Meldungsdatum: 17.10.2025
Zu ihrer dritten Sitzung kam die Arbeitsgruppe „HDV-Leitbild“ jüngst im Ajoki am Johanneskirchplatz zusammen. Dabei stand die inhaltliche Auseinandersetzung mit zwei zentralen Expertisen im Vordergrund: Serpil Unvar, Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar, und Dr. Reiner Becker vom Hessischen Landesdemokratiezentrum an der Universität Marburg.
Philipp Hofmann, Projektsteuerung des HDV, hob hervor: „In der Arbeitsgruppe bringen viele engagierte Mitglieder wertvolle Erfahrungen ein. Die Beiträge von Serpil Unvar und Dr. Reiner Becker haben diesen Prozess bereichert und gezeigt, wie wichtig externe Expertise ist. So entsteht ein Leitbild, das klar, wissenschaftlich fundiert und gut verständlich ist. Es bildet ein starkes Fundament für ein Haus, das Offenheit und Zusammenhalt verkörpert und sich klar von den Feinden unserer Demokratie abgrenzt.“
Serpil Unvar stellte die Arbeit der Bildungsinitiative Ferhat Unvar vor, die nach dem rassistischen Anschlag vom 19. Februar 2020 in Hanau gegründet wurde. Der Schwerpunkt liegt auf antirassistischer Bildungsarbeit und der Stärkung junger Menschen. In Peer-to-Peer-Workshops, die von ausgebildeten Jugendlichen selbst geleitet werden, geht es um Diskriminierung, Erinnerung und gesellschaftliche Teilhabe. Besonderen Raum nimmt die Auseinandersetzung mit dem 19. Februar ein.
Darüber hinaus bildet die Initiative jedes Jahr Demokratie-Trainerinnen und Demokratie-Trainer aus, die bundesweit Workshops durchführen. Unvar berichtete auch von ihren internationalen Vernetzungsreisen, bei denen sie sich mit Betroffenen extremistischer Gewalt austauscht und Erfahrungen nach Hanau zurückträgt. Ihre Botschaft lautete, dass Erinnerung und Zukunftsgestaltung untrennbar zusammengehören, wenn gesellschaftlicher Zusammenhalt gestärkt werden soll. Damit verdeutlichte sie, dass aus dem Gedenken an die Opfer des 19. Februar zugleich die Verantwortung erwächst, sich für eine demokratische und vielfältige Zukunft in Hanau einzusetzen.
Dr. Reiner Becker richtete den Blick auf das Phänomen der Demokratieskepsis, das im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben seit 2025 verstärkt diskutiert wird. Demokratieskeptikerinnen und Demokratieskeptiker sind nicht grundsätzlich gegen Demokratie, fühlen sich aber häufig nicht ausreichend repräsentiert oder haben geringes Vertrauen in Institutionen.
Becker betonte, dass es entscheidend sei, ihre Sorgen ernst zu nehmen, Räume des Zuhörens zu schaffen und Dialog in den Stadtteilen zu ermöglichen. Eine offene Gesprächskultur könne Menschen motivieren, sich konstruktiv in Demokratieprozesse einzubringen.
Neben den Impulsen von Unvar und Becker flossen auch die Rückmeldungen aus der Arbeitsgruppe in den Leitbildprozess ein. Die Mitglieder diskutierten, wie das Haus künftig als offener Treffpunkt für die Stadtgesellschaft wirken kann, welche Themen in der Programmatik besondere Aufmerksamkeit verdienen und wie unterschiedliche Gruppen dauerhaft in die Arbeit eingebunden werden. Damit geht der Leitbildprozess in die entscheidende Phase.
Die abschließende Sitzung der Arbeitsgruppe findet am Mittwoch, dem 22. Oktober, statt. Danach wird der finale Entwurf des Leitbilds gemeinsam mit Delegierten der Stadtverordnetenversammlung abgestimmt und dem Hanauer Stadtverordnetenversammlung zur offiziellen Verabschiedung vorgelegt.
Pressekontakt: Dominik Kuhn, Telefon 06181 / 3000 6069
Beim Leitbildprozess für das entstehende „Haus für Demokratie und Vielfalt“ gab Serpil Unvar im Ajoki einen Impuls. Sie ist die Mutter von Ferhat Unvar, eines der Opfer des rassistischen Attentats vom 19. Februar 2020.
Beim Leitbildprozess für das entstehende „Haus für Demokratie und Vielfalt“ diskutierte auch Dr. Reiner Becker vom Hessischen Landesdemokratiezentrum an der Universität Marburg mit.
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