Magdeburgs Beigeordneter für Kultur, Schule und Sport, Dr. Rüdiger Koch, empfing heute im Alten Rathaus den ersten Deutschen im All. Während seines Besuches trug sich der Kosmonaut Dr. Sigmund Jähn in das Goldene Buch der Landeshauptstadt Magdeburg ein.
Der Kosmonaut Dr. Sigmund Jähn weilt derzeit auf gemeinsame Einladung der Landeshauptstadt und der Organisatoren der Veranstaltungsreihe zur Luftfahrtgeschichte Magdeburgs in der Stadt. Im Rahmen seines Besuches hat er sich heute im Alten Rathaus mit Vertretern der Stadt getroffen und sich in das Goldene Buch der Landeshauptstadt Magdeburg eingetragen. Am Sonntag wird der Raumfahrtexperte im Rahmen des Kolloquiums „Deutsche Beiträge zur bemannten Raumfahrt“ im Technikmuseum einen Vortrag halten und darstellen, welche Bedeutung er Magdeburg – als Wiege der Raumfahrt – beimisst. Das Kolloquium ist Teil der Feierlichkeiten zur Magdeburger Fluggeschichte, die an die Pionierleistungen auf diesem Gebiet erinnern und auf Magdeburgs aktuellen Beitrag für die Luft- und Raumfahrt aufmerksam machen sollen.
Die Landeshauptstadt Magdeburg feiert in diesem Jahr zwei für die Geschichte der Luft- und Raumfahrt bedeutende Jubiläen: Den 100. Geburtstag des ersten Deutschen Motorfluges durch Hans Grade im November 1908 auf dem Cracauer Anger (Jubiläumsfeierlichkeiten im Oktober) und das 75-jährige Jubiläum des ersten Pilotenraketenstarts.
Am 29. Juni 1933 startete auf dem Gut Mose bei Wolmirstedt die erste Magdeburger Pilotenrakete. Der Raumfahrtpionier Rudolf Nebel beeinflusste mit dem Start der von ihm konstruierten und gebauten ersten Pilotenrakete maßgeblich die Entwicklung der Flüssigkeitsrakete und läutete damit in Magdeburg die Geburtsstunde der modernen Raumfahrt ein. Der Bau der Rakete wurde damals nur durch einen Kredit der Magdeburger Stadtbank in Höhe von 35.000 Reichsmark möglich, für den der Magdeburger Magistrat unter Oberbürgermeister Ernst Reuter die Bürgschaft übernahm.
Anlässlich des Jubiläums der Pilotenrakete veranstalten das Kuratorium Industriekultur in der Region Magdeburg e.V., der Verein Junkerswerke Magdeburg e.V. und die Otto-von-Guericke-Gesellschaft e.V. eine gemeinsame Ausstellung im Magdeburger Technikmuseum zum Thema „Stand Magdeburg am Anfang der bemannten Raumfahrt?“ sowie drei Kolloquien zu verschiedenen Gesichtspunkten der Raumfahrt.
Veranstaltungstermine
– Ausstellung „Stand Magdeburg am Anfang der bemannten Raumfahrt?“ mit einem Modell der Pilotenrakete
31. Mai - 31. Dezember 2008, Technikmuseum Magdeburg
– Kolloquium „Deutsche Beiträge zur bemannten Raumfahrt“
29. Juni 2008, 10.00 Uhr, Technikmuseum Magdeburg
– Kolloquium „Stand der heutigen Raumfahrttechnik und Forschung. Pläne für die Zukunft mit Erläuterungen zur Bedeutung dieser Forschungen“
06. Juli 2008, 10.00 Uhr, Technikmuseum Magdeburg
Vita Dr. Sigmund Jähn
Geboren: 13. Februar 1937 als Arbeiterkind in der sächsischen Gemeinde
Morgenröthe-Rautenkranz
Familienstand: verheiratet (Ehefrau Erika Jähn), zwei Töchter
1955 Beginn seiner Laufbahn als Offizier bei der Nationalen Volksarmee
der ehemaligen DDR
1955 – 1958 Offiziersschüler an der Fliegerschule
1958 – 1966 Offizier einer Jagdfliegerstaffel
1966 – 1970 Studium an der Militärakademie Monino der Luftstreitkräfte der
damaligen UdSSR
1970 – 1976 Inspekteur für Jagdfliegerausbildung bzw. für Flugsicherheit im Stab
der Luftstreitkräfte
1976 Kosmonautenausbildung für den Flug ins All im sowjetischen
„Sternenstädtchen“ bei Moskau
26.08.1978 Start seiner einwöchigen Weltraummission an Bord des Raumschiffes
Sojus 31. Damit war er der erste Deutsche im Weltraum.
Der bis dahin unbekannte Düsenjägerpilot Sigmund Jähn avancierte dadurch über Nacht zum Volkshelden und erhielt nach seiner Rückkehr den Ehrentitel „Fliegerkosmonaut der DDR“.
1983 Promotion zum Dr. rer.nat. auf dem Gebiet der Fernerkundung der Erde am Zentralinstitut für Physik der Erde, Potsdam
seit 1990 freier Berater im russischen Kosmonauten-Ausbildungszentrum des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
seit 1993 ist er darüber hinaus auch als Berater für die europäische
Raumfahrtorganisation ESA (European Space Agency) tätig
– Sigmund Jähn ist der einzige DDR-Bürger mit All-Erfahrung geblieben.
– Für sein Lebenswerk erhielt er 1999 den ostdeutschen Medienpreis „Goldene Henne“. Seit 2001 trägt ein Planetoid seinen Namen.
– Sigmund Jähn ist bis heute aktiv im Dienst der Raumfahrt unterwegs und veröffentlichte bereits zahlreiche Publikationen zu Fragen der Fernerkundung und der Entwicklung der bemannten Raumfahrt.
– Er lebt heute in Strausberg bei Berlin.
Hintergrund zum Goldenen Buch
Das Goldene Buch der Stadt gibt es seit 1931, es wurde unter Oberbürgermeister Hermann Beims eingerichtet. Die erste Eintragung datiert vom 10. Mai 1931, damals trugen sich die Mitglieder des Magistrats ins Goldene Buch ein. Die Einträge aus der Zeit zwischen 1931 und 1949 sind nicht mehr auffindbar. Von 1949 bis 1985 gab es ein Erinnerungsbuch, in das sich Gäste der Stadt eintrugen.
Seit 1995 wird das Goldene Buch in der Tradition von 1931 weitergeführt. Der Eintrag ist eine besondere Ehrung für Personen, die die Stadt besuchen oder die sich in besonderer Weise um Magdeburg verdient gemacht haben.
Neben Politikern, Botschaftern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, haben sich in den zurückliegenden Jahren die Ehrenbürger der Stadt Igor Belikow, Heinz Gerling und Dr. Willi Polte sowie erfolgreiche Sportler wie der Handballer Stefan Kretzschmar oder der Boxer Sven Ottke in das Goldene Buch eingetragen. Auch Magdeburger Künstler wie der Glasgestalter Reginald Richter und Generalmusikdirektor a.D. Roland Wambeck sowie besonders engagierte Bürger wie der Vorsitzende der Magdeburgischen Gesellschaft von 1990 e.V. Hans P. H. Schuster und Dr. Rotraud Tönnies von der Bürgerinitiative Olvenstedt wurden mit der Eintragung in das Goldene Buch geehrt.