Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 12. Dezember 2000

Betreuerschulung voller Erfolg

Dr. Claudius Rautmann referierte zum Thema "Psychosen aus dem shizophrenen Formenkreis und andere psychische Erkrankungen"

Bocholt (pd).

45 ehrenamtliche Betreuer waren der Einladung der Betreuungsvereine der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF) sowie der Betreuungsbehörde beim Fachbereich Soziales der Stadtverwaltung Bocholt zu einer Schulungsveranstaltung am Montagabend in den Ratssaal des Rathauses gefolgt. Dr. med. Claudius Rautmann, Arzt des Fachkrankenhauses für Psychiatrie - St. Vinzenz-Hospital - in Rhede, referierte zum Thema: "Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis und andere psychische Erkrankungen".

Zu Beginn der Veranstaltung gab Dr. med. Claudius Rautmann einen beeindruckenden Überblick über das Krankheitsbild bei einer Psychose sowie die verschiedenen Formen der Schizophrenie. 0,8 bis 1 % der Gesamtbevölkerung erkranken zu irgendeiner Zeit ihres Lebens an einer schizophrenen Störung. Zeitereignisse wie Kriege, Hunger, Arbeitslosigkeit sind auf die Häufigkeit der Erkrankung ohne Einfluss. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen.

"Was sind nun die Vorboten einer Schizophrenie?" war die Frage des Referenten und gab auch gleich die Antwort, dass zum Beispiel Verstimmungen und Veränderungen des Gefühls, der Schwingungsfähigkeit und emotionaler Resonanz zu beobachten sind. Auch können manchmal hysterisch anmutende Reaktionen und eine Unberechenbarkeit des Patienten als Vorboten gedeutet werden. Besonders auffällig ist der sogenannte "Knick" in der Entwicklung von schizophrenen Patienten. Dieser geht einher mit einem Leistungseinbruch!

Rautmann erläuterte dann Haupt- und Nebenformen einer Schizophrenie. Aufgrund von Schaubildern konnten die Schulungsteilnehmer zum Beispiel eine paranoid-halluzinatorische Schizophrenie von anhaltend wahnhaften Störungen wie aber auch eine sogenannte Spätschizophrenie unterscheiden lernen. Verlauf einer Erkrankung, Prognose einer Heilung sowie die verschiedenen Formen der Symptome wurden bei diesem hochmedizinischen Thema in für die ehrenamtlichen Betreuer und Betreuerinnen verständlicher Form dargeboten.

Im zweiten Teil seines Vortrages erläuterte Dr. Rautmann Formen von Manien und Depressionen. Als relativ neue Erkrankung bezeichnete er die sogenannten spezifischen Persönlichkeitsstörungen. Hierunter versteht man u. a. eine emotional instabile Persönlichkeit, die die Tendenz hat, Impulse auszuagieren. Bei einer wechselnden und launenhaften Stimmung sind Wutausbrüche aus geringfügigen Anlässen mit Neigung zu gewalttätigem und explosivem Verhalten die Folge.

Zum Schluss seiner Ausführungen gab der Referent dann noch einen Überblick über formale Denkstörungen bei den genannten Erkrankungen, erläuterte u. a. auch wahnhaftes Verhalten - krankhaft entstandene Fehlbeurteilungen der Realität - und endete dann bei den sogenannten Sinnestäuschungen und dem weiten Feld der Ich-Störungen. Lang anhaltender Beifall der Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Schulung belegte, dass die Ausführungen des Referenten auf fruchtbaren Boden gefallen waren.

Da viele der anwesenden Betreuer und Betreuerinnen ehrenamtlich einen psychisch erkrankten Menschen betreuen, kam es sodann zu einem regen Diskussionsaustausch zwischen Dr. Rautmann und den Teilnehmern der Veranstaltung. Fragen der Medikation wurden ebenso gestellt wie die des Verhaltens des Betreuers gegenüber seinem Betreuten. Als besonders schwierig wurde angesehen, dass ein Betreuer - der einen Familienangehörigen betreut - in einem anderen emotionalen Verhältnis steht als ein außen stehender Betreuer.

In der Diskussion wurde auch der Themenbereich der Freiheitsrechte des kranken Menschen im Bezug zu seiner Umwelt eingehend besprochen. Die Qualität der Veranstaltung kann daraus ersehen werden, dass sehr viele Fragen zum Thema gestellt wurden und auch alle Teilnehmer der Veranstaltung bis zum Schluss beiwohnten.

Der Leiter der Betreuungsbehörde beim Fachbereich Soziales der Stadtverwaltung Bocholt, Bernhard Kerkhoff, dankte anschließend Dr. med. Claudius Rautmann mit einem Präsent für seinen fachlich hervorragenden Vortrag und vor allen Dingen für seine Mühe, hochkomplizierte Vorgänge aus dem Bereich der Psychiatrie den ehrenamtlichen Betreuern und Betreuerinnen näher zu bringen. Weiter führte Kerkhoff aus, dass die Betreuungsvereine der Arbeiterwohlfahrt und des Sozialdienstes Katholischer Frauen gemeinsam mit der Betreuungsbehörde im Jahr 2001 etliche Veranstaltungen für ehrenamtliche Betreuer und Betreuerinnen anbieten würden. Im Jahre des Ehrenamtes würden mehrere Kleinseminare wie aber auch größere Veranstaltungen stattfinden. Zum gegebenen Zeitpunkt würden alle 500 ehrenamtlichen Betreuer und Betreuerinnen - welche im Stadtgebiet Bocholt tätig sind - Einladungen von den Betreuungsvereinen wie aber auch der Betreuungsbehörde erhalten.

Die Betreuungsbehörde sucht weiter Bürgerinnen und Bürger, die gerne eine ehrenamtliche Betreuung übernehmen möchten. Informationen gibt es beim Betreuungsverein der Arbeiterwohlfahrt in Bocholt unter der Telefonnummer 02871 / 18 65 29 sowie beim Sozialdienst Katholischer Frauen in Bocholt - Telefon 02871 / 25 18 22 3 - und bei der Betreuungsbehörde unter der Telefonnummer 02871/ 953-128.


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Betreuerschulung am 11. Dezember 2000
Gespannt lauschten die zahlreichen ehrenamtlichen Betreuer am 11. Dezember 2000 den Worten des Referenten Dr. med. Claudius Rautmann, Arzt im St. Vinzenz-Hospital, der zum Thema Schizophrenie vortrug.

Betreuerschulung am 11. Dezember 2000 Referent
Referierte zum Thema Shizophrenie: Dr. med Claudius Rautmann, Artz am St. Vinzenz Hospital in Rhede