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Meldungsdatum: 02.09.2025

Gewässerrenaturierung zeigt Erfolge: Gewässerstruktur im Kreis Borken hat sich verbessert

Nachkartierung der Gewässerstrukturgüte vom LANUK / Beispiel: Bocholter Aa in Borken von Pröbsting bis zur ehemaligen Deponie Hoxfeld

In und an den Flüssen und Bächen im Kreis Borken wird seit Jahren daran gearbeitet, die Gewässer naturnah umzugestalten: neu angelegte mäandrierende Gewässerverläufe, Fischaufstiegsanlagen, Uferbepflanzungen und Totholz als Strömungslenkter und Fischunterstände wurden erstellt. Uferbereiche wurden abgeflacht und Auenbereiche geschaffen. Dass diese Veränderungen erfolgreich sind, ist jetzt auch amtlich bestätigt: Das Landesamt für Natur, Umwelt und Klima Nordrhein-Westfalen (LANUK), das in regelmäßigen Abständen solche Renaturierungsmaßnahmen in den Blick nimmt und dabei die Gewässerstrukturgüte prüft, hat jetzt für mehrere Gewässerabschnitte im Kreis Borken bei der sogenannten Nachkartierung eine deutliche Verbesserung der Gewässerstruktur attestiert. Einen dieser Abschnitte an der Bocholter Aa in Borken von Pröbsting bis zur ehemaligen Deponie Hoxfeld nahm Landrat Dr. Kai Zwicker nun bei einem Ortstermin gemeinsam mit Bernd Garvert, Leiter des Fachbereiches Natur und Umwelt des Kreises Borken, in Augenschein. „Es ist wirklich bemerkenswert, wie sich die Bocholter Aa hier durch die Maßnahme verändert und positiv entwickelt hat“, sagte Landrat Dr. Kai Zwicker. „Ich freue mich sehr, dass sich das nun auch nachgewiesenermaßen in der Gewässerstrukturgüte zeigt.“

Gewässerstrukturgüte ist ein Maß für die ökologische Qualität und für die Naturnähe von Gewässerstrukturen. Sie gilt als allgemein verbindliche Bewertungsgrundlage von Renaturierungsmaßnahmen. Die Gesamtbewertung besteht aus den Einzelbetrachtungen der Sohle, der Böschung und des direkten Umfeldes. Die Skala umfasst sieben Stufen von sehr gut bis schlecht. Die beste Einstufung als „Strahlursprung“ bezeichnet einen natürlichen oder naturnahen Gewässerabschnitt in gutem Zustand, der sich durch eine dem Flusstyp entsprechende Artenvielfalt auszeichnet.

Im Kreis Borken wurden an mehreren Gewässern in den vergangenen Jahren Maßnahmen durch die Wasser-und Bodenverbände, den Kommunen sowie vom Kreis Borken umgesetzt. An der Bocholter Aa wurden vom Kreis Borken im Bereich Pröbsting mehrere Veränderungen im Rahmen der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) realisiert. Die Aa-Kolonne, die zum Kreisbetrieb gehört und sich um die Pflege und Unterhaltung des Gewässers kümmert, hat dort Totholz eingebracht und das Ufer „entfesselt“, also den Schotter aus dem Böschungsfuß entfernt. Hierdurch erhält die Bocholter Aa mehr Raum und Potential für die natürliche Entwicklung. „Es wurden außerdem Betonsohlabstürze entfernt und rauhen Sohlgleiten angelegt, um die Fischwanderung zu ermöglichen. Insgesamt haben diese Maßnahmen an der Bocholter Aa in Pröbsting dazu geführt, dass wir hier sogar den besten Status ‚Strahlursprung‘ erreicht haben“, erläuterte Bernd Garvert.

Weiter flussabwärts wurde an der ehemaligen Deponie Hoxfeld die Bocholter Aa und das Umfeld im Jahr 2019 umfangreich renaturiert. Hier konnte durch Neutrassierung und Anlage von natürlichen Überflutungsbereichen der Hochwasserschutz verbessert und Rückzugsräume für die heimische Fauna und Flora geschaffen werden. Durch die Lage direkt am Aa-Radweg kann hier Natur hautnah erlebt werden. Auch in diesem Bereich ergaben die Kartierungen des LANUK eine deutliche Verbesserung der Gewässerstrukturgüte.

Seit 2019 wurden im Kreisgebiet insgesamt 24 renaturierte Gewässerabschnitte nachkartiert – bei allen zeigen die Maßnahmen Erfolge: Überall ist eine Verbesserung von zwei bis vier Stufen erreicht worden. „Besonders hervorzuheben sind 13 Bereiche, in denen eine Bewertung von 2 und 3 – also von ‚gering verändert‘ bis ‚mäßig verändert‘ – erfolgte. Das ist wirklich eine sehr erfreuliche Entwicklung unserer Gewässer“, freute sich Bernd Garvert.

Auch an der Berkel in Stadtlohn sind weitere strukturverbessernde Maßnahmen nun vom LANUK positiv bewertet worden: Das Flussbett wurde aufgeweitet und die Ufer abgeflacht. Zudem wurde das Nebengewässer Claushues Pohl neutrassiert und ein Sohlabsturz entfernt. Durch diese von der Stadt Stadtlohn umgesetzten Veränderungen verbesserte sich der ökologische Zustand der Berkel dort so sehr, dass sich auch dieser Abschnitt zu einem „Strahlursprung“ im Sinne der WRRL-Zielsetzung entwickelt hat. Sehr positive Entwicklungen der Gewässerstrukturgüte zeigen auch die Reanaturierungsmaßnahmen an der Dinkel in Gronau-Epe, die die Stadt Gronau zusammen mit der Stiftung Kulturlandschaft des Kreise Borken umgesetzt hat.

„Es gibt aber noch viele weitere kleinere umgesetzte Maßnahmen, die die Gewässerstruktur deutlich verbessert haben, aber nicht alle werden vom LANUK kartiert – dazu muss das Gewässer eine bestimmte Größe und die Renaturierungsmaßnahme eine Mindestlänge haben“, erläuterte Bernd Garvert.

Neben dem Kreis Borken und den Kommunen tragen im gesamten Kreisgebiet die örtlichen Wasser- und Bodenverbände mit vielen Gewässerrenaturierungsmaßnahmen und einer naturnahen Gewässerunterhaltung zur Strukturverbesserung bei. Viele Maßnahmen wurden bisher beispielsweise in Rhede am Rümpingbach und am Ketteler Bach umgesetzt. Auch im Norden des Kreisgebiets wurden beispielsweise am Legdener und Asbecker Mühlenbach, der Dinkel, dem Strothbach und dem Emrichbach in Vreden Gewässernaturierungen durchgeführt.

Zum Hintergrund: Europäische Wasserrahmenrichtlinie
Mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wird das Ziel verfolgt, den Zustand der Gewässer zu verbessern. So sollen sie möglichst naturnah fließen und Fischen, Krebsen oder Fischnährtieren einen passenden Lebensraum bieten. Fische sollen zudem wieder ungehindert von der Mündung bis ins Quellgebiet gelangen können. Der Kreis Borken arbeitet gemeinsam mit Kommunen, Wasser- und Bodenverbänden, Landwirtschaft, Anglern und Naturschützern an dieser Aufgabenstellung.

Die Daten zu den renaturierten Gewässern finden sich auf der vom Land betreuten Website ELWAS web unter www.elwasweb.nrw.de. Nähere Informationen zur Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und zum Umsetzungsfahrplan für den Kreis Borken gibt es im Internet unter www.kreis-borken.de/wrrl.

Pressekontakt: Leonie Dreier 02861 / 681-2427


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Landrat Dr. Kai Zwicker (li.) und Bernd Garvert, Leiter des Fachbereiches Natur und Umwelt des Kreises Borken, nahmen einen Abschnitt an der Bocholter Aa in Borken von Pröbsting bis zur ehemaligen Deponie Hoxfeld in Augenschein. Dort wurde bei der Nachkartierung eine deutliche Verbesserung der Gewässerstruktur attestiert.

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Landrat Dr. Kai Zwicker (li.) und Bernd Garvert, Leiter des Fachbereiches Natur und Umwelt des Kreises Borken, nahmen einen Abschnitt an der Bocholter Aa in Borken von Pröbsting bis zur ehemaligen Deponie Hoxfeld in Augenschein. Dort wurde bei der Nachkartierung eine deutliche Verbesserung der Gewässerstruktur attestiert.


Aktueller Blick von der Brücke auf die Bocholter Aa entgegen der Fließrichtung

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Aktueller Blick von der Brücke auf die Bocholter Aa entgegen der Fließrichtung


Aktueller Blick von der Brücke auf die Bocholter Aa in Fließrichtung

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Aktueller Blick von der Brücke auf die Bocholter Aa in Fließrichtung


Luftbild der Bocholter Aa aus 2021, also zwei Jahre nach Umsetzung. Man kann den neuen Verlauf gut erkennen. Fauna und Flora haben sich die Fläche schon einverleibt.

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Luftbild der Bocholter Aa aus 2021, also zwei Jahre nach Umsetzung. Man kann den neuen Verlauf gut erkennen. Fauna und Flora haben sich die Fläche schon einverleibt.


Luftbild aus Mai 2025: . Man kann gut erkennen, dass nur noch der Hauptlauf durchgehend Wasser führt. Der alte Verlauf links ist schon teilweise verlandet, steht im Hochwasserfall aber noch zur Verfügung. Insgesamt sind die Bäume schon wesentlich größer und natürliche Gewässerentwicklung hat stattgefunden.

©  Bezirksregierung Münster
Luftbild aus Mai 2025: . Man kann gut erkennen, dass nur noch der Hauptlauf durchgehend Wasser führt. Der alte Verlauf links ist schon teilweise verlandet, steht im Hochwasserfall aber noch zur Verfügung. Insgesamt sind die Bäume schon wesentlich größer und natürliche Gewässerentwicklung hat stattgefunden.