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Münster, 11.12.2008

"Die richtige Nische finden"
Arbeitsgemeinschaft Münster und Integrationsfachdienst schaffen für Behinderte berufliche Perspektiven

Münster (SMS) Behinderten Menschen dauerhafte Arbeit zu verschaffen, ist eine Aufgabe für Spezialisten. Die Arbeitsgemeinschaft Münster (AMS), in der die Stadt und Arbeitsagentur bei der Umsetzung von Hartz IV zusammenarbeiten, greift dabei auf die Kompetenz des Integrationsfachdienstes (IFD) Münster zurück - mit Erfolg, wie sich am Beispiel von Kumrija Köster zeigen lässt.

2006 kam Kumrija Köster nach Deutschland. Eine Migrantin mit großem Handicap: Die 40-Jährige ist, seit sie in Donipetric im ehemaligen Jugoslawien zur Welt kam, gehörlos. Zwar hat sie gelernt, sich mit Gebärden verständlich zu machen. Doch für Kumrija Köster gibt es kein einfaches Arbeitsleben in ihrer neuen Heimat. Fast jede Absprache stellt sie vor Probleme.

Mit Unterstützung von Heike Tischmann hat Kumrija Köster die Barrieren überwunden. Die IFD-Mitarbeiterin beherrscht die Gebärdensprache und ebnete ihr den Weg zu einem Arbeitsplatz mit regelmäßigen Zeiten, Lohn und sozialer Absicherung. Im Gästehaus der Johanniter-Akademie an der Weißenburgstraße arbeitet die gelernte Schuhmacherin seit Mai als Zimmermädchen 30 Stunden in der Woche. "Eine Gesellschaft ist nur dann gerecht, wenn sie schwächeren Menschen hilft und ihnen eine Chance gibt, sich in der Berufswelt zu integrieren", sagt Akademieleiter Joachim Schmidt, der sich seit geraumer Zeit für die Zusammenarbeit mit dem IFD stark macht.

Betten beziehen, Staubsaugen, Handtücher aufhängen - anzupacken ist Kumrija Köster gewohnt. Es hat seine Zeit gebraucht, bis sie die Abläufe so verinnerlicht hatte, dass die Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen klappt. "Wenn Gehörlose und Hörende zusammenarbeiten, kommt es oft unbeabsichtigt zu Missverständnissen", erläutert Tischmann. Dann ist sie zur Stelle, um für Kumrija Köster oder für deren Arbeitskollegen zu übersetzen. Aus dieser Art der Verständigung ist längst gegenseitiges Verständnis geworden, berichtet Petra Drees, die für die Gehörlose erste Ansprechpartnerin ist. "Einige aus dem Team lernen zurzeit die Gebärdensprache."

Heike Tischmann ist eine von zehn Spezialistinnen und Spezialisten beim Integrationsfachdienst, die im Auftrag der AMS passgenaue Arbeit für erwerbsfähige Schwerbehinderte und Rehabilitanden suchen. "Wir müssen ganz genau hinschauen und die richtige Nische finden", so Teamleiterin Annemarie Stückenschneider. Dabei seien Flexibilität und unkonventionelle Lösungen gefragt.

Über 1000 Betriebe hat der IFD in der Datenbank. Die Bereitschaft, körperbehinderte oder psychisch kranke Menschen einzustellen, sei groß, spricht Stückenschneider der Wirtschaft ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein zu. Doch nicht jede Zusammenarbeit funktioniert. In einem Praktikum testen Arbeitgeber und Arbeitnehmer deshalb, ob sie zusammenpassen. Drei Faktoren machen den Integrationserfolg aus und bestimmen die IFD-Arbeit: gute Vorbereitung der Arbeitsuchenden, fachliche Beratung der Unternehmen und intensive Begleitung des Prozesses der betrieblichen Eingliederung.

Für AMS-Geschäftsführer Dr. Thomas Gahlen leistet der IFD "eine ungeheuer wichtige unterstützende Arbeit, auf die wir nicht verzichten können". Denn jeder der drei AMS-Arbeitsvermittler im Bereich Rehabilitation und Schwerbehinderte ist für jeweils 500 erwerbsfähige Hilfebedürftige mit - wie es offiziell heißt - "besonderen Vermittlungshemmnissen" zuständig. Gahlen: "Bei diesem Pensum sind uns bei der individuellen Betreuung einfach Grenzen gesetzt. Vor allem, wenn eine Behinderung besonders hohe Hürden zum Arbeitsmarkt setzt, müssen Spezialisten ran."

Foto:

Die Verständigung klappt: Die gehörlose Kumrija Kösters (r.) - hier mit Petra Drees - arbeitet im Johanniter-Gästehaus als Zimmermädchen. Foto: Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Die Arbeitsgemeinschaft Münster (AMS)

Fast 20 000 Menschen in Münster sind angewiesen auf finanzielle Unterstützung durch die Arbeitsgemeinschaft Münster (AMS), um den Lebensunterhalt und die Wohnung zu sichern. Seit 2005 ist es Aufgabe der AMS, diesen Menschen Zugang zu den verbrieften Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II - besser bekannt als Hartz IV - zu ermöglichen. 2007 gewährte die AMS, in der die Stadt Münster und die Agentur für Arbeit Münster zusammenarbeiten, Leistungen in Höhe von fast 100 Mio Euro.

Zweite Aufgabe der AMS ist es, die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. 13 Mio Euro setzte sie 2007 für Weiterbildung, Trainingsmaßnahmen, Arbeitsgelegenheiten, berufsvorbereitende Maßnahmen, Eingliederungszuschüsse und viele weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Arbeitsaufnahme ein. 7100 Menschen profitierten davon: von arbeitslosen Jugendlichen, Zuwanderern und älteren Arbeitnehmern bis zu alleinerziehenden Frauen, Erwerbslosen ohne Ausbildung und Menschen mit Behinderungen. 30,3 Prozent der Geförderten wurden in den Arbeitsmarkt eingegliedert.

Hauptsitz der Arbeitsgemeinschaft Münster ist das Stadthaus 2 am Ludgeriplatz, Nebenstellen gibt es in Kinderhaus und Hiltrup. Die Arbeitsgemeinschaft hat zurzeit rund 210 Beschäftigte.


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Kumrija Kösters (r.) und Petra Drees
Foto: AMS / Berthold Stein

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