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Magdeburg, 17. Juli 2002
Energiespardedektive an Magdeburger Schulen - Weitlingschule ist Spitzenreiter
Eine Reportage von Janine Lehmann

Orangefarbene Wände, Plakate zum Literatur- und Theaterprojekt, Christina Aguilera in allen Variationen, Sitzecken, um die Zeit zwischen den Stunden zu überbrücken und eine Pinnwand mit Diagrammen, die zeigen, wie viel Strom, Wasser und Heizkosten in den letzten Monaten eingespart wurden - wenn man das Foyer der Wilhelm-Weitling-Sekundarschule in Magdeburg Neu-Olvenstedt betritt, kann man sich schon ziemlich genau vorstellen, dass hier nicht nur trockener Unterrichtauf dem Lehrplan steht.

Zur Zeit sind Ferien und keine Schüler und Lehrer im Haus, vom Schulbetrieb ist nichts zu spüren. Doch kurz vor den Sommerferien überlegten die Schüler der 8a schon, wie es im August weiter gehen soll. In einer der letzten Stunden vor den großen Ferien gab es keinen normalen Unterricht. Das Energiesparprojekt, an dem sich die Schule seit zwei Jahren beteiligt, stand noch einmal auf dem Stundenplan.

Es klingelt zur zweiten Stunde. Die Mathematik- Physiklehrerin Regina Wendt wartet im dritten Stock schon auf ihre Schüler. So langsam trudelt die 8a ein. Irgendwann ist die Klasse vollzählig und es kann los gehen.

"Mit einer Projektwoche fing alles an, jetzt geht es darum, das Fifty-Fifty-Modell dauerhaft fortzuführen", erzählt die Lehrerin.

Zu Beginn des Schuljahres 2000/2001 suchte das städtische Umweltamt Magdeburger Schulen, die sich an einem Energiesparprojekt beteiligen wollen. Der Anreiz: Die Hälfte der eingesparten Energiekosten geht in die Schulkasse, über die andere freut sich der städtische Kämmerer – fifty-fifty also. Die Weitlingschule machte mit. In einer ersten Projektwoche wurden die Schüler zu Energiespardedektiven ausgebildet. "Wir haben drei Gruppen gebildet: Eine für Strom, eine für Wasser und eine für Heizung", erzählt Steven, Schüler der 8a und von Anfang an mit dabei. Jede Gruppe suchte für ihren Bereich Energiesparpotenziale. Gleichzeitig machten sie Vorschläge zum Sparen. Auch das Verhalten ihrer Lehrer nahmen die Schüler ins Visier. Sie sollten zum Beispiel ihre Kaffeetassen zusammen abwaschen und nicht immer einzeln unter fließendem Wasser. Das würde immerhin vier Liter Wasser pro Tag einsparen.

Um die Energiereserven aufzuspüren, haben die Schüler täglich die Strom- und Wasserzähler abgelesen, die Toilettenspülungen und Wasserhähne kontrolliert und die Temperaturen in den Schulräumen gemessen. Dabei kamen sie zu erstaunlichen Ergebnissen. "Die Klassenzimmer waren alle überheizt. Statt 20 Grad waren durchschnittlich 22 Grad in den Räumen", erinnert sich Sven. "Auf den Fluren war es im Winter sogar 24 bis 25 Grad warm", ergänzt Matthias. Um die Raumtemperatur zu senken, haben die drei aus der "Heizungsgruppe" regelmäßig die Thermostate kontrolliert und runter gedreht. Mittlerweile gibt es in jeder Klasse einen "Heizungsbeauftragten". "Vor allem die jüngeren Schüler aus den fünften und sechsten Klassen nehmen das sehr ernst. Die haben da schon mal im Winter die Heizungen komplett runter gedreht", erinnert sich die Lehrerin an die Anfänge und schmunzelt.

"Heizungen auf Stufe 2-3, beim Verlassen des Raumes Licht aus, Wasserhähne richtig zu drehen!" steht auf einem Hinweiszettel, der in jedem Klassenraum an der Tür hängt, sozusagen als Stütze und zur Erinnerung. Dabei sind die Maßnahmen längst fest in den Köpfen der Kinder. Es ist normal, dass die Heizung nur auf "drei" steht und dass sie beim Lüften in der Pause ganz ausgedreht wird. Blaue Pfeile an den Lichtschaltern erinnern daran, dass nur eine von den drei Lichtreihen in den Klassenräumen angeschaltet wird.

Vor dem Projekt ahnte keiner, wie viel Energie man mit kleinen einfachen Veränderungen im Verhalten einsparen kann. "Was es ausmacht, einfach nur darauf zu achten, dass das Licht aus ist und die Heizung nicht auf der höchsten Stufe läuft, ist schon erstaunlich. Das hätte keiner für möglich gehalten", bringt es Regina Wendt auf den Punkt und schließt sich selber dabei nicht aus.

Mit ihrem Spartick haben die Schüler immerhin im ersten Jahr 4.267 DM an Energiekosten eingespart und sind damit absoluter Spitzenreiter unter den am Projekt beteiligten Schulen. "Was in diesem Jahr rauskommt, wissen wir noch nicht, die Schlussrechnung erfolgt erst jetzt in den Sommerferien. Wäre natürlich klasse, wenn wir das Ergebnis vom Vorjahr toppen könnten", blickt Regina Wendt erwartungsvoll in die Zukunft. Die Hälfte des ersparten Geldes bekam die Schule ausgezahlt, sozusagen als Dankeschön und Anreiz weiter zu machen. Der Schulleiter Herr Häberer beschloss, der Projektklasse von der Prämie die Hälfte abzugeben. Mit diesem Geld finanzierte die 8a einen Tagesausflug in den Heidepark Soltau. Der Rest wird für die Schule ausgegeben. So sollen einige Fenster abgedichtet werden. Und vielleicht braucht ja die orangefarbene Wand im Foyer mal wieder einen neuen Anstrich. Helles Grün sieht bestimmt auch nicht schlecht aus.

Wer jetzt neugierig geworden ist und beim Energiesparmodell "fifty/fifty" mitmachen will, kann sich im Umweltamt bei Diana Grünert unter der Telefonnummer 5 40 58 13 oder bei Barbara Koch unter 5 40 58 37 melden.

Hintergrund:

Das städtische Umweltamt startete mit dem Pilotprojekt zur "Energieeinsparung an Magdeburger Schulen" zu Beginn des Schuljahres 1999/2000. Drei Schulen haben sich damals beteiligt. In jedem weiteren Schuljahr kamen drei neue dazu.

Beteiligte Schulen:

1999/2000 Hegel-Gymnasium, Thomas-Müntzer-Sekundarschule, F.A.-Diesterweg-Sekundarschule,

2000/2001 J.-W.- von- Goethe-Sekundarschule, Wilhelm-Weitling-Sekundarschule, Ernst-Reuter-Sekundarschule,

2001/2002 Ernst-Wille-Sekundarschule, Geschwister-Scholl-Gymnasium, Lea-Grundig-Sekundarschule

Ziel des Projektes war es, den Schülern im Bereich des Klimaschutzes die Zusammenhänge zwischen dem eigenen Handeln vor Ort und den globalen Auswirkungen näher zu bringen. Oberstes Ziel des Projektes ist die Energieeinsparung in den drei Bereichen Wasser, Wärme und Strom durch verhaltensbedingte Maßnahmen. Fifty-fifty heißt, dass die Schulen am Schuljahresende 50 Prozent der eingesparten Energiekosten bekommen.

Ablauf: In Vorbereitung des Projektes werden alle Sekundarschulen und Gymnasien in kommunaler Trägerschaft durch das Umweltamt angeschrieben und über das Energiesparprojekt und deren Ablauf informiert. Unter den interessierten Bewerbern werden zusammen mit dem Schulverwaltungsamt und dem Hochbauamt drei Schulen ausgewählt. Mit den Schülern, dem Hausmeister und dem verantwortlichen Lehrer wird zur Einstimmung in das Projekt ein Forum zum Projektinhalt durchgeführt. Den Eltern und Lehrern wird die Thematik auf der Gesamtkonferenz vorgestellt.

Das Projekt beginnt mit einer Projektwoche in den Monaten Oktober/November. Die Schüler werden so in das Thema eingeführt. Während dieser Zeit untersuchen die Schüler die Einsparmöglichkeiten von Wasser, Strom und Heizenergie in ihrer Schule. Zur Weiterführung des Projektes werden für jede Schule konkrete, für die Schüler umsetzbare Maßnahmen erarbeitet.

Einsparungen: In den Schuljahren 1999/2000 und 2000/2001 wurden durch die ersten beteiligten sechs Schulen (bezogen auf den jeweiligen Startwert) insgesamt folgende prozentuale Einsparungen ermittelt:

Strom: 5,81 %; Wasser: 13,88 %; Heizung: 2,69%

Im ersten Projektjahr (Sep. 1999 - Aug. 2000) sparten die drei Schulen 11.396 DM an Energiekosten ein. Im zweiten Projektjahr (Sep. 2000 - Aug. 2001) konnten die sechs Schulen immerhin schon 52.168 DM einsparen. Für die Schuljahre 1999/2000 und 2000/2001 ergab sich insgesamt eine finanzielle Ersparnis von 63.564 DM. Für die drei Schulen, die mit Schuljahresbeginn 2001 starteten, kann die Abrechnung nicht vor Ende des Schuljahres 2002 erfolgen.

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