Landeshauptstadt Magdeburg verleiht Eike-von-Repgow-Preis an Prof. Goydke
Magdeburg.
Der Eike-von-Repkow-Preis 2001 wird an den Richter und Präsidenten des Oberlandesgerichtes Naumburg a.D. Prof. Jürgen Goydke verliehen. In einem Festakt in der Magdeburger Johanniskirche am 25. Oktober nimmt die Witwe des am 8. September 2001 verstorbenen Juristen den Preis entgegen.
Die Landeshauptstadt Magdeburg und die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg würdigen alljährlich mit der Vergabe des Eike-von-Repgow-Preises die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur Mitteldeutschlands und des Gebietes der mittleren Elbe. Zugleich wird mit der Preisverleihung Eike von Repgow als eine bedeutende Persönlichkeit des Mittelalters gewürdigt, die auf dem Boden Sachsen-Anhalts gewirkt hat und an die Verbindung des mitteldeutschen Raums mit anderen Teilen Europas erinnert. Der Preis besteht aus einer Bronze-Statuette des Bildhauers Heinrich Apel, die Eike von Repgow darstellt, einer Ehrenurkunde und einer Dotation in Höhe von 5.000 DM.
Die bisherigen Träger des Eike-von-Repgow-Preises sind:
- Prof. Dr. Ernst Eichler, Slawist (1998)
- Prof. Dr. Günter Mühlpfordt, Historiker (1999)
- Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Ruth Schmidt-Wiegand, Germanistin und Rechtshistorikerin (2000)
- Prof. Dr. Jürgen Goydke, Jurist (2001)
Mit der Verleihung des Eike-von-Repgow-Preises würdigen Stadt und Universität Magdeburg das rechtshistorische und kulturelle Wirken Prof. Jürgen Goydkes über seinen eigentlichen Beruf hinaus. Prof. Goydke war ab 1992 der 1. Präsident des Oberlandesgerichtes Naumburg nach der Wende und ab 1993 zugleich Präsident des Landesverfassungsgerichtes Sachsen-Anhalt. In diesen Positionen hat er Bedeutendes für den Aufbau der Justiz im Lande Sachsen-Anhalt geleistet und insbesondere die Akzeptanz der "neuen Justiz" in der Bevölkerung gefördert.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit hat sich Prof. Goydke fortlaufend wissenschaftlich mit dem Sachsenspiegel beschäftigt. Sein Aufsatz "Die Oldenburger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels aus dem Kloster Rastede" in der Festschrift für das Oberlandesgericht Oldenburg weckte das Interesse der öffentlichen Hand an diesem sogenannten "Oldenburger Sachsenspiegel", so dass ihn schließlich die Niedersächsische Sparkassenstiftung ankaufte. Durch die Gründung einer Stiftungsinitiative hat Prof. Jürgen Goydke maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses bedeutende Kulturgut nicht ins Ausland verkauft wurde, sondern der dauernde Verbleib des Werkes in der Landesbibliothek Oldenburg sicher gestellt werden konnte. Der "Oldenburger Sachsenspiegel" ist neben der Wolfenbütteler, Heidelberger und Dresdner die vierte erhaltene Bilderhandschrift des "Sachsenspiegels"
Sein Wissen über den Sachsenspiegel und Eike von Repgow gab Prof. Goydke auch in Form von Vorträgen und Ausstellungen weiter. Er wirkte darüber hinaus in vielfältiger Weise kulturell anregend in Naumburg und Sachsen-Anhalt, indem er Ausstellungen und Vortragsreihen über rechtshistorische und andere kulturelle Themen organisierte. Unter seiner Präsidentschaft entstanden fruchtbare Kontakte der Justiz zu städtischen Kulturämtern ebenso wie zur Universität Halle.
Seine umfassende Bildung, sein Interesse für Literatur, Kunst und Musik führte immer wieder zu ehrenamtlichem Engagement, so z. B. für die E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft, aber vor allem für die Franckeschen Stiftungen in Halle, deren Kuratoriumsmitglied er war.
Prof. Jürgen Goydke durfte sich noch über die Nachricht freuen, dass ihm der Eike-von-Repgow-Preis 2001 verliehen wird. Das Kuratorium würdigt damit vor allem seine wissenschaftlichen Beiträge über Eike von Repgow sowie seine umfangreiche Vortragstätigkeit zum "Sachsenspiegel" und zur Bedeutung dieses Rechtsbuches bis in die Gegenwart der Rechtssprechung.
Prof. Jürgen Goydke starb am 08. September 2001 überraschend in Karlsruhe. Die Landeshauptstadt Magdeburg und Otto-von-Guericke-Universität werden den Eike-von-Repgow-Preis in einem Festakt am Donnerstag, dem 25.10.2001, um 17.00 Uhr in der Johanniskirche in Anwesenheit seiner Witwe postum überreichen.
Curriculum Vitae
Von Prof. Jürgen Goydke
- geb. am 20.11.1933 in Königsberg
- Studium der Rechtswissenschaften in Münster und Freiburg
- ab 1963 Richter am OLG-Bezirk Oldenburg,
- 1974: Vizepräsident des Landgerichts Osnabrück
- 1978: Richter am Bundesgerichtshof
- Lehrbeauftragter für Strafrecht an der Universität Göttingen
- 1989: "Die Oldenburger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels aus dem Kloster Rastede" - Aufsatz über eine der vier erhaltenen Bilderhandschriften des "Sachsenspiegels" Eike von Repgows
- 1991: Präsident des Bezirksgerichtes Magdeburg
- 1992: Präsident des Oberlandesgerichtes Naumburg
- 1993: Präsident des Landesverfassungsgerichtes Sachsen-Anhalt
- 1993: Honorarprofessor der Universität Göttingen
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