Meldungsdatum: 02.10.2025
Eine schwarze Lincoln-Limousine fährt in den 1970er Jahren nicht sehr häufig aber doch in unregelmäßigen Abständen am Gymnaisum Mariengarden in Burlo vor. Am Steuer sitzt ein älterer Herr mit breitkrempigen, schwarzem Hut und langem schwarzen Mantel. Peter und Theo steigen in den Wagen und der ungewöhnliche Mann fährt mit beiden davon.
Peter und Theos Mitschüler kennen den Mann. Es ist deren Vater. Er ist in Russland geboren, hat aber einen französischen Namen: Léonide Massine.
Der weltberühmte Tänzer und Choreograf, wohl einer der größten Choreografen des 20. Jahrhunderts, Leonid Fjodorowitsch Mjassin wurde am 8. August 1895 in Moskau geboren und verstarb am 15. März 1979 im Borkener Krankenhaus.
Massine begann seine Karriere im berühmten Ballets Russes unter der Leitung von Sergei Diaghilev, wo er schnell zu einem der Hauptchoreografen aufstieg. Seine Werke, darunter Die Roten Schuhe und La Boutique Fantasque, sind bis heute Klassiker des modernen Balletts. Massine war bekannt für seine Fähigkeit, verschiedene Stile zu kombinieren und neue Formen des Ausdrucks zu schaffen, was ihn zu einem Pionier seiner Zeit machte.
Seine internationalen Stationen führten ihn durch die großen Kulturzentren Europas und Amerikas. In Paris, wo er einen Großteil seiner Karriere verbrachte, traf er auf viele Künstler und Intellektuelle, darunter die berühmten Maler Pablo Picasso und Salvador Dalí. Diese Begegnungen inspirierten Massine zu innovativen Choreografien, die oft visuelle Kunst mit Tanz verbanden.
Mit Pablo Picasso arbeitete Massine an der Choreografie für das Ballett Parade, das 1917 uraufgeführt wurde. Picasso entwarf dabei die Kostüme, das Bühnenbild und den Vorhang. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Künstlern führte zu einer einzigartigen Verschmelzung von Tanz und bildender Kunst, die das Publikum begeisterte und neue Maßstäbe setzte. Auch mit Salvador Dalí verband ihn eine kreative Freundschaft, die in der Choreografie des Balletts Bacchanal ihren Ausdruck fand. Diese Werke sind ein eindrucksvolles Beispiel für die Verbindung von Tanz, Musik und visueller Kunst.
Massines Einfluss auf die Tanzkunst ist unbestreitbar. Er trug dazu bei, den Tanz als ernsthafte Kunstform zu etablieren und inspirierte Generationen von Tänzern und Choreografen. Nicht umsonst resümierte der Ballett-Kritiker Horst Koegler im Jahr 1962: „Er tanzt wie ein Magier, der sein Ensemble sowohl wie den Zuschauer unwiderstehlich in den Bann seiner Persönlichkeit zwingt.“
Im Sommer 1962 lernte er in Köln die Gemenerin Hannelore Holtwick kennen und lieben. Da ein ständiges Leben auf Reisen für die 1964 und 1965 geborenen Söhne nicht möglich war, bewohnte die Familie für kurze Zeit eine Wohnung in Gemen, bevor sie ein Haus in Weseke bezogen. Massine selbst blieb jedoch bis zu seinem Tode 1979 nicht untätig und verbrachte weiterhin viel Zeit im Ausland. Daneben gründete er in den 1970ern Ballettstudios in Weseke und Borken, die sich jedoch auf Grund seiner teilweise zu häufigen Abwesenheit aber auch wegen Finanz-, Personal- und Schülermangels nicht lange hielten. Die Sommer verbrachte die Familie häufig auf den Galli-Inseln in Italien.
Vom 14. März bis 9. Mai 2004 widmete das Stadtmuseum Borken dem Tänzer eine Sonderausstellung sowie einen Begleitband mit dem Titel: Léonide Massine. Tänzer und Choreograph, Weltbürger des Balletts. 1895 Moskau – 1979 Borken.
Seine letzte Ruhe fand Léonide Massine auf dem Friedhof im Gemener Sternbusch.
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