Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 25. Februar 2000

Deutschlandweit einzigartig - Alarmierung von Einheiten der Feuerwehr über SMS

Siemens Bocholt unterstützt Pilotprojekt mit 20 Handys

Bocholt (pd).

Im März 1999 kündigte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) überraschend an, dass im Rahmen einer europaweiten Harmonisierung auch die Frequenzen, die die Feuerwehren für Funk- und Alarmierungszwecke nutzen, bis Dezember 2007 geräumt sein müssen. Somit ist damit zu rechnen, dass bis dahin ein vollständiger Neubau einer Funkinfrastruktur mit dem Ersatz aller vorhandenen Funkgeräte und Alarmempfänger für alle Feuerwehren in Deutschland erforderlich wird. Auch neue digitale Alarmierungssysteme, die heute dem Stand der Technik entsprechen, wären hiervon betroffen.

Vor dem Hintergrund dieser möglichen Entwicklung wurde bei der Feuerwehr Bocholt überlegt, ob und inwieweit man ggf. auch andere Systeme zum Zwecke der Alarmierung von Feuerwehreinheiten nutzen kann. Im Rahmen dieser Überlegungen wurde festgestellt, dass ein Alarmierungssystem auf der Basis der vorhandenen Mobilfunknetze (z.B. D1-Netz) eine mögliche Alternative sein kann, zumal diese Infrastruktur nahezu flächendeckend aufgebaut ist und noch weiter ausgebaut wird.

Technisch wird dies so gelöst, dass mittels eines SMS-Server, der über einen Datex-P Anschluss (das ist quasi eine Standleitung) den Einsatzleitrechner der Feuerwehr Bocholt direkt mit der Short-Message-Servicezentrale der Telekom verbindet, Datentelegramme in das Mobilnetz gesendet werden.

Das bei der Feuerwehr Bocholt vorhandene Einsatzleitsystem wird so modifiziert, dass die "SMS-Alarmierung" vollautomatisch abläuft. Die erforderliche Software wird von Beamten der Feuerwehr Bocholt selbst entwickelt.

Um weitere Erkenntnisse und Erfahrungen hinsichtlich der Eignung dieses Systems zu sammeln, startet die Feuerwehr Bocholt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom und freundlicher Unterstützung der Firma Siemens Bocholt ein auf zwei Jahres angelegtes, deutschlandweit einzigartiges Pilotprojekt. "Hierfür muss dann nicht erst," so Karl-Heinz Dekker, stellvertretender Leiter der ständigen Wache in Bocholt, "für Milliarden von DM europaweit eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden. Wir wollen für den Feldversuch die bestehende Infrastruktur nutzen".

Geplant ist, 50 Feuerwehrmänner mit Handys auszustatten und parallel zum vorhandenen Alarmierungssystem auch über SMS zu alarmieren. "Dass es funktioniert, wissen wir," so Dekker weiter, "wir müssen aber in dem Feldversuch erproben, Erfahrungen sammeln und dann die Ergebnisse zusammentragen". Praktisch kann man das sich etwa so vorstellen, dass der Einsatzleitrechner der Feuerwehr im Wege der Alarmierung ein Datentelegramm erstellt, dieses an den SMS-Server der Telekom weiterleitet und von dort der Feuerwehrmann sein SMS auf das Handy erhält. Hierzu muss die Feuerwehr noch die Schnittstelle zwischen dem Einsatzleitrechner und dem SMS-Server, für die es noch keine Software gibt, erstellen. Mitarbeiter der Feuerwehr sind schon dabei, ein entsprechendes Programm zu schreiben. "Jetzt ist auch denkbar," so Dekker, "dass wir bei den Alarmierungen Rückmeldungen erhalten, ob der Feuerwehrmann kommt oder nicht, d.h., ich weiß sofort, bevor noch ein Feuerwehrmann an der Wache ist, ob er kommt und ob ich noch weiter alarmieren muss". Ein weiterer Vorteil dieser Alarmierung ist der, dass es dann künftig keinen Funkschatten mehr gibt und die Feuerwehrmänner auf jeden Fall erreicht werden.

Die ersten 20 Handys erhielt Bürgermeister Klaus Ehling heute morgen vom Betriebsleiter der Firma Siemens, Friedrich Schröder, überreicht. Die weiteren 30 Handys werden über Kartenverträge von der Telekom zur Verfügung gestellt und dabei wird so verfahren, dass die Stadt 2/3 der Grundgebühr trägt und der jeweilige Feuerwehrmann, der das Handy ja auch privat nutzen kann, das restliche Drittel. "Ich kann der Feuerwehr nur danken," so Schröder, "ist es doch ihr Hauptverdienst gewesen, dass der Firma Siemens bei dem Brand am 19. Januar 2000, keine größerer Schaden entstanden ist. Wenn die Feuerwehr Bocholt nicht so hervorragend gearbeitet hätte, wäre ein derart immenser Schaden entstanden, der die Produktion in Bocholt und auch in Kamplintfort lahmgelegt hätte. Wir haben uns aber nicht nur aus Dank für die hervorragende Leistung an dem Projekt beteiligt, sondern auch deshalb, um die Feuerwehr immer auf dem neuesten technischen Stand zu halten und der, und das ist jetzt unser Eigennutz, soll dann auch von der Fa. Siemens kommen". Gleichzeitig wolle man, so Schröder weiter, mit der Feuerwehr aus dem Pilotprojekt lernen und die Verbesserungsansätze bei der Weiterentwicklung des S 25 gerne mit annehmen.

Wenn die Bilanz des zweijährigen Pilotprojektes positiv ausfällt, ist geplant sämtliche 150 Feuerwehrleute mit Handys auszustatten.

"Derzeit ist das S 25 das einzige Handy," so Karl-Heinz Dekker, "dass unseren Anforderungen entspricht. Wir legen ganz besonderen Wert auf eine saubere und unterscheidbare Signalisierung und Alarmierung. Der Feuerwehrmann muss sofort wissen, dass es die Feuerwehr ist, die das SMS abgesetzt hat".

Auf dem Foto von links nach rechts: Betriebsleiter Siemens, Friedrich Schröder, Bürgermeister Klaus Ehling, Karl-Heinz Dekker, Stadtbrandmeister Heinz Wenning und Christoph Greve von der Deutschen Telekom


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Pilotprojekt Feuerwehr
Am heutigen Tag übergab der Betriebsleiter der Fa. Siemens, Friedrich Schröder, Bürgermeister Klaus Ehling insgesamt 20 Handys zum Start eines Pilotprojektes zur Alarmierung der Feuerwehr über SMS