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Münster, 09.05.2003

Seine Stimme hüllt das Gedicht in eine Aura ein
Multimediale Vorträge erinnern beim Lyrikertreffen an Peter Huchel

Münster. (SMS) Erst zehn Jahre vor seinem Tod 1981 durfte Peter Huchel, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker des 20. Jahrhunderts, aus der damaligen DDR ausreisen. Dort lebte er seit 1954 in einer kleinen Villa in Wilhelmshorst, nahe Berlin, und arbeitete mit einer eigenwilligen Sicht der Dinge, tief verwurzelt in der brandenburgischen Kulturlandschaft, an seiner Dichtung. Aus Anlass seines 100. Geburtstages am 3. April erinnern Lutz Seiler und Lothar Müller beim Lyrikertreffen in Münster in zwei multimedialen Vorträgen an das Leben und Werk Peter Huchels.

Der Leiter des Peter Huchel-Hauses, Lutz Seiler, wird einen intimen Einblick in die ‚Werkstatt‘ Huchels geben. "Am Ende hielten wir etwas in den Händen, was man die ‚Lebensbibliothek’ eines Dichters nennen könnte", berichtet Seiler über ein Treffen mit Monica Huchel, bei dem sie die Bücher aussortierte, die vom letzten Wohnort in Süddeutschland in ihr ehemaliges Haus nach Wilhelmshorst zurückkehren sollten. "Titel, denen Huchel über Jahrzehnte verbunden gewesen war, voller Zettel, Briefe, Notizen und Gedichtentwürfe."

14 Zeichen steckten die Welt ab

Dann zog Monica Huchel ein Notizbuch ihres verstorbenen Mannes hervor, das sich als sein ‚poetisches Grundbuch’ erweisen sollte. "Es ist ein nach Hieroglyphen geordnetes, nummeriertes Metaphernregister für die spontanen Bildeinfälle, das zugleich als abrufbereiter Katalog für Huchels Gedichtproduktion funktionierte", erläutert Lutz Seiler. "Vierzehn Zeichen, mit denen Huchel die Welt in seinem poetischen Grundbuch absteckte." "Im Falle des Verlusts zu senden an Peter Huchel ..." schrieb der Dichter in den Umschlag seines zentralen Werkbuchs hinein.

Den eigentümlichen Vortragsstil Peter Huchels charakterisiert Lothar Müller in seinem Beitrag mit dem Paradox des "Pathos der Monotonie". Der Literaturkritiker und Redakteur ordnet die Leseweise des Lyrikers historisch ein und stellt in selten zu hörenden Tondokumenten den "Kahlschlag-Gestus" der Autoren nach dem Zweiten Weltkrieg dem pathetischen "Vorkriegston" der großen Rezitatoren gegenüber.

Pathos der Monotonie

"Eines will diese Stimme nicht: deklamieren, expressiv sein. Sie hat etwas Unnahbares, einen höheren Auftrag", beschreibt Müller die Vortragsart Huchels. "Seine Stimme zelebriert das Gedicht in nahezu gleichmäßigem Tonfall, hüllt es in eine Aura ein. Die Formal dafür ist paradox: Pathos der Monotonie."

Vorträge am Samstag, 17. Mai, um 17 Uhr im Kleinen Haus der Städtischen Bühnen Münster; Karten Theaterkasse, Telefon 02 51 / 41 467-100.

Foto: Hieroglyphen und Metaphern: Einblick in das poetische Grundbuch von Peter Huchel.


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Lyrikertreffen: Notizbuch Peter Huchel

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