Alle Meldungen Basisinformationen Münster-Fotos Presseinfos abonnieren Suche Druckansicht |
![]() ![]() |
| ||||
30 Künstler gingen auf eine Reise durch das Münsterland Münster / Münsterland (SMS). Die Provinz ist ein Erfolgsmodell. Viele Musiker, Maler, Bildhauer, Literaten, Aktionskünstler und Filmemacher stammen schließlich vom Land. Doch Kunst und Kultur reklamieren die Metropolen nach wie vor für sich. Auf der Suche nach einer neuen Definition von „Provinz“ hatte der Filmservice Münster.Land 30 Kulturschaffende auf eine dreitägige Reise durch die Region eingeladen. Unterwegs waren Vertreter aller Kunstsparten aus Münster, dem Münsterland und der niederländischen Provinz Overijssel. Provinz gleich provinziell und provinziell gleich rückständig und kulturlos? – Soziologe Professor Dr. Rolf Eickelpasch erklärte in seinem einführenden Vortrag in Münster diese Verbindung als überholt und heizte damit einen regen Meinungsaustausch an. Natürlich gelten Dorf und Stadt genau wie Natur und Kultur gemeinhin als Gegensätze. Doch der Informationsfluss sei dank des medialen Netzes überall ähnlich schnell. Zudem eröffne sich längst für jeden ein Möglichkeitssinn, der erlaube über den Tellerrand zu schauen. Dabei sei es das Privileg der Intellektuellen und Künstler zu irritieren und zu befremden. Und: Provinz, das sind immer die anderen. Definitionen wie „Provinz“ oder „provinziell“ würden immer von außen an eine Region oder an Menschen herangetragen, so Eickelpasch. „Zwei Treppen rauf, zwei Treppen runter. Aufhängen oder an das Meer fahren.“ Autor Martin Becker fügte der Betrachtung der „Provinz“ bei einer Autorenlesung im Kulturgut Haus Nottbeck nahe Oelde (Kreis Warendorf) am Abend eine weitere Facette hinzu. Geboren 1982 im Sauerland, stellte er seinen Erzählband „Ein schönes Leben“ vor, in dem die Provinz ihren schrägen Bewohnern wenig Perspektiven bietet. Becker schildert den Darstellungszwang der tonangebenden Bürger und ihre Versuche, sich aus dem Provinziellen zu erheben. Um das Thema „Provinz im Film“ ging es bei einer Podiumsdiskussion am nächsten Morgen auf Gut Nottbeck. „Am Anfang war ich nur ein frustrierter Provinzbubbi. Das Leben floss dahin und meine Umgebung labberte dummes Zeug“, begann Filmemacher Hans-Erich Viet das Gespräch mit Journalist Werner Hinse und Drehbuchautor Christoph Busch, der die Podiumsdiskussion moderierte. Viets Rettung kam mit dem Filmclub in Leer und einem zweiten Standbein in Berlin. Bekannt geworden ist er gemeinsam mit Detlef Buck und „Karniggels“. Doch auch Werke wie „Frankie, Jonny und die anderen“ über Jugendliche zu Beginn der 90er Jahre haben Kultstatus. Viet porträtiert seine Protagonisten als Gleicher unter Gleichen. Ganz anders, mehr mit dem Blick von außen, empfinde er die Darstellung des Münsterlandes in Krimiserien, sagte Werner Hinse. Nie werde hier die Wirklichkeit gezeigt, Großmastbetriebe etwa, nie die industriell geprägte, moderne Landwirtschaft, sondern immer eine Pseudo-Idylle mit verarmten Bauern und ihren drei glücklichen Freiland-Schweinen. Nach soviel „Provinz-Theorie“ zog es die Künstlergruppe zu einem Spaziergang im Burgsteinfurter Bagno (Kreis Steinfurt), wo sie auch die Konzertgalerie besuchte. Anschließend gab es im Huck-Beifang-Haus einen regen Austausch mit dem örtlichen Kunstverein über „Leben und Arbeiten in der Provinz“. Abends schließlich stand in Nottuln (Kreis Coesfeld) in der Gaststätte Denter „Rieses kleiner Talk“. Unterhaltungskünstler Adam Riese, wie seine Gäste auch Teilnehmer der Tour de la Province, interpretierte das Thema „Provinz“ in seinen Interviews mit Schauspieler Harald Redmer und Kinderbuchautorin Usch Luhn auf seine ganz eigene Weise. Wie das abwertende Urteil „provinziell“ erfolgreich überwunden werden kann, demonstrierte der Geschäftsführer des Künstlerdorfs Schöppingen (Kreis Borken) Dr. Josef Spiegel am nächsten Morgen. Provinz könne man nicht mehr einfach verorten. Münster sei für Köln vielleicht provinziell, aber Köln für Berlin, und Berlin für London. Es käme immer auf die Perspektive an. Wichtig sei, das Landleben nicht Verzicht bedeute. Er könne inzwischen alles über das Internet bekommen. Ein Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre der Institution zeige, dass es auf den künstlerischen Inhalt ankomme und die Stipendiaten darüber international wahrgenommen würden. Wichtig sei ihm der Austausch mit Medien und Wissenschaften sowie der Netzwerkgedanke. Bildzeilen: 30 Künstlerinnen und Künstler aus dem Münsterland und der Provinz Overijssel gingen mit dem Filmservice Münster.Land auf eine Reise durch die innere und die äußere Provinz. Foto: Presseamt Stadt Münster/Fisch. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei. Professor Dr. Rolf Eickelpasch eröffnete das Symposium "Du bist Provinz" mit einem Vortrag über "Soziologie der Provinz". Foto: Presseamt Stadt Münster/Fisch. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Texte und Fotos im Internet: www.muenster.de/stadt/presse
Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten: Vorlesung
Filmservice-Provinz
|
||||
[Zurück] |
Herausgeberin: Stadt Münster, Presse- und Informationsamt, 48127 Münster Tel. 02 51/4 92-13 00, -13 01, -13 02, Fax 02 51/49 2-77 12 www.muenster.de/stadt/medien, presseamt@stadt-muenster.de |
![]() |