Meldungsdatum: 01.10.2025
Die Emscher in den Castrop-Rauxeler Ortsteilen Ickern und Henrichenburg: Seit Ende 2021 ist die einst zentrale Abwasserader der Region von ihrer Schmutzfracht befreit. Der Fluss führt nun sauberes Quell-, Grund- und Regenwasser sowie das gereinigte Abwasser aus der Kläranlage Dortmund-Deusen. Die Geruchsbelästigung durch die offene Schmutzwasserabführung gehört längst der Vergangenheit an, auf der Wasseroberfläche sind mittlerweile Enten statt Reste von Fäkalien anzutreffen. Einzig die begradigte und eintönige Optik der nach wie vor technisch überformten Emscher ist geblieben – bis jetzt: Im ersten Quartal 2026 will die Emschergenossenschaft mit der ökologischen Verbesserung des Emscher-Hauptlaufes auf einer Länge von vier Kilometern beginnen. Rund acht Millionen Euro werden in die Revitalisierung des Abschnittes zwischen dem Hochwasserrückhaltebecken Emscher-Auen und dem Wasserkreuz investiert.
Dieser Abschnitt der Emscher ist durch ihre schnurgerade Optik und eine enge Wohnbebauung links und rechts der Ufer geprägt. Zur Revitalisierung der Emscher in diesem bautechnisch anspruchsvollen Gebiet wird die Emschergenossenschaft flächig Sohlsubstrat in den Fluss einbauen. Darüber hinaus werden sowohl die Optik der Emscher als auch ihr Abflussverhalten durch den Einbau von Strömungslenkern und die Absenkung der Berme positiv beeinflusst. Bei der Berme handelt es sich um den letzten Absatz der Böschung vor dem Wasser.
„Der Natur wird in den kommenden Jahren Gelegenheit gegeben, sich den Fluss und seine Uferbereiche zurückzuerobern. Durch Pflanzen- und Bauchwachstum auf der linken Uferseite ergibt sich eine erhöhte Beschattung, was die Emscher vor direkter Sonneneinstrahlung und Algenbildung schützt sowie gleichzeitig die Vegetationsvielfalt fördert. Das blaugrüne Leben kehrt an die Emscher zurück“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.
Steigerung der Artenvielfalt
Zur Steigerung der Artenvielfalt wird die Emschergenossenschaft darüber hinaus sogenannte Blänken anlegen. Eine Blänke ist eine flache, oft nur temporär wasserführende Senke, die je nach Flusspegel eine eigene, vielfältige Tier- und Pflanzenwelt beherbergen kann – darunter Amphibien und Insekten. Blänken sind wichtige Lebensräume für Frösche und Kröten sowie für Libellen und andere Kleintiere, da sie der Fauna in und am Fluss Laichplätze, Nahrungsquellen und Tränken bieten.
„Die Renaturierung des Emscher-Hauptlaufes auf beengtem Gebiet – wie in Ickern – haben wir vor einigen Jahren erfolgreich auf einer rund zwei Kilometer langen Versuchsstrecke in Dortmund-Deusen erprobt. Dort erinnert heute nichts mehr an die einstige Kanal-Optik der Emscher“, sagt Dr. Frank Obenaus, Vorstand für Wassermanagement und Technik bei der Emschergenossenschaft. Die Deusener Erkenntnisse sollen künftig überall dort zum Einsatz kommen, wo der Emschergenossenschaft der Platz für eine größere Flussrenaturierung (wie z.B. in den Emscher-Auen oder im Natur- und Wasser-Erlebnis-Park) fehlt.
Über die weiteren Schritte der Emscher-Renaturierung in Ickern inklusive des Zeitplans wird die Emschergenossenschaft in Kürze informieren.
Emschergenossenschaft
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden in enger Kooperation mit den kommunalen Partnern über 360 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de
Die Emscher in Castrop-Rauxel, hier der Blick von der Wartburgstraße flussaufwärts: Abwasserfrei ist der Fluss bereits, aber auch immer noch technisch stark überformt. Im ersten Quartal 2026 will die Emschergenossenschaft mit der ökologischen Verbesserung des Emscher-Hauptlaufes auf einer Länge von vier Kilometern beginnen.
Sämtliche Texte und Fotos können unter Angabe der Quelle frei veröffentlicht werden, Belegexemplare sind willkommen.
Die Pressestelle " Emschergenossenschaft / Lippeverband" ist Mitglied bei presse-service.de [ www.presse-service.de]. Dort können Sie Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und als RSS-Feed oder E-Mail abonnieren.