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Magdeburg, 12. Juli 2007
OB Trümper empfängt ehemalige jüdische Mitbürger im Rathaus

Magdeburg.

Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper hat heute im Alten Rathaus Frau Ruth Hagen-Nemovicher sowie deren Tochter Naomi Millan und Enkelin Alexandria Millan empfangen. Ruth Hagen wurde am 9. August 1928 in Magdeburg geboren, 1933 floh die jüdische Familie vor den Nazis aus Magdeburg. Während ihres Besuches im Rathaus trugen sich Frau Hagen-Nemovicher und ihre Angehörigen ins Gästebuch der Landeshauptstadt ein.

 

Frau Hagen-Nemovicher lebt heute in Florida, wo sie sich u.a. in der Holocoust Survivor Group engagiert. Sie gehörte zu den Gästen der Einweihung des Holocoust Museums in Washington D.C.

 

OB Dr. Trümper berichtete den Gästen über die Anstrengungen Magdeburgs, sich dem dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte zu stellen und Orte der Erinnerung zu schaffen. „Um die Erinnerung auch bei den nachwachsenden Generationen wach zu halten, müssen wir uns dieser Auseinandersetzung immer wieder stellen, auch wenn dies unbequem und manchmal quälend ist.“ Dazu gehören nicht nur Orte des Gedenkens, sondern auch Berichte von Zeitzeugen, Ausstellungen, Vorträge oder Lesungen über die Zeit zwischen 1933 und 1945. „Dazu gehört ebenso die Auseinandersetzung mit Neonazis und deren Gedankengut“, so OB Trümper. „Das Magdeburger Bündnis gegen Rechts vereint viele demokratischen Parteien und Strömungen in dieser Auseinandersetzung.“ Ob Dr. Trümper dankte den Gästen, dass sie mit ihrem Besuch und der Teilnahme an einer Unterrichtsstunde im Fach Geschichte am Hegelgymnasium einen Beitrag geleistet haben, jungen Menschen dieses Kapitel der deutschen Vergangenheit nahe zu bringen.  

 

Während ihres einwöchigen Aufenthaltes in der Landeshauptstadt besuchten die Gäste u.a. den israelitischen Friedhof, lernten bei einer Stadtrundfahrt die Sehenswürdigkeiten Magdeburgs kennen und waren im Stadtarchiv. Am kommenden Sonntag fliegen die Gäste zurück nach Florida.

 

 

 

Hintergrund

 

Geschichte der Juden in Magdeburg

- Anzahl der jüdischen Bewohner 1925:      2.361 (297.151 Einwohner)

                                                      1933:      1.973 (306.894 Einwohner)

- 9.11.1938: Zerstörung der Synagoge, an ihrer Stelle (Julius-Bremer-Str.) steht heute ein Mahnmal für die jüdischen Opfer des Naziregimes mit der Inschrift:

 

„Dem Nazi-Terror fielen 1.521 Magdeburger jüdischen Glaubens,

darunter 287 unschuldige Kinder, zum Opfer.“

 

- nur 83 Mitglieder der Synagogengemeinde überlebten den Nazi-Terror

- seit 1989 stieg die Zahl der Gemeindemitglieder wieder

 

Begegnungen/Aktionen

Nach seiner Wahl zum OB veröffentlichte Dr. Polte 1990 einen Aufruf an alle ehemaligen Magdeburger, die ihre Vaterstadt aus religiösen oder politischen Grünen verlassen mussten und lud sie ein, nach Magdeburg zurückzukehren. Auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters von Jerusalem Teddy Kollek nahm Dr. Polte 1991 an der internationalen Bürgermeister-Konferenz in Jerusalem teil. Vom 24. bis 31. Mai 1994 weilten erstmals 20 jüdische Bürger, die in Magdeburg geboren sind und ihre Heimatstadt nach 1933 verlassen mussten, auf Einladung der Landeshauptstadt in Magdeburg. Für alle war es die erste Begegnung mit Magdeburg seit ihrer Emigration, für die meisten die erste Reise nach Deutschland. Seitdem haben ehemalige jüdische Mitbürger immer wieder ihre Geburtsstadt besucht und sind vielfach offiziell durch den Oberbürgermeister empfangen worden.

 

Seit 1990 gab es vielfältige Begegnungen mit jüdischer Kultur und jüdischen Künstlern, u.a. mehrere Konzerte mit Giora Feidman, dem „König des Klezmer“. Darüber hinaus gehören Ausstellungen, Vorträge und Podiumsgespräche über israelische Literatur, die Geschichte und aktuelle Politik Israels und die deutsch-israelischen Beziehungen in Vergangenheit und Gegenwart inzwischen zum Alltag in Magdeburg. Erinnert sei an Gedenkveranstaltungen für den jüdischen Arzt Dr. Otto Schlein, Ausstellungen zu Nomi Rubel, die der Landeshauptstadt ihren schriftstellerischen Nachlass übereignet hat, an die Benennung von Straßen (Arthur-Ruppin-Straße) und die Taufe der neugebauten Brücke über die Elbe auf den Namen „Jerusalem-Brücke“ im Jahr des 3000jährigen Jubiläums dieser Stadt.

 

Alljährlich finden am 9. November Gedenkveranstaltungen statt – am Denkmal der Synagoge und auf dem jüdischen Friedhof. Seit 2001 erinnert das Denkmal „Magda“ an eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald gleichen Namens, wo mehr als 2000 Häftlinge – überwiegend Juden aus Ungarn – zu Tode gequält wurden. Hier gedenken alljährlich am 27. Januar Vertreter von Stadt, Land, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Parteien und Bundeswehr der Opfer des Nationalsozialismus. 

 

Stolpersteine

Seit dem 18. März 2007 erinnern in Magdeburg auch Stolpersteine an ehemalige jüdische Mitbürger. Der Stadtrat hatte 2005 auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beschlossen, sich der Möglichkeit des Erinnerns und Gedenkens durch so genannte Stolpersteine vor Hauseingängen und auf Gehwegen anzuschließen, von denen es inzwischen mehr als 9.000 in über 190 Städten und Gemeinden Deutschlands gibt. Eine Arbeitsgruppe, der neben der Stadtverwaltung und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auch die Vereine "Miteinander e.V." und "Förderverein Neue Synagoge Magdeburg e.V." sowie das Ökumenische Domgymnasium angehören, hat in einem ersten Forschungsprojekt Informationen über 13 ehemalige Magdeburgerinnen und Magdeburger zusammengetragen. Den ersten Stolperstein verlegte OB Dr. Lutz Trümper am 18. März 2007 auf der Ostseite des Alten Rathauses für Bürgermeister Dr. Herbert Goldschmidt. Der sozialdemokratische Bürgermeister war 1933 von der Gestapo aus seinen Diensträumen abgeführt worden, er wurde 1943 in einem Konzentrationslager bei Riga ermordet. Weitere Stolpersteine wurden auf dem Alten Markt und in der Leibnizstraße verlegt.

 

 

 

 



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Teamleiter Öffentlichkeitsarbeit und Bürgeranliegen, Pressesprecherin
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