Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 24. Februar 2000

Zwangspause verhindert Steigerung bei Ausleihzahlen

Jahresbericht 1999 der Stadtbibliothek Bocholt

Bocholt (pd).

Auch im 4. Jahr im neuen Medienzentrum konnte die Stadtbibliothek wieder ein überdurchschnittliches Interesse von Seiten der Bürger Bocholts und der umliegenden Kommunen an den Bibliotheksdienstleistungen verzeichnen. Denn mit 476.695 tatsächlichen Medienentleihungen konnte 1999 für die Stadtbibliothekshauptstelle und die Zweigstelle Suderwick wieder ein tolles Ergebnis registriert werden. Dies ist deshalb besonders erfreulich, da diese hohen Benutzungszahlen in einem Jahr erzielt wurden, in dem die Bibliothek wegen EDV-Umstellung zwangsweise 2 Wochen in den Herbstferien geschlossen werden musste. 4% weniger Öffnungszeiten standen zur Verfügung, die Ausleihzahlen sanken aber nur um knapp 1% gegenüber der Vorjahresrekordzahl zurückgingen. Der Trend der ersten 9 Monate bis zur Schließung Anfang Oktober zeigte Ausleihsteigerungen von 1,7% gegenüber dem Vorjahr, was auf das Gesamtjahr hochgerechnet rund 490.000 Medienentleihungen und damit eine neue Rekordzahl erbracht hätte.

Auch die Ausleihen pro Öffnungstag zeigen eine Rekordnutzung:

1999: 1.978;

1998: 1.918;

Damit wurden in den letzten 4 Jahren von der Stadtbibliothek im neuen Medienzentrum Ausleihsteigerungen von rund 19 bis 20% im Vergleich zu den durchschnittlichen Entleihergebnissen der Jahre 1992-1995 mit 400.950 Ausleihen erreicht, die in der alten Hauptstelle am Nordwall und der Zweigstelle Fildeken zusammen erzielt worden waren, also im Vergleich zum alten Bibliothekssystem. Auch im Vergleich mit den Bibliotheken gleicher Größenordnung in NRW zeigen die Bocholter Ausleihzahlen die überaus erfreulich starke Inanspruchnahme des Kultur- und Dienstleistungsangebots durch unsere Benutzer. So verzeichneten die sieben Vergleichsbibliotheken in Dinslaken, Dorsten, Gladbeck, Herten, Lüdenscheid, Viersen und Wesel, die auch im "Bericht über die Prüfung des Medienzentrums der Stadt Bocholt" vom Rechnungsprüfungsamt herangezogen wurden, im Jahr 1998 eine durchschnittliche Gesamtausleihe von 449.806 Medieneinheiten. Neben der zweiwöchigen Schließung brachte die EDV-Umstellung – wie in anderen Bibliotheken- organisatorische Beeinträchtigungen notwendigerweise mit sich, was sicherlich Einfluss auf die Aktualität des Bestandes und die Ausleihzahlen hatte. Erforderlich waren auch intensive Vorleistungen des Bibliotheks-EDV-Teams bei der Umsetzung unserer 140.000 Katalog-Datensätze, der 19.000 Benutzerkonten und der äußerst umfassenden Ausleih- und Fremddaten aus dem veralteten Bibliotheksprogramm aus dem Jahr 1991, das wegen dieses Datenvolumens an die Grenzen der Belastbarkeit gelangt war. Weiterhin waren umfangreiche Schulungen aller Mitarbeiter/innen notwendig, die sich von einem veralteten Terminalsystem in ein auf Windows-NT basierendes PC-System einarbeiten mussten. Schließlich wurden im Rahmen des Auskunfts- und Beratungsdienstes Benutzer in die umfangreicheren Recherchemöglichkeiten an den Benutzer-PCs eingeführt. Diese Einführungen und Anleitungen werden in diesem Jahr fortgesetzt. Besonders von unseren jugendlichen Bibliotheksbenutzern wurden die vielfältigeren und verbesserten Recherchemöglichkeiten auf der allgemein gültigen graphischen Windows-Oberfläche, die ja auch im Internet Anwendung findet, sehr positiv angenommen und intensiv getestet. So stiegen mit dem neuen System die Benutzeranfragen und Zugriffe über die PCs auf den Datenbestand um knapp 100% und dadurch im Berichtsjahr insgesamt um 15,2 % auf 130.692. Alle 10 Benutzer-PCs sind seit Oktober nachmittags fast ständig belegt gewesen. Für das Berichtsjahr konnte wegen der EDV-Umstellung und fehlender Abgleichmöglichkeiten nur eine Mindestzahl der angemeldeten Leser mit 10.637 präzise ermittelt werden. Die Leserzahl dürfte aber nur unwesentlich geringer als die ca. 10.800 des Vorjahres sein. Der Familienausweis wurde in den ersten beiden Jahren seit Neueinführung von unseren Benutzerinnen und Benutzern sehr positiv angenommen, da gerade bei Familien mit Kindern ein höherer Bedarf an auszuleihenden Medien besteht. 29 % mehr ausgestellte Familienausweise unterstreichen den Charakter der Stadtbibliothek als "Familienbibliothek", in der jede Altersschicht ein interessengemäßes Angebot findet. Insgesamt aber kann festgestellt werden, dass mit der Ausleihentwicklung der Bibliothek eine noch stärkere Zunahme der Zahl der angemeldeten und zahlenden Leser einhergeht, die sich im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1992 – 1995, also im Vergleich zum "alten System", um rund 58% steigerte. In der Gesamtleserdatei sind damit über 19.000 Benutzer erfasst, die die Dienstleistungen der Bibliothek im neuen Medienzentrum in Anspruch nahmen, was – rein rechnerisch – mehr als 1/4 der Einwohnerzahl Bocholts entspricht. Damit ist es in der "neuen Bibliothek" gelungen, viele "Stammleser" durch eine breite, benutzerbezogene Medienvielfalt und die neuen bzw. verbesserten Dienstleistungen dauerhaft vom Angebot der Bibliothek zu überzeugen. Wie stichprobenartige Zählungen ergaben suchten rund 124.000 mal Nutzer aller Altersstufen im letzten Jahr die Bibliothek auf, um Bücher und andere Medien zu "entleihen", Zeitschriften oder Zeitung zu lesen, eine Veranstaltung zu besuchen, im Internet zu surfen, das neue EDV-Recherchesystem zu testen oder sich kurz eine Information aus einem herkömmlichen oder digitalen Nachschlagewerk zu beschaffen.

Im letzten Jahr wurden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 7.273 neuerworbene Medien katalogisiert und bibliotheksgerecht bearbeitet. Dem standen 4.042 Aussonderungen veralteter und zerschlissener Medien gegenüber, so dass Ende 1999 die Stadtbibliothek ihren Benutzerinnen und Benutzern einen Bestand von knapp 150.000 Büchern, Zeitschriften, CD-ROMs, CDs, Sprachlehrgängen , Tonkassetten und Spiele anbieten konnte, davon allein in der Bibliothek im alten Bocholter Bahnhof über 142.000 Medien. Dieser im Vergleich zum Vorjahr um 6,9% höhere Bestandszugang hatte die Ursache darin, dass die Bezirksregierung Münster das von uns beantragte Projekt "Die Stadtbibliothek als multimedialer Lernort" mit 20.000,- DM Landesmitteln bezuschusste. Ziel dieses Projekts war der Ausbau und die Aktualisierung des Medienbestandes, der den schulischen Zwecken und den Bedürfnissen Jugendlicher gerecht wird, und der enorm gestiegenen Nachfrage in der Schulstadt Bocholt Rechnung trug. Hierbei lag ein Schwerpunkt bei der Beschaffung von Lernsoftware für alle Klassenstufen, Vokabeltrainern, Interpretationshilfen, speziellen und allgemeinen Nachschlagewerken in digitaler Form. Der Bestand an CD-ROMs hat sich in den letzten beiden Jahren damit fast verdoppelt und somit standen Ende 1999 knapp 1.900 dieser neuen Medien zur Verfügung, die reißenden Absatz bei den überwiegend jungen Benutzer/innen fanden. Dieser projektorientierte Bestandsaufbau ist Grundlage für

  • Seminarapparate und thematische Medienzusammenstellungen für pädagogische Einrichtungen, die zur Vertiefung der Unterrichtsinhalte möglichst eigenständig von Schülern im Rahmen von Bibliotheksunterricht recherchiert wurden mit dem Ziel der Förderung von Medienkompetenz. Weiterhin schafft dieser Medienbestand ausreichend Grundlage für individuelle Referatthemen und Klassenarbeiten mit dem Ziel, die von Schülern eigenständig zu lösende Informationssuche mit Hilfe neuer Medien zu fördern.

  • Bücher- und Medienzusammenstellungen zur Förderung des "freien Lesens" - Stichwort Leseerziehung, Bücher in neuer Rechtschreibung.

Im Rahmen des Projekts wurden die Bestandsaufbauarbeiten dementsprechend durch eine intensive schul- und jugendbibliothekarische Kontaktarbeit begleitet, die bewußt die Lehrer als Multiplikatoren bei diesen wichtigen "Lernzielen" suchte. Diese Öffentlichkeitsarbeit fand bereits im Berichtsjahr ihren statistischen Niederschlag in 146 Medienzusammenstellungen für pädagogische Einrichtungen (ein Plus von fast 50% gegenüber dem Vorjahr) und in 76 Klassenführungen, deren Hauptziel es war, den Schülern die verschiedenen Informationsrecherchetechniken mit Hilfe der Benutzer-PCs beizubringen und damit die eigenständige Orientierung in der Bibliothek zu ermöglichen. Neben diesem Projekt-Schwerpunkt im schulbibliothekarischen Bereich fanden die wöchentlich stattfindenden Vorlesestunden, Bastel- und Kreativnachmittage, die Autorenlesungen und die literarischen Preisrätsel auch im Rahmen des Sommerferienprogramms viel begeisterten Zuspruch, so dass sich bis zu 60 Kinder und begleitende Erwachsene pro Veranstaltung in der Kinder- und Jugendbücherei trafen. Auch in der Zweigstelle Suderwick kamen diese Veranstaltungen, die zur Förderung sinnvoller Freizeitgestaltung anregen wollen, gut an. Auf besonderes Interesse stieß im vergangenen Jahr die Lesung der Bocholter Autorin Ursula Matenaer, die ihr deutsch-niederländisches Kinderbuch "Mit Schwanz und Pfote" in einem zweisprachigen Vortrag vorstellte. Sehr beeindruckend war auch der Besuch des jüdischen Zeitzeugen Helmuth Noach, der von seinem Überlebenskampf während des Nationalsozialismus in einem Versteck in den Niederlanden berichtete. Besonders intensiv war im vergangenen Jahr die Ausstellungstätigkeit (20 Ausstellungen) z. T. in Zusammenarbeit mit Vereinen, Verbänden und Gesellschaften. Viele Schulklassen und Gruppen nutzten die Gelegenheit, die überwiegend thematisch schulrelevanten Ausstellungen zu besuchen und durch Führungen und Literaturverzeichnisse die Schulstoffe zu vertiefen - besonders die Ausstellung "Wege zur Verständigung – Brücken bauen" zum 50. Jahrestag der Gründung Israels und zum Gedenken an die Pogromnacht vor 60 Jahren sowie die Wanderausstellung "Der Alltag jüdischer Kinder während des Holocaust".

Obwohl die Öffentlichkeitsarbeit im 2. Halbjahr wegen der EDV-Umstellung eingeschränkt werden musste, fanden die rein zahlenmäßig vermehrten 183 Veranstaltungen (Vorjahr: 171) mit insgesamt 4189 ermittelten Teilnehmern (ohne Ausstellungsbesucher) eine im Vergleich zum letzten Jahr noch größere Teilnehmerzahl.

Bei der Detailanalyse der Ausleihzahlen, die dieses Jahr wegen der projektbedingten Unregelmäßigkeiten nur eine eingeschränkte Aussagekraft hat, sind folgende Punkte hervorzuheben:

Die Sach – und Fachbuchausleihen sowohl im Erwachsenen- wie im Jugendbereich befinden sich wie in den letzten drei Jahren auf einem nach wie vor hohem Niveau von rund 190.000 Ausleihen und spiegeln damit lediglich den schließungsbedingten Rückgang von rund 1% gegenüber 1998 wider. Die breite Palette der ausgeliehenen Medien reicht hier von unterrichtsbezogener Literatur für alle Schulformen und Fachbereiche über medizinische, pädagogische Handbücher, lokal- und regionalgeschichtliche Literatur, Bewerbungshilfen, EDV-Medien bis hin zu Ratgebern für Reise, Garten und Freizeitgestaltung, sei es in traditioneller Buchform oder als digitales Medium. Die CD-Roms stellen zunehmend eine Konkurrenz und Ergänzung zum Sachbuch dar: Knapp 11.000 Entleihungen bedeuten eine Steigerung von 38,5% gegenüber 1998 bei diesen neuen Informations- und Lernmedien und bestätigen den Trend der letzten 10 Jahre, dass die Benutzer die Stadtbibliothek zunehmend als Informations- und Schulbibliothek nutzen. Auch die 503 mindestens halbstündigen Internetnutzungen und die große Teilnehmerzahl bei den Einführungen in dieses Medium ("Internet-Schnupperstunden") zeigen die Tendenz der modernen Informationsbeschaffung. Die Funktion der Stadtbibliothek als Arbeitsinstrument für die schulische und berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung wird auch durch die Tatsache deutlich, dass rund 46% aller eingetragenen Benutzer der Altersgruppe der 6- bis 25-jährigen angehören, wie eine statistische Erhebung von 1997 ergab. Diese Altersschicht nahm auch das Angebot an CDs, Musik-MCs und Sprachlehrgängen äußerst intensiv in Anspruch. Die Ausleihe dieser besonders für Jugendliche attraktiven Medien nahm in den letzten 4 Jahren um 55% zu, wobei das Angebot auf 9.200 Medien angestiegen ist. Zieht man abschließend ein Resümee über die letzten vier Kalenderjahre der Stadtbibliothek im Medienzentrum, so ergeben sich folgende überdurchschnittliche Ergebnisse:

  • Mit weit über 19.000 angemeldeten und zahlenden Lesern fand die Stadtbibliothek – rein rechnerisch – bei ca. ¼ der Bevölkerung Bocholts eine überaus große Publikumsresonanz.
  • Für über 520.000 Besucher – darunter besonders bei vielen "jungen" Lesern- war die Stadtbibliothek in den letzten Jahren neben der Medienausleihe auch Ort der Begegnung und Kommunikation nicht nur bei den über 660 Veranstaltungen.

  • Weit über 1,9 Millionen Medienentleihungen bedeuten, dass in den letzten vier Kalenderjahren Medien im Wert von ca. 47 Millionen DM über die Ausleihtheke gegangen sind, denn der durchschnittliche Neuanschaffungswert eines Mediums der Stadtbiliothek liegt bei etwa 25,- DM.

Ganz abgesehen von der besonderen kulturfördernden Funktion der Bereitstellung und Vermittlung von Büchern/Medien (Leseförderung/Medienarbeit im Jugendbereich), wurden damit den Bocholter Bürgern enorme Dienstleistungen erbracht. Besonders im Bereich der Informationsvermittlung stellt die Stadtbibliothek Bocholt mit ihrem ausgebauten, differenzierten Sachbuchbestand, der Fernleihabteilung und dem Internetzugang für viele Bürger im westlichen Münsterland eine im Medienbereich umfassende Informationsquelle dar. Dadurch ist es verständlich, dass annähernd 20% der angemeldeten Benutzer aus den deutschen bzw. niederländischen Nachbargemeinden kommen.


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Basteln in der Stadtbibliothek
Basteln in der Stadtbibliothek war in den Sommerferien der Renner und wurde von vielen Kindern und deren Eltern begeistert angenommen (v.l.n.r. Lars Wansing, Sara Böggering, Claudia Böggering)

Vorlesen in der Stadtbibliothek
Sehr beliebt sind die Veranstaltungen, die an fast jedem Donnerstag um 15 Uhr stattfinden, erst wird eine Geschichte vorgelesen und danach wird gebastelt.

Johann Fleischmann und Ludger Schmeink
Bibliotheksleiter Johann Fleischmann und der Leiter der Jugendbibliothek, Dipl.-Bibliothekar Ludger Schmeink, stellten am 24.2.2000 die Statistik 1999 vor.