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Magdeburg, 05. Oktober 2007
Die Zollbrücke hat ihre allegorischen Figuren zurück
Instandsetzung der Zollbrücke weitgehend abgeschlossen

Magdeburg.

 

Mit der feierlichen Enthüllung von drei der vier allegorischen Figuren der Zollbrücke durch Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper kehrt heute ein weiteres Stück Historie zurück ins Stadtbild. Die vierte Skulptur wird nach ihrer Fertigstellung voraussichtlich im Dezember das Ensemble komplettieren. Mit der Wiederaufstellung der schmückenden Plastiken steht auch die Instandsetzung der Zollbrücke kurz vor dem Abschluss. Am Wochenende wird der Behelfstunnel demontiert.

 

Am 9. Februar 2004 hatte der Stadtrat die Wiederherstellung der Brückenfiguren beschlossen. Da eine Restaurierung der Originale aufgrund der starken Verwitterung und der großen Substanzverluste nicht mehr zweckmäßig war, wurde gemeinsam mit Denkmal-Fachbehörden entschieden, Kopien aufzustellen. Die Originale haben heute v.a. einen musealen Wert.

 

Mit großer Wahrscheinlichkeit bestehen die vier originalen Plastiken aus einem Thüster Kalkstein, einem sehr weichen Naturstein aus dem Weserbergland zwischen Hildesheim und Hameln. Für die Kopien wurde ein marmorähnlicher, weißer, fester Kalkstein aus Lens (Frankreich) verwendet, da das Originalmaterial steht heute nicht mehr in solch großen Blöcken zur Verfügung steht und das Material aus Frankreich weniger witterungsanfällig ist.

 

Die vier allegorischen Figuren symbolisieren die Schifffahrt, den Handel, die Industrie und die Landwirtschaft. Sie wurden nach einem Auswahlverfahren durch die  Bildhauer und Steinrestauratoren

-         Wieland Schmiedel, Crivitz („Schifffahrt“)

-          Markus Gläser, Leipzig („Handel“ und „Industrie“)

-         Guntram Kretschmar, Müggendorf („Landwirtschaft“)

neu gefertigt.

 

Für die Neuanfertigung der vier Zollbrückenfiguren wurden insgesamt 365.000 € aufgewandt, davon 320.000 € aus dem städtischen Haushalt. 45.000 € wurden von Sponsoren zur Verfügung gestellt, darunter der Stadtsparkasse Magdeburg, der ÖSA, der Städtischen Werke Magdeburg und von Lotto Toto.

 

 

Mit der feierlichen Enthüllung von drei der vier allegorischen Figuren ist auch die verkehrstechnische Instandsetzung der Zollbrücke weitgehend abgeschlossen. Durch umfangreiche Sicherungsarbeiten konnte das Bauwerk für die weitere Nutzung erhalten werden. Dabei wurden Balustraden und Postamente erneuert, die Stirnringverankerung im Gewölbe erneuert und die ausgewaschenen Blöcke des Stützmauerwerkes ersetzt.

 

Außerdem wurden die alten Masten durch neue, kombinierte Masten für Beleuchtung und den Fahrdraht der Straßenbahn ersetzt. Für die verkehrstechnische Instandsetzung der Zollbrücke wurden insgesamt 1,717 Mio. € eingesetzt, davon 1,085 Mio. € Fördermittel. Die erforderlichen Restarbeiten erfolgen in der kommenden Woche, die allegorische Figur „Landwirtschaft“ wird nach ihrer Fertigstellung voraussichtlich im Dezember 2007 ergänzt.

 

 

Geschichtliches

Der Bau der Zollbrücke war 1876 beschlossen worden. Sie gilt als älteste Steinbrücke Magdeburgs, die bildkünstlerisch anderen Städten entlang der Elbe und den weiten Handelsverbindungen der Stadt die Referenz erweisen sollte.

 

Mit den bekrönenden – seinerzeit keineswegs unumstrittenen -  Figuren sollten um 1880 nicht namhafte Persönlichkeiten oder „hervorragende Männer“ der Magdeburger Stadtgeschichte dargestellt werden, sondern Eigenschaften „der gesamten Bürgerschaft“ wie „Mannhaftigkeit, Entschlossenheit, Einmüthigkeit und Tüchtigkeit für glorreiche Thaten“.

 

Deshalb symbolisieren die vier Figuren als Allegorien die wirtschaftlichen Hauptaufgaben einer Stadt des ausgehenden 19. Jahrhunderts.  Alle vier Skulpturen stellen jeweils eine männliche stehende Figur und ein Kind oder Jüngling dar - beide sind jeweils mit symbolischen Attributen versehen.

 

Jede der stehenden männlichen Figuren hält ein für den Beruf typisches Werkzeug in der Hand:

-         die „Schifffahrt“ ein Ruder

-         die Industrie einen Zirkel,

-         der Handel ein Buch und Schreibgerät (Füller)

-         die Landwirtschaft eine Sichel.

-          

Weitere Bildattribute sind:

Schifffahrt:            Anker, Taue, Ruder, Fender, rückseitig: die Teildarstellung eines Schiffes

Fabrik-Industrie:             Amboss, Vorschlaghammer, Zirkel und rückseitig ein 1 m hohes Zahnrad

Handel:            Geschäftsbuch, Habet - Debet (Soll & Haben),  Warenballen ( = Baumwolle), Geldsack (Geld zählendes Kind)  und Kiste mit Signum

Landwirtschaft:            Bienenkorb, Getreidegarben (1,60 m hoch), Erntekorb, Kind mit Rübe, an der Rückseite: Baumgewächs.

 

Die vier allegorischen Skulpturen wurden in den Jahren 1880 bis 1882 von Emil Hundrieser entworfen, einem der bedeutendsten Bildhauer der Wilhelminischen Kunstepoche. Sie wurden speziell für die Zollbrücke Magdeburg in einer heute nicht mehr bekannten Werkstatt geschaffen.

 

Bedeutende Arbeiten von Emil Hundrieser (1846-1911) sind auch an anderer Stelle in Magdeburg anzutreffen, z. B.

-         vier Reliefs am Krieger-Denkmal am Fürstenwall (die Gesamtanlage stammt von Hermann Eggert, 1877)

-         das Lutherdenkmal neben der Johanneskirche (1883-86).

-         eine Schrift- und Porträttafel am Hasselbach-Brunnen (Gesamtanlage von Karl Bergmeier, um 1888)

 

Da der Bildhauer Hundrieser seine Symbolfiguren mit sehr tiefen Unterschneidungen arbeitete, nahm er seinerzeit einen sehr weichen Stein, was zur Folge hatte, dass dieser den Witterungsbedingungen auf Dauer nicht standhielt.

 

An den Originalen waren um 1990 ca. 50 % der Oberflächen um ca. 0,5 bis 1,5 cm abgewittert. Somit waren feingliedrige Teile der Arme und Hände der Kinderplastiken sowie die Gesichter schon verloren gegangen. Dies beeinträchtigte die ästhetische Wirkung sehr. Trotzdem ist jede Figurengruppe für sich noch erkennbar und in ihrer Grundsubstanz erhalten.

 

Die Figur „Industrie“ war am meisten zerstört und verwittert. 1987 war die „Schifffahrt“ bei einem Verkehrsunfall mit einem sowjetischen Militärfahrzeug vom Postament gestoßen worden und in die Zollelbe gestürzt. Sie wurde vom damaligen VEB Denkmalpflege Magdeburg (heute wieder Paul Schuster GmbH) geborgen. Die drei verbliebenen, stark verwitterten Plastiken wurden im Auftrage des Tiefbauamtes nach 1990 abgebaut und eingelagert.



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