Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 08. März 2000

Bürgermeister Klaus Ehling empfing Chinesen aus Wuxi

"Wir freuen uns über Ihren Besuch"

Bocholt (pd).

"Wir freuen uns über den Besuch", begrüßte Bürgermeister Klaus Ehling die Delegation aus Wuxi, die für drei Tage in Bocholt weilt. Wuxi ist eine 4,3 Millionen-Stadt im Süden Chinas. Ehling erläuterte die Internationalen Beziehungen, die Bocholt sich in den Jahren aufgebaut hat, stellte die Stadt vor und erläuterte den interessierten Gästen u.a. auch die Grundsätze der städtischen Wirtschaftsförderung. "Die Freundschaft zu China ist sicherlich ein langer Weg der kleinen Schritte," so Ehling zu den Gästen aus China, "möge dieser lange Weg geprägt sein von notwendigem Vertrauen". Nach der Begrüßung fand reger Gedankenaustausch statt. Anschließend nahm Petra Taubach vom Presse- und Informationsamt, die den gesamten Empfang organisierte, die Gäste mit in die Innenstadt zu einer Führung. Die Gäste aus China erhoffen sich aus diesem Besuch weitere Wirtschaftskontakt zu Firmen, die sie im Rahmen des Besuches kennengelernt haben. Darüberhinaus wäre es wünschenswert, wenn Schulen aus Wuxi mit Bocholter Schulen Kontakte aufnehmen würden. Möglichkeiten sah man auch, nach einem Informationsgespräch mit dem Rektor der Fachhochschule über künftige Verbindungen zur Hochschule selbst und zu dem späteren Technologiepark zu sprechen. Der Delegationsleiter Mr. Zong, stv. Vorsitzender der Wuxi Konfernez lud Bürgermeister Ehling sowie den Präsidenten der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft, Stadtdirektor a. D. Hans-Josef Dahlen, in seine Stadt ein.

Text der Begrüßungsansprache im kompletten Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Bürgermeister der Stadt freue ich mich, Gäste aus China, der Stadt Wuxi, begrüßen zu können. Gleichzeitig darf ich Sie, sehr geehrter Herr Dahlen, als Vorsitzender der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft aber auch die übrigen Vorstandsmitglieder herzlich hier im Bocholter Rathaus willkommen heißen. Bocholt an der Grenze zu den Niederlanden war schon immer ein Knotenpunkt in internationalen Beziehungen, insbesondere auch in Wirtschaftsbeziehungen. Dies ergibt sich aus der Geschichte der Stadt, die früher hauptsächlich textilorientiert war und den damit entstandenen Verbindungen der Textilunternehmer in ganz Europa, ja heute in aller Welt. So habe ich vor wenigen Wochen auf einer großen Textil-Weltmesse (Heimtex) in Düsseldorf auch erfahren können, welche globalen Geschäftsbeziehungen auch heute noch Bocholter Textilunternehmer haben. Es ist mir zu Beginn ein besonderes Anliegen, im Namen der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt mich für Ihr besonderes Geschenk - eine Pagode - zu bedanken, die im Frühjahr einen würdigen Platz innerhalb unserer Freizeitanlage, dem Bocholter Aa-See, haben wird. Gerne hätte ich schon im Rahmen Ihres jetzigen Besuches Sie zu einer Einweihung dieser Pagode eingeladen, allerdings sind die notwendigen Vorbereitungen hierzu noch nicht zum Abschluss gekommen und die Deutsch-Chinesische Gesellschaft Bocholt wird hier in den nächsten Wochen noch tatkräftig helfen, um dieses Freundschaftsgeschenk der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Auch wenn ich heute zum erstenmal eine chinesische Delegation als Bürgermeister dieser Stadt begrüßen darf, habe ich mich informiert, welche engen Verbindungen es zu Ihrer Stadt, ja zu Ihrem Land, der Volksrepublik China, gibt. Wesentlich begründen sich diese Beziehungen auf wirtschaftliche Verbindungen und so wünsche ich Ihnen auch, dass Ihre Zielsetzung, in diesem Jahr noch Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) zu werden, in Erfüllung geht. Zurzeit verhandelt Ihr Land auch mit der Europäischen Union in Brüssel und die Mitgliedschaft und damit die Öffnung Chinas beschleunigt auch die Umgestaltung in Ihrem Land, sodass die gute Wirtschaftsentwicklung weiter Fortschritt nehmen wird. Die guten Beziehungen zu Bocholt, insbesondere auch zu zahlreichen Unternehmen in unserer Stadt, sind hierbei nur ein kleiner Mosaikstein; allerdings bilden diese Verbindungen schon eine feste Grundlage, auf die Wuxi und Bocholt gemeinsam aufbauen können. Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen Einiges zu unserer Stadt erzähle. Und ich bin dankbar, dass Frau Rumswinkel meine Rede direkt ins Chinesische übersetzt. Sie sollten wissen, dass sie einen Bocholter geheiratet hat und sich in unserer Stadt wohl fühlt, wenngleich China immer ihre Heimat bleiben wird. Unsere Stadt mit ihren 73.000 Einwohnern und insgesamt 34.000 Arbeitsplätzen hat Zukunftschancen im vereinigten Europa. Wir liegen zwischen den Ballungsräumen Enschede, Arnheim, Ruhrgebiet, an der Nahtstelle der künftigen Ost-West-Achse. Auch gerade hierzu habe ich Ihnen einige Informationsbroschüren über unsere Stadt ausgelegt. Der asiatische, hochbedeutsame Wirtschaftsraum findet in Bocholt große Beachtung und dies schon in Ansätzen seit Jahrzehnten. Bereits 1983 entstanden die ersten Beziehungen Richtung China über den Bocholter Bürger Joachim Becher, der sich mit diesem Land befasste und der aufgrund seines ehrenamtlichen Engagements sogar eine städtische Ehrung erhalten hat. Bocholt war damit eine der ersten Städte in Deutschland nach der Stadt Duisburg, die Kontakte zu China aufbaute. Kontakte entstanden aufgrund dieser ersten Freundschaftsbeziehungen zum Rat in unserer Stadt, zu Vertretern der IHK, der Kreishandwerkerschaft und hieraus entwickelte sich auch die Gründung der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft Bocholt, dessen Präsident mein Vorgänger im Amt, Hans-Josef Dahlen, auch noch heute ist. Wenn auch die sprachlichen Schwierigkeiten manchmal ein Hindernis darstellen; bei allen Begegnungen ist es trotzdem immer möglich gewesen, sich näher kennen zu lernen, voneinander zu lernen. So haben Sie im Rahmen der ersten zwei Tage von Bocholt schon ein wenig gesehen und werden nach diesem Empfang im Rathaus noch eine Innenstadtführung mitmachen. Gestatten Sie mir daher einige Sätze zur Vorstellung unserer Stadt. Bocholt ist nunmehr 778 Jahre alt und im Jahr 1222 erhielten wir die Stadtrechte. Ich kann mir vorstellen, Bocholt mit seinen 73.000 Einwohnern haben sie auf Ihren Landkarten zunächst gar nicht finden können. Bocholt zählt mit dieser Einwohnerzahl zu den Mittelstädten unseres Landes. Wenn Sie den Werbeslogan unserer Stadt im Rahmen der Wirtschaftsförderung einmal gehört haben, dann fiel Ihnen das Suchen unserer Stadt vielleicht leichter. Gerne sagen wir: "Bocholt liegt da, wo Westfalen am Rhein liegt." Dieser Spruch beinhaltet zugleich, dass Bocholt nicht nur eine Bedeutung für die Bürger der Stadt selbst hat, sondern eine besondere Bedeutung für den gesamten Umraum. Bocholt ist bedeutende Industriestadt und zugleich auch Handelsstadt, deren Kennziffern sich nicht hinter denen von Düsseldorf, Essen oder Münster verstecken brauchen. Andererseits sind wir aber auch eine Stadt im Grünen geblieben. Eine Solitärstadt im ländlichen Raum mit einer hohen Qualität öffentlicher und privater Infrastruktur. Wir sind Mittelpunkt und Motor des Wirtschafts- und Arbeitsraumes Bocholt mit einem natürlich gewachsenen Einzugsbereich von etwa 180.000 Einwohnern. Bocholt ist die größte Stadt im westlichen Münsterland mit zentralörtlicher Bedeutung, besonders im Handel als Einkaufsstadt aber auch als Arbeitsort. Als Einkaufsstadt erleben Sie Bocholt heute und auch morgen mit einem besonderen Highlight, denn das erste große überdachte Einkaufszentrum, die Shopping-Arkaden Bocholt, werden in wenigen Stunden eröffnet. Sie haben morgen Gelegenheit, dieses große Zentrum, das ein Magnet für viele Bürger des Umraumes sein wird, kennen zu lernen. Bocholt hat damit eine besonders zentrale Versorgungsfunktion für das Umland. Unsere Stadt hat etwa 34.000 Arbeitsplätze, hiervon alleine 6.000 Einpendler. Unsere Wirtschaftsstruktur steht im Wesentlichen auf drei großen Beinen: Jeweils zu 30 % Textil/Bekleidung, dann der Maschinenbau und letztlich die Elektrotechnik. Im Rahmen der Bemühungen unserer Stadt im Bereich der Wirtschaftsförderung ist natürlich die Grenzlage zu den Niederladen, und Sie haben gestern einen Besuch Richtung Amsterdam gemacht, früher mit besonderen Problemen verbunden gewesen. In einem vereinigten Europa allerdings haben wir große Marktchancen, davon sind wir überzeugt. Bocholt hat eine der größten zusammenhängenden Industrieflächen Nordrhein-Westfalens und manchen Grundstückswünschen von Unternehmen können wir kaum noch nachkommen, denn heute hat die Anzahl der Arbeitsplätze, die mit einem Grundstückskauf verbunden ist, besonderes Gewicht. In diesem Industriepark wurde vor zwei Jahren ein Deutsch-Chinesisches Kontaktbüro eingerichtet. Herr Simon Zhou als Ihr Landsmann leitet dieses Büro und wird besonders von der Firma Pergan, von Herrn Erwin Schlüsener, tatkräftig hierbei unterstützt. In unserer Fachhochschule hat Herr Professor Li Projekte Richtung China umzusetzen und zu beiden gibt es freundschaftliche Beziehungen in viele Bürgerbereiche hinein. Die Deutsch-Chinesische Gesellschaft hat in ihrer Satzung insbesondere die Festigung und Vertiefung des Gedankens der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverstän-digungsgedankens eingebracht. Diese Zielsetzung gilt es zu pflegen und hierzu dient auch Ihr Besuch. Im bürgerschaftlichen Bereich gab es viele Verbindungen: Reisen der Volkshochschule nach China, Aufführungen zahlreicher chinesischer Kulturveranstaltungen innerhalb unseres Theatervereins, Kunstausstellungen und vieles mehr. Wesentlich sind aber auch die Verbindungen vieler Firmen in unserer Stadt zu Regionen Ihres großen Landes und besonders zur Stadt Wuxi. Mit Professor Dr. Li haben wir eine wissenschaftliche Kapazität in unserer Stadt, die für internationales Management Richtung China wichtig ist. Hierfür haben wir zu danken. Die Freundschaft zu China ist sicherlich ein langer Weg der kleinen Schritte. Möge dieser lange Weg geprägt sein von notwendigem Vertrauen. Möge der Weg aber auch die Plattform sein für Wirtschaftsbeziehungen, die für beide Seiten Frucht bringend sind und damit in einem besonderen Interesse einer breiten Bürgerschaft stehen. Ich würde mich freuen, wenn es anschließend auch zu einem Meinungsaustausch kommt und gerne nehme ich von Ihnen Anregungen auf, wie künftig diese Beziehungen Richtung Wuxi weiter sinnvoll gepflegt werden können.


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Wuxi-Empfang
Bürgermeister Klaus Ehling empfing am 8.3.2000 eine Delegation der chinesischen Stadt Wuxi, die sich auf Einladung der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft Bocholt drei Tage in Bocholt aufhält