Landeshauptstadt Magdeburg: PRESSEINFORMATIONEN

Magdeburg, 17. April 2007

Pomarius-Chronik neu aufgelegt

Magdeburg.

 

Das Werk „Magdeburger Stadtchroniken““ von Johannes Pomarius  ist im Verlag Janos Stekovics neu aufgelegt worden. Der Freundeskreis „Magdeburger Symbole“ übergab heute im Alten Rathaus das erste Exemplar des Nachdruckes an Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper.

 

Magister Johannes Pomarius war ein stolzer Bürger Magdeburgs. In diesem Bewusstsein hat er die „Magdeburger Stadtchroniken“ sowie die „Geschichte der Sachsen und Nidersachsen“ verfasst. Er bediente sich dabei einer Form der Geschichtsschreibung, die sich im Mittelalter sowie im 16. und 17. Jahrhundert häufig fand. Johannes Pomarius - Pfarrer an der Kirche St. Peter (heutige St. Petrikirche) in Magdeburg - schrieb eine Chronik. Er hat sich mit dieser enormen Fleißarbeit auch als Geschichtsschreiber hervorgetan.

 

Die stattliche Reihe der Chroniken des deutschen Mittelalters und der beginnenden Neuzeit lässt sich, abgesehen von den Biographien und Monographien über besondere Ereignisse, nach ihrem Inhalt in drei Hauptgruppen einteilen:

 

Ÿ         Die erste Gruppe bilden die Chroniken lokalen Inhalts, die mit der Gründung einer Stadt, eines Bistums oder Stiftes beginnend, sich vorzugsweise auf die Geschichte der engern Heimat beschränken.

Ÿ         Die zweite Gruppe sind die Reichschroniken oder Reichsannalen, die mit dem Aufkommen eines Herrscherhauses, mit den Anfängen des deutschen Reiches oder schließlich gar mit dem Beginn des römischen Imperiums unter Augustus oder Caesar beginnen. Im weiteren Rahmen wird die Geschichte des deutschen Volkes innerhalb und außerhalb seiner Grenzen (Römer- und Kreuzzüge) dargestellt.

Ÿ         Die dritte Gruppe bilden die sogenannten Weltchroniken, die mit der Legende der Weltschöpfung nach altjüdischer Auffassung die Geschichte des alten Orients nach eben dieser Quelle oder auch nach deren Auszügen in frühmittelalterlicher Zeit schildern.

 

Magdeburg ist in der glücklichen Lage, zu allen drei Gruppen Publikationen stellen zu können. Die älteste Chronik Magdeburgs, das „Chronicon Magdeburgense“ (neuerdings auch als Bischofschronik bezeichnet) wird in der ersten Hälfte des elften Jahrhunderts begonnen. Sie hebt mit der legendenhaften Gründung der Stadt durch Caesar, ihren ebenso sagenhaften Wiederaufbau durch Karl den Großen und ihrem Aufschwung durch die Gründung des St. Moritzklosters unter Otto dem Großen (937) an.

 

Sie ist von mehreren Autoren und zu verschiedenen Zeiten fortgesetzt worden und beinhaltet die Biographien der Erzbischöfe bis zum Tode Ernst von Sachsens (1513). Diese Chronik mit überwiegend lokalem Inhalt stammt zum größten Teil wohl aus den Kreisen des Domstiftes. Dieses Werk ist als „Magdeburger Bischofschronik“ anlässlich der 1200-Jahr-Feier Magdeburgs in einer Übersetzung von Hermann Michaëlis aus dem Jahre 1917 neu aufgelegt worden.

 

Das Werk des Johannes Pomarius zur „Geschichte der Sachsen und Nidersachsen“ aus dem Jahre 1588 gehört zur ersten Gruppe. Ausführlich wird die Geschichte mit vielen Holzschnitten bis zum 16. Jahrhundert beschrieben. Die Pomarius-Chronik ist kein umfangreiches wissenschaftliches Werk, sondern die Beschreibung lebt vom lokalen Kolorit und ist geprägt vom protestantischen Glauben des Autors.

 

Als Reichschronik ist der Chronographus Saxo jetzt als Magdeburger Annalen oder Jahrbücher zu bezeichnen. Er ist am Ausgang des 12. Jahrhunderts wahrscheinlich im Kloster Berge verfasst worden und beginnt in den Zeiten von Kaiser Augustus beziehungsweise vom Beginn der schriftlichen Zeitrechnung bis zu Otto dem Großen. Der Chronographus Saxo fußt auf der Weltchronik Ekkehards von Aura und benutzt stark die Magdeburger Bischofschronik in ihrer Fassung bis 1023.

 

Später reduziert sich das Werk zu einer Reichschronik, die dann für Magdeburgs Geschichte nur spärliche Nachrichten bietet (sie sind überwiegend schon in anderen Quellen beschrieben). Die Chronik führt bis 1180 mit einigen Zusätzen aus späterer Zeit.

 

Der Gruppe der Weltchroniken ist das unter Flacius Illyricus entstandene Werk der „Magdeburger Centurien“ zuzuordnen. Seit Christi Geburt wird jedes Jahrhundert in einem Band bis zum 14. Jahrhundert von einem Autorenkollektiv in deutscher und lateinischer Sprache beschrieben. Zur 1200-Jahr-Feier im Jahre 2005 wurde diese Weltchronik von Dr. Günther Korbel in moderner Sprache nachempfunden und ist zweibändig 2007 im Verlag Janos Stekovics erschienen.

 

Umso auffälliger ist zu Beginn der Neuzeit das Wirken von Johannes Pomarius, der zuerst in deutscher Sprache die „Magdeburger Stadtchroniken“ (1587) und ein Jahr später die „Geschichte der Sachsen und Nidersachsen“ (1588)  zum Druck gebracht hat. Pomarius suchte mit dieser Schrift eine Rechtfertigung der christlichen Lehre um jeden Preis. Er ist weit entfernt von dem Bestreben der Magdeburger Centuriatoren unter der Leitung des Flacius, der als Leiter der von ihm herausgegebenen ersten protestantischen Kirchengeschichte in den Jahren 1559 bis 1574 in einer scharfen und nicht tendenzlosen Kritik der Vergangenheit der katholischen Lehre aufging.

 

Fast dreißig Jahre später erzählt Pomarius die Sachsengeschichte nicht unter einem heilsgeschichtlichen oder kirchenpolitischen Aspekt, obgleich das Seelenheil der Sachsen von Cäsar bis in seine Zeit deutlich im Vordergrund steht. Pomarius war, das zeigt die Lektüre ganz deutlich, ein schlichter frühneuzeitlicher Chronist, der sich vor allem an den christlich-evangelischen Leser in Magdeburg wandte, dort wo des „Herrgotts Kanzlei“ stand.

 

Aus diesem Grunde kommt den deutschsprachigen Veröffentlichungen des Johannes Pomarius eine besondere Bedeutung für die Magdeburger Geschichte zu. Insofern freut sich der Freundeskreis „Historische Stadtsymbole“, das Werk „Chronica der Sachsen und Nidersachsen"

“ herausgeben zu können. Das Buch ist im Verlag Janos Stekovics erschienen und zum Preis von 65 Euro im Buchhandel erhältlich.

 

Zum Freundeskreis „Magdeburger Symbole“ gehören u.a. Sachsen-Anhalts Minister für Landesentwicklung und Verkehr Dr. Karl-Heinz Daehre als Schirmherr, die Magdeburger Stadträte Jens Ansorge und Falko Balzer als Vorsitzende sowie der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr Jörn Marx und sein Vorgänger Werner Kaleschky und der Unternehmer Rainer Riegg.




[Drucken]


Stadt Magdeburg
Frau Dr. Cornelia Poenicke
Büro des Oberbürgermeisters
Teamleiter Öffentlichkeitsarbeit und Bürgeranliegen, Pressesprecherin
Alter Markt 6
39104 Magdeburg
Telefon: (03 91) 5 40 27 69
FAX: (03 91) 5 40 21 27
E-Mail: presse@magdeburg.de
URL: www.magdeburg.de

Die Pressestelle "Landeshauptstadt Magdeburg" ist Mitglied bei presse-service.de [http://www.presse-service.de/]. Dort können Sie Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und per E-Mail abonnieren. presse-service.de