Landeshauptstadt Magdeburg: PRESSEINFORMATIONEN

Magdeburg, 22. Oktober 2004

Brückenschlag bringt historische Sternbrücke zurück ins Stadtbild!

Stahlüberbau wird eingeschwommen

Der Wiederaufbau der Sternbrücke geht in die entscheidende Phase: Mit dem Einschwimmen des Stahlüberbaus erfolgt in den nächsten Tagen der Brückenschlag über die Elbe. Gemeinsam mit Sachsen-Anhalts Minister für Bau und Verkehr, Dr. Karl-Heinz Daehre, gibt Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper am kommenden Dienstag, 26.10.2004, 08:00 Uhr, das Startsignal zum Einschwimmen der Sternbrücke über die Elbe.

Der Oberbürgermeister freut sich, dass nach nunmehr 59 Jahren die 1945 zerstörte Verbindung zwischen dem Stadtpark Rotehorn und dem südlichen Stadtzentrum wieder hergestellt wird. "Ich drücke allen Ingenieuren und Brückenbauern die Daumen, dass das Einschwimmen erfolgreich gelingt und der Wiederaufbau planmäßig fortgesetzt werden kann, damit wir die Brücke zu unserem Stadtjubiläum im nächsten Jahr einweihen können."

Der zu bewegende Stahlüberbau besitzt ein Gesamtgewicht von ca. 900 Tonnen. Er wird bereits am Samstag am westlichen Elbufer von den Fachkräften der Stahlturm- und Apparatebau Magdeburg GmbH auf vier so genannte Verschubschlitten fixiert und in Richtung Elbe verschoben. Am Montag erfolgt die Positionierung des von einer holländischen Spezialfirma bereitgestellten Pontonverbandes unter der Brückenkonstruktion, die bis dahin bereits rund 30 Meter über das Flussbett ragt. Nach dem Startsignal von Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper am Dienstagmorgen erfolgt der Einschub über die Elbe zum östlichen Ufer. Dieser Prozess soll bis Dienstagabend beendet sein. Für das Einschwimmen der Sternbrücke muss die Elbe vollständig gesperrt werden.

Der bereits für Juli dieses Jahres geplante Einschub war wegen des Niedrigwassers der Elbe verschoben worden. Weil auch für diesen Monat nicht mit einem Ansteig des Elbpegels auf die nach ursprünglich geplanter Variante erforderlichen 1,75 Meter gerechnet wurde, musste die Technologie geändert werden. Durch die Verteilung der Bauwerkslast auf die jetzt genutzten Spezialpontons ist der aktuelle Wasserstand kein Hindernis mehr.

"Ich bin sicher, die neue Sternbrücke wird das Stadtbild im Süden der Altstadt ganz wesentlich aufwerten", freut sich OB Dr. Lutz Trümper auf den Brückenschlag. "Mit Blick auf das Stadtjubiläum 2005 wird nicht nur ein architektonisches Schmuckstück über die Elbe zurückkehren, sondern ein weiterer Schritt unternommen, die Elbe noch mehr in das städtische Leben zu integrieren."

Interessierte Magdeburgerinnen und Magdeburger sind herzlich eingeladen, dabei zu sein, wenn ein Stück historisches Magdeburg wieder ersteht. Das Tiefbauamt weist darauf hin, dass die durch Zäune und Absicherungen markierten Baustellen auf beiden Seiten des Elbufers nicht betreten werden dürfen.

Der Startschuss zum Wiederaufbau der Sternbrücke erfolgte im September 2002. Von zahlreichen Diskussionen um eine originalgetreue Kopie begleitet, begannen Mitte der 1990-er Jahre die Planungen zum Wiederaufbau der 1945 gesprengten Stahlbogenkonstruktion. Dabei war zunächst vorgesehen, die zwei noch vorhandenen historischen Gewölbebögen auf der östlichen Seite, beide Widerlager der ursprünglichen Sternbrücke sowie die Natursteinverkleidungen zu sanieren bzw. rekonstruieren. Sie sollten Teil der neuen Sternbrücke sein. Das Hochwasser im August 2002 hatte die erhaltenen Brückenteile jedoch so stark beschädigt, dass auch sie erneuert werden mussten. Die dadurch entstandenen Mehrkosten in Höhe von knapp acht Millionen wurden aus den Zuwendungen des Landes Sachsen-Anhalt zur Wiederherstellung der vom Hochwasser der Elbe und ihrer Zuflüsse geschädigten Infrastruktur getragen.

Die historische Sternbrücke war 4-spurig ausgebaut. Die neue Sternbrücke soll ausschließlich durch den öffentlichen Personennahverkehr, Fußgänger und Radfahrer sowie öffentliche Transportmittel genutzt werden. Der Individualverkehr sowie der Wirtschaftsverkehr (Anlieferung und Entsorgung) fahren weiterhin über die Strombrücke in den Stadtpark. Dies führte zur Planung einer 2-spurigen Fahrbahn. Damit wird der Neubau schmaler sein als das historische Original. Zum Vorhaben gehört auch ein Parkplatz für den Individualverkehr an der Elbebahnhofsbrücke.

Hinweis: Die Kolleginnen und Kollegen der Medien sind zum Startsignal für den Einschub der Sternbrücke am kommenden Dienstag,26.10.2004, 08:00 Uhr herzlich eingeladen.

Hintergrund

1. Zur Geschichte des Bauwerkes

1886 - 1899 erste Überlegungen zum Bau einer Elbquerung vom Zentrum zur Berliner Chaussee (Südbrückenzug), Kostenschätzung 1,5 Mio. Reichsmark

  1. Beschluss des Magistrates zum Bau einer 4-spurigen Querung mit Straßenbahnverbindung (zunächst nur bis Rotehornpark) ca. 2,2 Mio. Reichsmark

  2. 1914-1922 Bau durch Grün & Bilfinger AG und (Dyckerhoff & Widmann AG zur Unterbausanierung Pfeiler)14. Juni 1922 Eröffnung durch Reichsverkehrsminister Geheimer Oberbaurat Marx, Oberpräsident Hörsing, Stadtbaurat Dr. Henneking und Oberbürgermeister Beims. Damalige Länge 272 m mit Stahlbogen 130 m sowie 20m breite Fahrbahn. Mit der Einweihung erhielt die Brücke in Anlehnung an die alten Festungsanlagen und das Kavalier Stern ihren Namen "Sternbrücke".

 

Als Besonderheit ist anzumerken, dass 1915 durch unterirdische Quellen (tiefliegendes hoch gespanntes Grundwasser) sowie deren aggressive chemische Zusammensetzung sich die bereits errichteten Strompfeiler extrem setzten und schief stellten. 1915 bis 1919 wurden vor Ort intensive Untersuchungen und Versuche mit speziellen Betonzusammensetzungen in einem Labor durchgeführt. 1919 begann der Abriss der flach gegründeten Pfeiler und ihr Wiederaufbau mit einer Spezial-Gründung. Die offizielle Abrechnungssumme damals betrug 24.599.130,- Reichsmark (Über diverse Geldwertungen und Inflation entspricht die Summe dem Wert von ca. 100 Mio. DM!)

Weitere Besonderheit: Stadtbaurat Bruno Taut ließ aus Kostengründen die Turmaufbauten an den Brückenpfeilern streichen. Aber den Werkbundarchitekten bewogen auch andere Gründe zu diesem Änderungsantrag an den Magistrat im Jahre 1921. Der Eifelturm stand nicht nur Pate für den Werkbund, sondern war Träger der Idee von der Ästhetik einfacher, technischer Konstruktionen aus Eisen und Stahl. Der Fachwerkdoppelbogen sollte ohne "Schnickschnack" seine baukünstlerische Wirkung entfalten. Der zweite Teil des Änderungsantrages von Bruno Taut sah die farbliche Gestaltung der Stahlkonstruktion in leuchtendem Rot vor. Dies allerdings wussten seine Gegner zu verhindern. Im Zuge der Welttheaterausstellung 1927 im Rotehornpark und der Bebauung des Ausstellungsareals wurde dann das Konzept der direkten Querung zur Berliner Chaussee nicht mehr weiter verfolgt, da sonst der Erholungs- und Ausstellungspark zerschnitten worden wäre. Als "baulicher Rest" der damaligen Überlegung einer leistungsfähigen 4-spurigen Elbquerung (Stromelbe wie Alte Elbe) ist heute noch der freie Platz in der Büchnerstraße mit dem Sportplatz und dem Garagenkomplex Struvestraße zu sehen sowie der 4-spurige Teil der Friedrich-Ebert-Straße mit dem begrünten Mittelteil der fiktiven Straßenbahntrasse!

Am 12. April 1945 gegen 11. 00 Uhr wurde der Stahlbogen durch die deutsche Wehrmacht gesprengt.

2. Technische Daten

Spannweite des Stahlbogens über der Elbe: 137 m

Gesamthöhe des Stabbogens 20 m

Höhe des Fachwerkdoppelbogens: max. 3,60 m im Stich

Breite der Stahlbrücke: 2 Fahrbahnen, 6,5 m breit

2 Gehwege li./re. je 2,5 m

Gesamtbreite: 15 m

Höhe über Bemessungswasserstand: 7 m

Spannweite westl. Gewölbebrücke: 28.5 m

Durchfahrtshöhe westl. Gewölbebrücke: 6,5 m im Scheitel Spannweiten östl. Gewölbe: 29,4 m; 25,5 m; 21,7 m Durchflusshöhe östl. Gewölbe: 7,0 / 5,9 / 5,7 m im Scheitel

Investitionssumme gesamt: 18.733.370,24 Euro

davon Stadtanteil 2.065.619,20 Euro

Zuwendung aus dem GVFG-

Förderprogramm: 6.196.857,60 Euro

Wasser- und

Schifffahrtsamt 2.520.668,97 Euro

Hochwasserzuwendungen

zur Schadensbeseitigung: 7.950.224,46 Euro




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Frau Dr. Cornelia Poenicke
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