Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 29. April 2009

Vor 90 Jahren: Erste Maikundgebung in Bocholt

Bocholt (pd).

Am 15. April 1919 bestimmte die Weimarer Nationalversammlung den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag. Diese Bestimmung war allerdings nur auf das Jahr 1919 begrenzt. Vielerorts, so auch in Bocholt, rief man an diesem Tag zu Demonstrationen für den Völkerbund, den Weltfrieden und zur Freigabe der deutschen Kriegsgefangenen aus dem Ersten Weltkrieg auf. Das vom Stadtarchiv Bocholt ausgewählte "Foto des Monats" zeigt die Veranstaltung zum 1. Mai 1919 auf dem Bocholter Marktplatz.

Als sich vor dem Historischen Rathaus eine größere Menschenmenge einfand, herrschte nasskaltes Regenwetter. Zwei Tage zuvor hatte es in Bocholt sogar noch ausgiebig geschneit. Viele Leute nutzten ihren Regenschirm und trugen warme Kleidung. Sie gruppierten sich um einen Redner, der auf einem Schemel stand, um besser gehört zu werden.

Es fällt auf, dass er mit dem Rücken zur Menge, in Richtung Rathaus sprach. Links neben ihm wurde ein Transparent getragen mit der Aufschrift "Wir fordern unsere Kriegsgefangenen zurück". Die ersten Meter vor dem historischen Gebäude wurden freigelassen, eine Musikkapelle begleitete die Kundgebung.

Dabei war es nicht die einzige Demonstration, die an diesem Tage in Bocholt stattfand. Die Stadtverordneten der Wirtschaftlichen Vereinigung, der Verständigungsliste und des Zentrums hatten zu einer Massenkundgebung auf dem Kaiser-Franz-Josef-Platz (heute Benölkenplatz) und zu einer anschließenden Volksversammlung im Schützenhaus aufgerufen. Dagegen verzichteten die Gewerkschaft Freie Vereinigung, die Freie Arbeiterpartei und die Parteilose Vereinigung ausdrücklich auf einen Demonstrationszug am 1. Mai und luden stattdessen zu einer Feier in den Gasthof Lakemann (Betreiber Telake, heute: "Neue Liebe") ein. Es gab allerdings noch eine weitere, nicht näher bezeichnete "Maifeier-Kommission", die die "Volksgenossen u. Bürger von Bocholt" in einer Zeitungsanzeige zu einer Demonstration an einem ungenannten Ort aufrief.

Der Name des Redners auf dem Foto und Initiatoren der möglicherweise politisch ausgerichteten Versammlung sind bislang nicht bekannt. Immerhin gibt das Bild, das offenkundig aus einem Obergeschoss des Rathauses mit Blickrichtung in die Königstraße aufgenommen wurde, Zeugnis über die erste Maikundgebung in Bocholt.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt, 02871/953349


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Die erste Maikundgebung in Bocholt auf dem Rathausplatz im Jahre 1919. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)