Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 03. März 2010

„Eine kleine Revolte mit großer Wirkung“

Florence Hervé präsentierte Geschichte des internationalen Frauentags

Bocholt (pd) .

Einen spannenden und informativen Abend zur Geschichte des internationalen Frauentags erlebten die Gäste zur Auftaktveranstaltung des diesjährigen Bocholter Frauentags am 2. März 2010 im Historischen Rathaus. Die Autorin Dr. Florence Hervé erzählte aus der bewegten Geschichte des 8. März.

„Heute ist ja alles besser“ – mit diesen Worten stellte die 1. stellvertretende Bürgermeisterin Christel Feldhaar eine Welt vor, in der gleiche beruflichen Chancen für Frauen und Männer gelten, Frauen das gleiche Geld verdienen, keine Doppelbelastung bei Familie und Beruf existiert und bei den Olympischen Spielen das IOC-Komitee 50:50 mit Frauen und Männern besetzt ist. „Oder?“, mit dieser offenen Frage beendete sie ihr Grußwort. 

 

Eine Welt, wie sie Feldhaar beschrieben hat, gibt es allerdings - noch - nicht. Viele Frauen in aller Welt setzen sich für Gleichberechtigung ein.  

Die Geschichte des internationalen Frauentags, weitgehend unbekannt, unerhört und ungehört, stellte die Autorin Florence Hervé kurzweilig vor. Mit dem Beschluss im Jahr 1910 zum internationalen Frauentag ist „eine kleine Revolte mit großer Wirkung“ entstanden.

 

Hervé erklärte in ihrem Vortrag den Zuhörerinnen und Zuhörern, wo die Idee zu diesem Tag herkam und welches die Vorläufer gewesen sind. Die Entwicklung der Frauenbewegung begann Ende des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Frauen waren damals z. B. im Familien- und Erbrecht benachteiligt und kämpften bis zur Gründung dieses Tages im Jahr 1910 bereits seit rund 50 Jahren für die Rechte der Frauen.

 

Auf einem Kongress im August 1910 reichte die Frauenrechtlerin und internationale Sozialistin Clara Zetkin den Vorschlag zur Gründung eines internationalen Frauentags ein. In den Jahren nach 1910 wurden die Veranstaltungen zum internationalen Frauentag an verschiedenen Daten abgehalten, meistens im März an einem Sonntag, da dies der einzige freie Tag der Arbeiterfrauen war.

 

1915 brach die internationale Zusammenarbeit auf Grund des 1. Weltkrieges ab. Erst 1920, als das Internationale Frauensekretariat immer noch mit Clara Zetkin neu gegründet wurde, wurde beschlossen, dass ab 1921 der 8. März ein festes Datum sein sollte.  Der Streik von New Yorker Textilarbeiterinnen in den Jahren 1957 und 1908 erinnert z. B. an dieses Datum.

 

Mit der Neudefinition des internationalen Frauentags ab 1920 bis zum Jahr 1933 schilderte die Referentin die verschiedenen Stationen, die die Frauenbewegung in dieser Zeit durchlief. Ab dem 8. März 1933 war eine Durchführung des internationalen Frauentags nicht mehr möglich. Trotzdem fanden in den Jahren 1936 in Madrid und Marseille Frauendemonstrationen statt. Selbst in den Konzentrationslagern begingen die Frauen diesen besonderen Tag. Am 8. März 1944 hielten die inhaftierten Frauen im Frauengefängnis von Cottbus eine heimliche Zusammenkunft zu diesem Tag ab, so Hervé.

 

Die erste große Demonstration nach dem 2. Weltkrieg fand im Jahr 1950 aus Anlass des 40jährigen Bestehens des internationalen Frauentags statt. In den 60er und 70er Jahren geriet das Gedenken an diesen Tag in der Bundesrepublick Deutschland immer mehr in Vergessenheit.

 

Die Vereinten Nationen nahmen den 8. März im Jahr 1975 in den UNO-Kalender mit den bedeutenden Gedenktagen auf. Sie beschlossen, dass dieser für die Rechte der Frau und den Weltfrieden bestimmt ist. Im Jahr 1981 richtete der Deutsche Gewerkschaftsbund (DBG) wieder den 8. März aus. Im Osten entwickelte sich dieser Tag zu einer sozialistischen Feier und Muttertag.

 

Heute ist in rund 30 Ländern der 8. März ein gesetzlicher Feiertag. Im Jahr 2001 fand der erste Weltfrauenmarsch statt. Alle fünf Jahre, so auch in diesem Jahr, wird dieser Frauenmarsch ausgerichtet. In 2010 geht er von Kurdistan bis in den Kongo und soll bis zur Ankunft am 17. Oktober 2010 so gegen Gewalt an Frauen, Frieden und Abrüstung demonstrieren.

 

Fraglich ist, so Hervé, ob in Deutschland der internationaler Frauentag im Jahr 1911 als Jubiläumsjahr begangen wird oder bereits im Jahr 1910. „Warum nicht doppelt feiern“, schloss sie ihren Vortrag, „Gründe gibt es bis heute genug“.

 

Die Veranstaltung wurde musikalisch von Sabine Roderburg am Klavier untermalt. Sie spielte verschiedene Stücke von berühmten Komponistinnen, so z. B. Clara Schumann oder auch Angela Davis.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de


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Frauentag 2010 Auftakt
Auftaktveranstaltung zum internationalen Frauentag am 2. März 2010 (v.l.n.r.): Referentin Florence Herve, Gleichstellungsbeauftragte Annette Hünting und Pianistin Sabine Roderburg - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt

Frauentag 2010 Auftakt 2
Bocholts erste stellvertretende Bürgermeisterin Christel Feldhaar spricht zur Auftaktveranstaltung zum internationalen Frauentag am 2. März 2010 im Historischen Rathaus - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt