Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 28. Januar 2005

Bundespräsident ehrt Josef Niebur

Bocholter erhält Verdienstmedaille /Gedenken an 130 ermordete Juden aus Bocholt

Bocholt (pd).

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, Donnerstag, 27. Januar 2005, wurde der Bocholter Josef Niebur mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Aus den Händen von Landrat Gerd Wiesmann erhielt er diese hohe Ehrung wegen seiner besonderen Verdienste um das Allgemeinwohl.

Josef Niebur hat sich seit Jahrzehnten mit einem außergewöhnlichen Engagement als ehrenamtlicher Historiker und Verfasser sowohl des für die lokale Geschichtsschreibung wichtigen und über die Region hinaus bekannten Buches "Juden in Bocholt" als auch zahlreicher historisch-wissenschaftlicher, darstellender, erinnernder und mahnender Beiträge in lokalen Zeitungen und Zeitschriften, wie z.B. zuletzt noch in "Unser Bocholt", eingesetzt. Im Rahmen von Gedenk- und Vortragsveranstaltungen und bei der Initiierung und Umsetzung von Ausstellungen ist er eine der zentralen und gestaltenden Persönlichkeiten. Er arbeitet nicht nur in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft mit sondern ist auch im Arbeitskreis "Synagogenlandschaft" sowie im Bereich der katholischen Kirche tätig. Er engagiert sich u.a. für die Qualitätssicherung in der Bischof-Ketteler-Schule. Am 18. Mai 1994 wurde Josef Niebur für dieses Engagement bereits mit der Stadtplakette in Silber der Stadt Bocholt ausgezeichnet.

"Im Mittelpunkt Ihrer Beiträge", so der Landrat zu Josef Niebur, "steht der Mensch, seine Lebensgeschichte, sein Schicksal und seine Hoffnungen." Niebur hatte in den vergangenen Jahren Kontakt zu zahlreichen ehemaligen Bocholterinnen und Bocholter gehalten und einige selbst besucht. Er kennt ihre Lebensgeschichte und ihr Schicksal sowie das ihrer Angehörigen.

Bürgermeister Peter Nebelo erinnerte daran: "Das Wissen um die Vergangenheit muss uns wachsam machen für die Gegenwart." Und weiter: "Die Geschichte Bocholts ist untrennbar mit den jüdischen Bewohnern verbunden. Verlieren wir den Teil unserer Geschichte nie aus den Augen." Er überbrachte Josef Niebur die Glückwünsche und den Dank von Rat und Verwaltung der Stadt Bocholt für dieses besondere Engagement.

In seiner Dankesrede, die vom stellvertretenden Leiter der Volkshochschule und Freund Nieburs, Reinhold Sprinz, verlesen wurde, widmete Josef Niebur seine Verdienstmedaille seiner verstorbenen Mutter und besonders den 130 aus Bocholt stammenden Juden. Er sagte: "Mit dem Bundesverdienstkreuz werde nicht ich sondern vor allem die 130 Bocholterinnen und Bocholter geehrt, die in den Jahren 1933 – 1945 fern ihrer Heimat ermordet wurden.", Er dankte darüber hinaus seinen Freunden und Helfern aus den verschiedenen Gremien für die erwiesene Unterstützung. Außerdem erinnerte er an Berthold Löwenstein, der in der Nähe der heutigen Buchenpassage wohnte. Nieburs Wunsch und Forderung nach dieser Ehrung ist es, 63 Jahre nach Ermordung Löwensteins dort einen Weg nach dem letzten israelischen Gemeindevorsitzenden Bocholts zu benennen.


Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Bundesverdienstkreuzverleihung Josef Niebur 1
Josef Niebur, hier mit Landrat Gerd Wiesmann (rechts) erhielt am 27. Januar 2005 das Bundesverdienstkreuz verliehen
Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt

Bundesverdienstkreuzverleihung Josef Niebur 2
Auch Bürgermeister Peter Nebelo (rechts) gehörte zu den Gratulanten des BVK-Trägers Josef Niebur
Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt

Bundesverdienstkreuzverleihung Josef Niebur 3
Reinhold Sprinz trug für Josef Niebur die Dankesworte für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes vor
Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt