Meldungsdatum: 17.10.2025
Regelmäßig bringt die Stadt Wertheim die niedergelassenen Ärzte mit den Verantwortlichen des Krankenhauses zusammen. Das 5. Netzwerktreffen fand kürzlich in der Cafeteria des neuen Bürgerspitals statt. Es war das erste seit Wiedereröffnung des Krankenhausbetriebs. Dementsprechend viel gab es zu berichten, zu informieren und zu besprechen.
„Das Krankenhaus kann nur funktionstüchtig sein, wenn es von einer engen Verknüpfung mit der Ärzteschaft getragen wird“, betonte eingangs Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. Umso mehr freute er sich über das große Interesse unter den niedergelassenen Haus- und Fachärzten aus Wertheim und den umliegenden Gemeinden. Auch Vertreter der Gemeinderatsfraktionen nahmen teil.
Das letzte Netzwerktreffen fand im September 2024 statt, „einen Tag vor der Nachricht, dass das Bürgerspital in den Landeskrankenhausplan aufgenommen wird,“ erinnerte sich der Oberbürgermeister. Er würdigt bei dieser Gelegenheit nochmals den Einsatz der Ärzteschaft für den Erhalt der Krankenhausversorgung in Wertheim. Kurz skizzierte er die Entwicklung in der Folgezeit, die in Wiederaufnahme der Krankenhaus- und Notfallversorgung und Start der Reha-Einrichtung von Mediclin Anfang 2025 mündete. Über 1.000 Besucher nutzten beim Tag der offenen Tür im September die Gelegenheit, „ihr“ Krankenhaus zu besichtigen und sich einen Eindruck vom Leistungsangebot zu verschaffen.
Alexander Gläser, Geschäftsführer des Bürgerspitals, berichtete von einer erfolgreichen Aufbauphase und deutlich steigenden Patientenzahlen im zweiten Halbjahr. Die Notaufnahme ist inzwischen täglich von 8 bis 18 Uhr in Betrieb, „wir arbeiten hart an der zeitlichen Ausweitung als nächstem Schritt.“ Man sei dabei, weitere Assistenzärzte zu gewinnen, so dass man voraussichtlich bis zum Jahresende den 24/7-Betrieb umsetzen werde.
Den Beweis, dass das Bürgerspital Wertheim auch für „medizinische Hochkaräter“ ein interessanter Standort ist, erbrachte Gläser mit Vorstellung der neuen Chefärztin der Inneren Medizin. Dr. med. Barbara John. Die ausgewiesene und gut vernetzte Expertin auf dem Gebiet der Gastroenterologie ist seit 1. Oktober an Bord. „Der Tag der offenen Tür hat mich geflasht,“ beschrieb sie ihren Eindruck einer Stadt, die hinter ihrem Krankenhaus steht. Die Aufbruchstimmung in Wertheim sei ein wohltuender Kontrast zu den Schließungen und Zusammenlegungen andernorts. „Hier kann ich etwas aufbauen,“ formulierte sie ihre Motivation, von Leonberg nach Wertheim zu wechseln.
Nach Stationen in Frankfurt, Limburg/Lahn, Mannheim und Eisenbach übernahm sie vor neun Jahren am Klinikum Leonberg die chefärztliche Verantwortung für Innere Medizin, Gastroenterologie, Onkologie und Palliativmedizin. Dort entwickelte sie einen Behandlungsschwerpunkt in der Darmkrebsvorsorge und
-therapie, gründete ein Darmkrebszentrum sowie eine gastroenterologische und endoskopische Ambulanz. „Ich freue mich darauf, gemeinsam mit meinem Team die Patienten in einem breiten Spektrum hochwertig versorgen zu können,“ betonte die neue Chefärztin und bot den niedergelassenen Ärzten eine enge Zusammenarbeit an.
Über den aktuellen Stand der Krankenhausreform und deren Umsetzung in Baden-Württemberg informierte Prof. Dr. Ing. Joerg Risse von der Vicondo Healthcare GmbH, Berlin. Das vom damaligen Gesundheitsminister Lauterbach auf den Weg gebrachte Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) sehe die Zuweisung von Leistungsgruppen an die Krankenhäuser vor. Dieser Prozess ist in Baden-Württemberg bereits eingeleitet und soll bis Ende 2026 abgeschlossen werden. Wann das neue System greift, sei aber noch unklar, da die neue Bundesregierung ein modifizierendes Krankenhausreformanpassungsgesetz (KHAG) auf den Weg bringt. „Klar ist, dass durch die Reformen nicht mehr Geld ins Krankenhaussystem fließt, es wird nur anders verteilt,“ verdeutlichte der Fachmann. Das Bürgerspital, so hatte zuvor schon Geschäftsführer Gläser ausgeführt, fühlt sich gut gerüstet für die Krankenhausreform, weil man die neuen Anforderungen schon bei der Konzeptionierung des medizinischen Konzepts für Wertheim bedacht hat.
Das Angebot von Mediclin stellte Therapieleiterin Barbara Zündel vor. Sie kam von Bad Orb nach Wertheim und fand hier „fantastische Arbeitsbedingungen vor“. Auch sie war beeindruckt vom großen Besucherandrang beim Tag der offenen Tür und freute sich, dass „die Menschen jetzt besser verstehen, wer wir sind und was wir machen.“ Die neurologische Reha-Einrichtung, die im Februar mit Aufnahme der ersten Patienten gestartet ist, schließt eine Versorgungslücke in der Region. Der derzeit laufende Umbau zur Erhöhung der Bettenkapazität und zur Schaffung zusätzlicher Therapieräume soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Das hoch motivierte Team lege großen Wert darauf, jedem Patienten eine ganzheitliche Behandlung zukommen zu lassen, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht, betonte Barbara Zündel. Das schließe ergänzende Angebote wie Ernährungsberatung, Sport und Bewegung, Sprachtherapie sowie soziale Beratung mit ein. Nächstes Jahr wolle man die Angebotspalette um die Bereiche Nachsorge und Prävention erweitern.
Einen Ausblick auf eine neue Gesundheitseinrichtung in unmittelbarer Nachbarschaft gab Jürgen Strahlheim, Leiter des Referats Wirtschaftsförderung, Standortmarketing, der mit seinem Team auch für die Organisation des Netzwerktreffens verantwortlich zeichnete. Voraussichtlich im ersten Quartal des nächsten Jahres beginnt der Bau des Gesundheitszentrums Reinhardshof, das verschiedenste Nutzungen unter einem Dach vereint. Vorgesehen sind eine neurologische Fachpraxis, eine gynäkologische Praxis sowie Zahnarzt, Apotheke, Sanitätsfachgeschäft, mobiler Pflegedienst und eventuell eine Hausarztpraxis. Drei weitere Praxisflächen mit flexiblem Zuschnitt stehen noch für Belegungen zur Verfügung. Der Gemeinderat hat dem Verkauf des Grundstücks in der Carl-Carstens-Straße Ende 2023 zugestimmt. „Jetzt freuen wir uns auf die Realisierung des Projekts, das den Gesundheitsstandort Wertheim weiter stärken wird,“ so Jürgen Strahlheim abschließend.
So lieferten die Berichte und Informationen zum Auftakt des Netzwerktreffens sehr viel Gesprächsstoff für den anschließenden Austausch zwischen Ärzten, medizinischen Fachleuten, Politik und Verwaltung.
Interessante Informationen und Berichte gab es beim Netzwerktreffen für den Austausch zwischen den Verantwortlichen des Krankenhauses und den niedergelassenen Ärzten. Foto: Stadt Wertheim
Der Geschäftsführer des Bürgerspitals, Alexander Gläser, skizzierte beim Netzwerktreffen den weiteren Ausbau der Notfallversorgung. Foto: Stadt Wertheim
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