzielle Abhängigkeiten
Nicht nur deshalb kann Iserlohn als Best-Practice-Beispiel für wirtschaftsfreundliches Denken gelten. „Elf Jahre lang ist unsere Gewerbesteuer gleich geblieben – hier werden wir als Letztes ansetzen, da wir Leistungsträgern keinen Schaden zufügen und Unternehmen in der wirtschaftlich angespannten Situation nicht zusätzlich in den Würgegriff nehmen wollen“, so Joithe. „Finanziell müssen wir den Druck auf das Land NRW erhöhen.“
Abbau von Bürokratie
Zudem seien laut HwK langwierige Genehmigungsverfahren und undurchsichtige Abläufe immer noch Punkte, die viele Betriebe ausbremsen. Gefordert werden daher schnellere Entscheidungen, proaktive Lösungen und schlankere Prozesse. „Es muss endlich zu einem echten Bürokratieabbau kommen“, so Neumeister. „Out-of-the-Box-Denken ist nicht unbedingt in der Verwaltung verankert“, entgegnet Joithe. „Von außen betrachtet, fragt man sich oft: Geht das nicht pragmatischer, schneller? Doch wir sind in einem Verordnungskorsett gefangen, das uns an vielen Stellen hemmt, obwohl der Wille da wäre.“
Bei der Botschaft des Forderungspakets sind sich Neumeister und Joithe jedoch einig: Einzelmaßnahmen wie bisher reichen nicht mehr aus. „Eine wirtschaftsfreundliche Verwaltung, gute Infrastruktur, lebenswerte Bedingungen und eine zukunftsorientierte Bildungspolitik – alles muss zusammenpassen.“
Eine Übersicht der Forderungen der HwK Südwestfalen zur Kommunalwahl 2025 ist auch online abrufbar unter: https://www.hwk-swf.de/downloads/kommunalwahl-2025-gemeinsam-fuer-das-handwerk-38,1044.pdf
STADT ISERLOHN
Pressestelle
Schillerplatz 7 - 58636 Iserlohn
Tel. 02371 / 217-1250
pressestelle@iserlohn.de
https://www.iserlohn.de
Sämtliche Texte können unter Angabe der Quelle frei veröffentlicht werden, Belegexemplare sind willkommen.
Die Pressestelle " Stadt Iserlohn" ist Mitglied bei presse-service.de [ www.presse-service.de]. Dort können Sie Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und als RSS-Feed oder E-Mail abonnieren.